—1 1. Organiſation und allgemeine Angelegen⸗ heiten der Verwaltung. 1. Das Magiſtratskollegium. In 62 Sitzungen des Kollegiums im Berichtsjahre kamen 1452 Vorlagen zur Er⸗ örterung. Perſonalia: Dem Stadtrat Meyer wurde das Erinnerungszeichen für Verdienſte um das Feuerlöſchweſen und dem Stadtrat Dr. de Gruyter der Rote Adlerorden 4. Klaſſe verliehen. 25 Als Erſatz für den zum beſoldeten Stadtrat gewählten Sanitätsrat Dr Gott⸗ ſte in wählte die Stadtverordnetenverſammlung am 29. März 1911 den Stadtverordneten Dr med. Paul Röth i g zum unbeſoldeten Stadtrat für den Reſt der Wahlzeit bis 31. Dezember 1914. Der Gewählte wurde nach erfolgter Beſtätigung in der Stadtver⸗ ordnetenſitzung am 24. Mai 1911 durch den Oberbürgermeiſter mit folgender Anſprache in ſein Amt eingeführt: Mein ſehr geehrter Herr Dr Röthig! Ihre Wahl zum unbeſoldeten Mitglied des Magi⸗ ſtrats der Stadt Charlottenburg iſt durch den Herrn Regierungspräſidenten beſtätigt worden. Es liegt mir nunmehr ob, Sie in Ihr neues Amt als Mitglied des Charlottenburger Magiſtrats einzuführen. Den Beamteneid haben Sie bisher nicht geleiſtet; ich habe Ihnen dieſen alſo abzunehmen. Sie haben, mein ſehr geehrter Herr Dr. Röthig, ſchon ſeit einer längeren Reihe von Jahren teilgenommen und mitgearbeitet an den Verwaltungsgeſchäften unſerer Stadt in Ihrer Eigenſchaft als Stadtverordneter. Während dieſer Zeit haben Sie Gelegenheit gehabt, uns, die Mitglieder des Magiſtrats, kennen zu lernen, und wir haben Gelegenheit gehabt, Sie kennen zu lernen. Ich kann verſichern, daß die ſtets ſachliche und ſtets vorurteilsfreie Art, in der Sie an die Dinge herantreten und Ihr Urteil finden, ſchon ſeit langer Zeit das Vertrauen des Magiſtrats und aller ſeiner Mitglieder zu Ihnen hervorgerufen hat, ſo daß wir Sie heute mit großer Freude als unſer Mitglied, das uns die Stadtverordnetenverſammlung aus ihrem Vertrauen gegeben hat, begrüßen. Wir erwarten von Ihrer Mitarbeit eine Bereicherung unſerer Beratungen, und wir ſind überzeugt, daß, wie Ihre Tätigkeit in dem Kreiſe der Stadtverordneten bisher unſerer Stadt von Segen geweſen iſt, Ihre Tätigkeit im Magiſtrat denſelben Erfolg haben wird. Wir wünſchen und hoffen, daß Sie ſich in unſeren Reihen ſo wohl fühlen mögen, wie wir Sie mit Freude begrüßen. Indem ich Ihnen die Beſtätigung für Ihr neues Amt überreiche, heiße ich Sie herzlich in unſerer Mitte willkommen. Den Willkommensgruß der Stadtverordnetenverſammlung entbot der Vorſteher Kaufmann mit nachſtehenden Worten: Sehr verehrter Herr Dr Röthig! Ihr Eintritt in den Magiſtrat gehört zu den Ereigniſſen, denen man mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegenüberſteht. Wir haben uns gefreut, daß Sie in den Magiſtrat eintreten. Andererſeits hat es uns mit tiefem Schmerz erfüllt, Sie bei dieſer Gelegenheit aus unſerer Mitte ſcheiden zu ſehen. Die ſchon vom Herrn Oberbürgermeiſter her⸗ vorgehobenen Eigenſchaften, Ihre Objektivität, Ihre Ruhe in der Beurteilung der Sache, Ihr Be⸗ ſtreben, Schwierigkeiten, die ſich auftürmen, ausgleichend zu beſeitigen, haben Sie uns allen wert gemacht, und ein inniges Freundſchaftsband, darf ich fagen, hat Sie mit ſämtlichen Kollegen dieſer Ver⸗ fammlung verbunden. Wenn wir Sie mit dieſen Eigenſchaften nun ſcheiden ſehen müſſen aus unſerm Kreiſe, ſo tröſtet uns der Umſtand, daß alle dieſe Eigenſchaften dem Magiſtrat nun zuſtatten kommen und Sie ferner im Magiſtrat zum Wohle unſerer Stadt wirken werden. In dieſem Sinne heiße ich Sie namens der Stadtverordnetenverſammlung in Ihrer neuen Stellung herzlich willkommen. Auf die Begrüßungen antwortete ſodann Stadtrat Dr Röthig: Hochgeehrter Herr Oberbürgermeiſter! Hochgeehrter Herr Stadtverordnetenvorſteher! Für die überaus freundlichen Worte, die Sie beide ſoeben an mich gerichtet haben, ſage ich Ihnen meinen wärmſten Dank. Wenn es mir wirklich vergönnt geweſen iſt, durch meine bisherige kommunalpoli⸗ tiſche Tätigkeit Erſprießliches für unſere Stadt zu ſchaffen, ſo iſt das weniger meiner eigenen Wirk⸗ ſamkeit als der ſachverſtändigen Zuſammenarbeit der beiden ſtädtiſchen Körperſchaften zu verdanken geweſen. Das iſt ja meines Erachtens das Bedeutſame und unvergänglich Gute der einſt nach ernſter Zeit in unſerem Vaterlande geſchaffenen Neuordnung der bürgerlichen Tätigkeit, daß die in unſerem Volke ſchlummernden tüchtigen Kräfte zu gemeinſamer Arbeit am gemeinſamen Wohle aufgerufen wurden. Und ſo bin auch ich nur ein einfaches Glied geweſen eines vorwärts ſtrebenden arbeitſamen Gemeinweſens und werde es bleiben. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre und nicht zuletzt auch die ſoeben gehörten überaus freundlichen Worte, Herr Oberbürgermeiſter, geben mir die begründete 4 4. daß ich auch in meinem neuen Wirkungskreiſe werde tätig ſein können zum Wohle unſerer ſchönen Stadt und ihrer Bürger. An mir ſoll es dabei gewiß nicht fehlen. Dieſe Verſicherung, ſo wie bisher auch in Zukunft ehrlich mitarbeiten zu wollen an einem geſunden Fortſchritt unſerer Stadt auf ſozialem, hygieniſchem und wirtſchaftlichem Gebicte, dieſe Verſicherung iſt, meine ich, zugleich der beſte Dank für das Vertrauen, das Sie, meine verehrten Herren Stadtverordneten, mir durch Ihre Wahl bewieſen haben. Mit dem 31. Dezember 1911 lief die Wahlzeit der unbeſoldeten Stadträte Stadt⸗ älteſter Stendel, Moll, Dr Schmitt, Stadtälteſter Dr Jaffé, Mittag, Ring, Dr de Gruyter