— 437 — Da eine Unterſuchung durch den orthopädiſchen Schularzt ergeben hatte, daß eine bedeutende Anzahl von Waldſchulkindern mit mehr oder weniger ſchweren Wirbelſäulenver⸗ krümmungen behaftet war, wurden in den Monaten Auguſt und September verſuchsweiſe 40 Mädchen orthopädiſch behandelt und zwar zunächſt nur diejenigen, bei welchen es ſich un: eine Haltungsanomalie handelt. Schwere Fälle waren als ungeeignet ausgeſchieden. Der Verſuch umfaßte geeignete Freiübungen, Turnen an Ringen, Rundlauf und Kriechübungen. Beſondere orthopädiſche Turngeräte ſind vorläufig nicht beſchafft worden. Der Verſuch ſoll im nächſten Jahre gleich bei der Eröffnung der Waldſchule fortgeſetzt werden. Ferienunterricht: Wie im Vorjahre erhielten die im Juni entſandten Ferienkoloniſten in den Sommerferien Nachhilfeunterricht in Deutſch und Rechnen. Es waren 9 gemiſchte Klaſſen eingerichtet; die höchſte Beſuchsziffer betrug 287. Arbeitsſtunden im Winter für Kinder der unbemittelten Bevölkerung, denen es in der elterlichen Wohnung an einem warmen und ausreichend erleuchteten Raume fehlt, wurden an 6 in verſchiedenen Stadtteilen gelegenen Gemeindeſchulen (VI, XIII, XVI, XVII, XXIII und XXXII) abgehalten. Die einzelnen Stationen waren in derſelben Weiſe wie in den Vorjahren eingerichtet. An der Schule XXXII beteiligte ſich wieder der Verein Jugendheim an der Aufſichtsführung. Außerdem hatte der Verein Jugendheim mit unſerer Unterſtützung 5 Tagesheim⸗ ſtätten (Jugendhorte) eingerichtet, in denen den Kindern auch Gelegenheit gegeben iſt, die Schularbeiten anzufertigen, nützliche Bücher zu leſen und geeignete Unterhaltungsſpiele zu pflegen. Die Schifferkinderſchul e wurde während der Dauer der Schiffahrt von ins⸗ geſamt 25 einheimiſchen und 338 fremden Kindern und während des Stillſtandes der Schiffahrt (Januar bis anfangs März 1912) von 29 einheimiſchen und 195 fremden Kindern beſucht. Sehr erſchwert wurde bisher der Unterricht dadurch, daß die vorgeſchriebenen Lehrbücher in den Schifferkinderſchulen nicht übereinſtimmten. Die Königliche Regierung zu Potsdam leitete deshalb Verhandlungen ein, um die Einheitlichkeit der Lehrbücher für die Regierungsbezirke Potsdam und Stettin ſowie für die Stadt Berlin herbeizuführen. Wir haben dieſe Beſtre⸗ bungen unterſtützt und für unſere Schifferkinderſchule die von der Königlichen Regierung vor⸗ geſchlagenen Lehrbücher für Deutſch und Rechnen: Hirt, Schreib⸗ und Leſefibel, Hirt, Lehr⸗ buch und die Büttnerſchen Rechenhefte eingeführt. Der Schifferkinderhort erfreute ſich auch im abgelaufenen Berichtsfjahre eines regen Beſuches ſeitens der Schulkinder, jedoch blieben die noch nicht ſchulpflichtigen Kinder aus, ſo daß der Hort während der Schulſtunden geſchloſſen werden konnte. Unterricht für ſchwerhörige Kinder. Oſtern 1911 kam wieder eine neue Klaſſe hinzu, ſodaß im Berichtsjahre die ſchwerhörigen Kinder der Gemeindeſchulklaſſen III bis vII aufgenommen werden konnten. Eine neugeſchaffene Lehrerſtelle (die 4.) wurde pro⸗ viſoriſch dem Lehrer Albrecht von der Gemeindeſchule 30 übertragen. Die ſchultechniſche Auf⸗ ſicht über die Schwerhörigenklaſſen übte bisher immer der Rektor der benachbarten Ge⸗ meindeſchule aus. Mit Rückſicht auf die Eigenart dieſer Sonderſchule, die für Leiter und Lchrer Spezialkenntniſſe vorausſetzt, wurde die Leitung dem 1. Lehrer der Schule, Taub⸗ ſtummenlehrer Föſe, kommiſſariſch übertragen. Hilfsſchulen für ſchwachbefähigte Kinder. Zu Michaelis 1911 er⸗ folgie die Errichtung einer neuen Klaſſe an der Hilfsſchule II. Im aanzen waren nun 22 Hilfsſchulklaſſen vorhanden, und zwar befanden ſich: 6 Klaſſen im Schulhauſe Peſtalozzi⸗ Straße 40 (Hilfsſchule I), 8 Klaſſen im Schulhauſe Kirchſtraße 4/5 (Hilf. ſchule II), 6 Klaſſen im Schulhauſe Bismarckſtraße 22 (Hilfsſchule I111) und je eine Klaſſe in den Schulhäuſern Joachimsthaler Straße 31§2 und Hallerſtraße (beide der Hilfsſchule III angegliedert). Die drei Sprachheil⸗Dauerkurſe für Hilfsſchulkinder haben unverändert fortbeſtanden. Schulzahnklinik. Im Berichtsjahre betrugen die laufenden Koſten 16 681,09 ℳ. Bemerkenswert für den Betrieb der Klinik iſt, daß jetzt auch die Kinder, welche den ſtädtiſchen Fürſorgeſtellen unterſtellt ſind, der Schulzahnklinik zur zahnärztlichen Be⸗ handlung zugewieſen werden können. Die Zahl der behandelten Kinder betrug 10 631 (gegen 9949 im Vorjahr) und zwar 5064 Knaben und 5567 Mädchen. Es wurden 9739 Zähne ge⸗ füllt und 7381 gezogen: 2739 konnten durch Wurzelbehandlung erhalten werden. Die Zahl der Schulärzte ſtieg im November 1911 durch die Wahl des Dr Kettner auf 19. Im Berichtsjahre ſchieden die Schulärzte Feldmann und Bareſel aus. An ihre Stelle wurden Dr Jacoby und Dr Wolf gewählt.