— 105 — Die allgemeinen Entwäſſerungsentwürfe des Syſtems II, ſoweit es ſüdlich vom Kaiſerdamm liegt, und des Syſtems 11I1 wurden einer Umarbeitung unterzogen unter Zugrundelegung einer größeren abzuführenden Niederſchlagsmenge für größere Gebiete als des bisherigen. Dieſe Um⸗ arbeitung umfaßt die Nachrechnung der Leiſtungsfähigkeit der Leitungen und Kanäle, Neuberechnung der abzuführenden Waſſermengen und der Notausläſſc. Dieſelbe Arbeit iſt für das Gebiet Halbinſel zwiſchen dem Landwehrkanal und der Spree in Angriff genommen worden. Die angefertigten Ka⸗ naliſationsentwürfe und Koſtenanſchläge bezogen ſich auf 16 392 m Tonrohrleitung und 4378 m Kanäle, die 1 525 000 ℳ Geſamtkoſten erfordern. Die Prüfung des neuen Verfahrens der Umſchnürung von Steinzeugrohren größeren Durchmeſſers mit Eiſenbeton vor der Verlegung wurde nach der techniſchen und wirtſchaftlichen Seite zum Abſchluß gebracht. Die Unterdückerung verſchiedener Kanäle unter der im Bau befindlichen Untergrundbahn im Kurfürſtendamm wurde entworfen und veranſchlagt, ebenſo die Leitungen, welche in dieſem Jahre in den zu regulierenden Straßen herzuſtellen ſind, nämlich 5664 m Tonrohrleitung mit 405 m Kanäle, mit einer Koſtenſumme von 468 300 ℳ. Brücken⸗ und Waſſerbauten. Beſondere Schwierigkeiten machte die Auffindung einer geeigneten Löſung für den Bau der Unterführung der Windſcheidſtraße unter den Bahnhof Charlottenburg hindurch, weil über die zu unterfahrenden Gleiſe Tag und Nacht faſt ununterbrochen der Betrieb geht. Für die Fußgängerbrücke im Zuge der Dernburgſtraße wurde der ſpezielle Entwurf und der Koſtenanſchlag aufgeſtellt. Der bereits früher angefertigte ſpezielle Entwurf für die Brücke über die Eiſenbahn im Zuge der Knobelsdorffſtraße mußte, der erhöhten Anforderungen der Eiſenbahn⸗Ver⸗ waltung entſprechend, in bezug auf Schutz des Eiſens vor den Rauchgaſen der Lokomotive vollſtändig um⸗ gearbeitet werden. Für die Ueberführung der Parallelſtraße über die Spree am Bahnhof Jungfernheide wurden mehrere Löſungen bearbeitet und auf ihre Koſten miteinander verglichen. Im Zuſammenhang mit der von der Waſſerbauverwaltung angeregten Uferregulierung der Spree wurden der Vorentwurf für die Paskalbrücke ausgearbeitet. Für die Ueberbrückung der Spree und des Verbindungskanals im Zuge der Quedlinburger Straße wurde nach genauer Vergleichung einer Reihe von Vorentwürfen in techniſcher, wirtſchaftlicher und äſthetiſcher Hinſicht die Entſcheidung zugunſten von maſſiven Eiſenbetonbogenbrücken mit oben⸗ liegender Fahrbahn getroffen. Der vollzogene Erwerb des Weſtufers beider Lietzenſeehälften durch die Stadt läßt es wünſchenswert erſcheinen, die künftig als Parkflächen beſtimmten Teile unter dem Damme der Kant⸗ ſtraße hindurch mit einem Tunnel zu verbinden, der ſowohl für Fußgänger, als auch für Boote paſſierbar iſt, und zugleich eine zweckmäßigere Waſſerbewegung gewährleiſtet bei der durch die künftige Kaskade am Dernburgplatz bewirkten Durchſpülung beider Seehälften. Es wurden für dieſen Zweck einige Vorentwürfe angefertigt. Der Entwurf für den Handelshafen, welcher gelegentlich des Antrages an den Regierungs⸗ präſidenten um Genehmigung der Spreeverlegung dieſem mit vorgelegt wurde, wurde vom T. B. A. 111 in einigen Punkten abgeändert. Beſondere Entwürfe. Für die Fortführung der am Wilhelmplatz endigenden Unter⸗ grundbahn über die Spree nach dem Nonnendamm wurde ein ſpezieller Entwurf ausgearbeitet. Die Mißſtände, die ſich aus dem Mangel und der ſchlechten Beſchaffenheit des ſtehenden Lietzenſeewaſſers zu Zeiten großer Dürre ergaben und beſonders im letzten Sommer zu arger Ge⸗ ruchbeläſtigung für die Anwohner führten, ſollen ſchon für den diesjährigen Sommer dadurch be⸗ hoben werden, daß bei Waſſermangel im See das Waſſer aus einem Grundwaſſerwerk am Witzleben⸗ platz erneuert und im übrigen in einer gleichzeitig zum Schmuck des Dernburgplatzes dienenden Kas⸗ kadenanlage durchlüftet wird. Die für dieſe Anlage erforderlichen Entwürfe wurden ausgearbeitet, des⸗ gleichen die Pläne und Koſtenanſchläge für die Ueberführung von Fernheizrohren über den Siemens⸗ ſteg und für die zwiſchen der Kantſtraße und dem Kaiſerdamm geplante Ringbahnſtation Witzleben, ſowie für die Ausgeſtaltung des Guſtav⸗Adolf⸗Platzes, der eine Springbrunnenanlage mit beſonderen Pumpwerk erhalten ſoll. Zu erwähnen iſt noch die Fortführung der Bemühungen, für die Errichtung einer Müll⸗ verladehalle eine ausführbare Löſung zu finden. 2 Laufende Arbeiten. Die wichtigſten waren: Eintragung der ausgeführten Ent⸗ wäſſerungsleitungen in die Neumeſſungspläne, die Anlegung eines ſyſtematiſchen Verzeichniſſes ſämt⸗ licher Bohrungen im Stadtgebiet mit zugehörigen Lageplänen, die Angaben von Straßenhöhen für Neubauten, die Bearbeitung aller für Regulierungsverträge erforderlichen Unterlagen, der metereo⸗ logiſchen und Grundwaſſerbeobachtungen, ſowie der Beiträge zum Statiſtiſchen Jahrbuch deutſcher Städte. Die Plankammer enthielt am 1. April 1912 111 234 Pläne und 192 Hefte. 11. Das techniſche Laboratorium. Zu Beginn des Jahres 1911 wurde die mechaniſche Abteilung wegen Abbruch des Hauſes Berliner Straße Nr. 70 in die zweckmäßig ausgebauten Räume des Hauſes am Lützow 12 a verlegt. 2 Die maſchinellen Einrichtungen wurden durch Beſchaffung eines Sandſtrahl⸗ gebläſes und von Ergänzungseinrichtungen für die 60 t⸗Preſſe zur Vornahme von Zug⸗ und Biegeverſuchen erweitert. Unter den zur Unterſuchung eingeſandten Materialien beanſpruchen die Bau⸗ materialien den weiteſten Raum. 14