— 223 — faßt. Auch das neue Merkblatt hat die Form eines hübſch ausgeſtatteten kleinen Buches und enthält außer dem Text die Sprechſtunden der Säuglingsfürſorgeſtellen ſowie Raum zur fortlaufenden Eintragung des Gewichts des Kindes. Schließlich wurde auf der Unterlage längerer Beratungen eine Normaltrink⸗ flaſche eingeführt. Die Säuglingsfürſorgeſtellen ſollen die Flaſchen von der ſie liefernden Firma in Kommiſſion übernehmen und an die Mütter zum Preiſe von 10 Pf. für das Stück verkaufen. Am Schluſſe des Berichtsjahres wurde dem neugewählten Stadtrat für Hygiene das Dezernat für die Säuglingsfürſorge übertragen, in der Verfolgung des für die Schaffung dieſer Stelle maßgebenden Gedankens, das geſamte Gebiet der ſtädtiſchen Geſundheitspflege in eine Hand zu legen. Die 6 Säuglingsfürſorgeſtellen ſind 1910 insgeſamt von 4006 Kindern in Anſpruch genommen worden gegenüber 3561 im Jahre 1909 und 2750 im Jahre 1908. Davon waren 3015 eheliche und 991 uneheliche (1909: 2778 und 783; 1908: 2647 und 632). Die Steige⸗ rung gegenüber den Vorjahren betrifft alſo beide Gruppen gemeinſam. Von den 4006 be⸗ handelten Kindern waren im Berichtsjahr 1910 neuaufgenommen 2750 (2017 eheliche, 733 uneheliche), während die übrigen dem Vorjahre entſtammten. 138 Kinder wech⸗ ſelten die Fürſorgeſtellen, der Wanderungswechſel iſt alſo hier kein allzu erheblicher. Da die Zahl der Geburten 5707 (4794 ehel., 913 unehel.) betrug, ſo ergeben dieſe Zahlen, daß die Beſtrebungen, all e in Betracht kommenden Kinder heranzuziehen, erfolg⸗ reich und darum zweckmäßig waren. Das von einigen Seiten gelegentlich erhobene Bedenken, daß die beſtehenden Einrichtungen auch ſolchen Bevölkerungsſchichten zugute kämen, die einer Fürſorge nicht bedürftig ſeien, iſt auch für ſolche, die nicht durch eigenen Beſuch unſerer Fürſorgeſtellen an deren Material ſich von dem Nichtzutreffen dieſes Verdachts überzeugt haben, durch die Tabelle 5 widerlegt, in der die Mütter nach dem Beruf gegliedert ſind. Dieſe Tabelle rechtfertigt das Ziel jeder Geſundheitsfürſorge, den beſtehenden Unter⸗ bedarf der weniger bemittelten Bevölkerung an geſundheitlicher Beratung zu heben. Von einer prozentualen Berechnung der Zahl der in Fürſorge befindlichen Kinder auf die Zahl der Geburten iſt abgeſehen, weil dieſes Prozentverhältnis ohne Berückſichtigung der Dauer der Fürſorge zwingende Schlüſſe nicht geſtattet. Die Inanſpruchnahme der einzelnen Fürſorgeſtellen iſt nicht mehr ſo unaleichmäßig, wie früher; wegen der Verſchiedenheit der Bevölkerung in den einzelnen Stadtteilen iſt eine völlige Gleichmäßigkeit allerdings auch nicht zu erwarten; größere Unterſchiede in der Bean⸗ ſpruchung der einzelnen Fürſorgeſtellen ſind durch die Zahl der Wochenſprechſtunden (2 und 3) ausgeglichen. Die Zahl der auf ein Kind fallenden Beratungen ſchwankte in den fünf älteren Für⸗ ſorgeſtellen wenig und iſt in dieſen gegenüber den Vorjahren im weſentlichen die gleiche ge⸗ blieben; ſie laa hier zwiſchen 10 und 14. Die niedrige Zahl 7,6 in der Fürſorgeſtelle 1 im Auguſte⸗Viktoria⸗Hauſe erklärt ſich aus deren Neuſchaffung und deren beſonderen Ver⸗ hältniſſen; ſie ſetzt den Geſamtdurchſchnittswert von 12,2 im Jahre 1908 auf 11,8 im Jahre 1910 herab. Im übrigen kommt dieſer Zahl überhaupt nur ein Veraleichswert gegenüber anderen Städten zu, aus dem ſich ergibt, daß die Bemühungen, die Mütter für eine regel⸗ mäßige ärztliche Beaufſichtigung ihrer Kinder zu gewinnen, erheblich günſtigere Ergebniſſe hatte, als in anderen Gemeinden, ſelbſt der Nachbarſchaft. Im übrigen aber wird dieſe Durchſchnittszahl zu ſehr von vielen in ihr verſchwindenden Faktoren, wie Dauer der Für⸗ ſorge und Geſundheitszuſtand der Pfleglinge beeinflußt, um weitere Schlüſſe zuzulaſſen. Eine Betrachtung der Altersgliederung nach der Aufnahme ergibt die er⸗ freuliche Tatſache, daß die planmäßigen Beſtrebungen, die Kinder ſo früh als möglich, ehe die Zeit zur Durchſetzung der natürlichen Ernährung unwiderruflich vorüber iſt, wenigſtens bei den ehelichen Kindern von ſteigendem Erfolae begleitet ſind. Die Zahlen für den Eintritt in die Fürſorgeſtelle im er ſten Lebensmonat lauten: Eheliche Uneheliche Insaeſamt 1908s88. 23% 45 % 56 1909“ . . 63% 43 % 59 1940 , 144 44 % 64 Die notwendige und erfreuliche Folge dieſer Tatſache iſt die Erſcheinung, daß auch die Zahl der noch mit Bruſtmilch in die Fürſorge übernommenen Kinder ſtetig ſteigt, und zwar erhielten Bruſtmilch von den Aufaenommenen im erſten Lebensmonat mehr als 80% gegen⸗ über etwas geringeren Zahlen des Vorjahres und erheblich geringeren der Jahre 1908 und 1907. Was die Dauer der Fürſorae betrifft, ſo iſt gegenüber den Vorjahren eine weitere kleine Steigerung eingetreten. Es blieben länger als 6 Monate in Fürſorge 45,9 gegen 44,79 und 44,47 Kinder der Vorjahre. Die Tatſache ſelbſt muß als ein recht erfreuliches Ergebnis bezeichnet werden, der gegenüber die Erſcheinung, daß faſt 15% der Kinder ſchon im erſten Monat ausſchieden (gegenüber 13,70 und 13,45 der Vorjahre) nicht überſehen werden ſoll. Mit aller Beſtimmtheit kann erklärt werden, daß eine vieler Orten, beſonders neuer⸗ dinas in München, beklaate Erſcheinung für Charlottenburg nicht zutrifft. Für München be⸗ tonte Privatdozent Dr Uffenheimer wiederholt und ganz neuerdings wieder, daß lediglich die