3. Die höhere Waldſchule. Die im vorigen Jahre von der Stadt Charlottenburg für die körperlich ſchwachen Kinder der höheren Lehranſtalten im Grunewald errichtete Waldſchule iſt auch in dieſem Sommer wieder eröffnet geweſen. Die Eröffnung erfolgte am 7. April, ihre Schließung am 30. September 1911. Sie wurde von 64 Knaben und 34 Mädchen beſucht. Zur Erteilung des Unterrichts wurden „ Oberlehrer und 1 Oberlehrerin herangezogen. Außerdem war der Schule eine ſeminariſch gebildete Lehrerin überwieſen. Dieſen Lehrkräften lag auch die Aufſicht über die Kinder außerhalb der Unterrichtsſtunden ob. Die Oberleitung über die Waldſchule lag wie im Vorjahre in den Händen des Direktors der Siemens⸗Oberrealſchule, Profeſſor Dr Gropp. Die Bewirtſchaftung hatte wieder der Vaterländiſche Frauenverein übernommen. Die Koſt en für die laufende Unterhaltung der Waldſchule ſind für das laufende Rechnungsjahr etatsmäßig auf 32 600 ℳ veranſchlagt worden. Der Aufenthalt in der Waldſchule hat für die Kinder nach den Feſtſtellungen des Waldſchularztes auch in dieſem Jahre den gehofften Erfolg gehabt. Während der großen Ferien vom 8. Juli bis 14. Auguſt 1911 wurde, wie im Vor⸗ jahre, in der Waldſchule eine Tagesferienkolonie eingerichtet. Die Aufſicht über die Kinder übte ein Lehrer aus. Sie wurde von 53 Kindern beſucht. Auch hier konnte bei faſt ſämt⸗ lichen . 4 eine Kräftigung und Stärkung, ſowie eine Hebung des Geſamtbefindens er⸗ zielt werden. 4. Die Bürgermädchenſchule. Um die Mittelſchulen wegen ihrer Bedeutung für die Vorbereitung auf das prak⸗ tiſche Leben den geſteigerten Bedürfniſſen der Gegenwart anzupaſſen, ſind von dem Herrn Miniſter der geiſtlichen uſw. Angelegenheiten unter dem 3. Februar 1910 „Be⸗ ſt immungen über die Neuordnung des Mittelſchulweſens in Preußen“ erlaſſen worden. Die voll ausgeſtaltete Mittelſchule ſoll hiernach neun aufſteigende Jahreskurſe umfaſſen. Die neuen Beſtimmungen traten mit Beginn des Schuljahres 1911 in Kraft, und zwar an der hieſigen Bürger⸗ mädchenſchule, der einzigen Mittelſchule der Stadt, zunächſt für den erſten Schuljahrgang. Iwar war es geſtattet — inſofern es die Verhältniſſe der Schulen zuließen —, den neuen Plan ſogleich dem Unterricht mehrerer Klaſſen zugrunde zu legen; wir haben jedoch der allmählichen Einführung der neuen Beſtimmungen den Vorzug gegeben. Es mußte dabei berückſichtigt werden, daß der neue Plan ſich nicht in allen Klaſſen lückenlos dem alten Plane anſchließt und daß die Eltern der vorhandenen Kinder zumeiſt mit einem nur achtjährigen Schulbeſuch gerechnet hatten; nur 7 Kinder aus 10 und 5 Kinder aus 1 M erklärten ſich auf Anfrage bereit, noch ein Jahr länger in der Schule zu bleiben. Mit jedem folgenden Schuljahr ſoll die Neuordnung auf eine weitere Klaſſe ausgedehnt werden, ſo daß dieſelbe in acht Jahren vollſtändig durchgeführt ſein wird. Das Zeugnis über den erfolgreichen Beſuch der oberſten Klaſſe einer vollentwickelten Mädchenmittelſchule dient nach der Prüfungsordnung vom 18. Mai 1908 fortan al s Nachweis der erforderlichen Schulbildung für die Zulaſſung zur Prüfung für Lehrerinnen der weiblichen Handarbeiten und der weiblichen Hauswirtſchaftskunde. Aus dem Kollegium ſchieden aus: Lehrer Pagel (am 1. 4. 11 an die Sophie⸗Char⸗ lotten-Schule berufen) und Lehrer Rücker (am 8. 7. 11 verſtorben); ſie wurden durch die Lehrer Walther von der Gemeindeſchule 21 und Schleyer von der Gemeindeſchule 4 erſetzt. Zu Beginn des Sommerhalbjahres der letzten 10 Jahre betrug die Schülerinnenzahl: 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 531 559 564 546 564 539 540 532 573 609