— 202 — weitere etwa 22 600 ℳ zu Unterſtützungen verwandt worden. Da die Errichtung der Puls ſchen Altersverſorgungsanſtalt, in der die Aufgenommenen 200 ℳ jährlich Barunterſtützung er⸗ halten werden, ſich noch längere Zeit hinziehen wird, haben die ſtädtiſchen Körperſchaften beſchloſſen, ſchon jetzt an die ſpäter aufzunehmenden Perſonen vis zur Zahl von 100 je 200 ℳ jahrlich als Unter⸗ ſtutzung aus den Mitteln dieſer Stiftung zu zahlen, ſo daß weitere 20 000 an 100 Perſonen hier⸗ aus gegahlt worden ſind. Etwa 40 Perſonen haben ferner in der am 1. Oktober 1911 eröffneten unter der Aufſicht des Magiſtrats ſtehenden Altersoerſorgungsanſtalt der Höhne ſchen Stiftung Aufnahme gefunden und erhalten hier außer freier Wohnung mit Heizung und Beleuchtung jährlich 180 ℳ aus Meitteln der Stiftung. Trotzdem reichen die der Stadtgemeinde zur Verfügung ſtehenden Stiftungsmittel bei weitem nicht aus, um allen Anforderungen, die im Laufe des Jahres an ſie geſtellt werden, zu genügen. Die Zahl der laufend Unterſtützten iſt von 4144 im vorigen Jahre auf 4327 geſtiegen, von denen freilich nur 2712 das ganze Jahr hindurch unterſtützt worden ſind. Von den laufenden Unterſtützungen halten ſich auch diesmal die Mehrzahl in den Grenzen zwiſchen 9 und 21 ℳ, auf die 71 vom Hundert entfallen. Die laufenden Unterſatzungen bis zu 15 % monatlich machen 53, die bis zu 21 ℳ monatlich 77 vom Hundert aus, und nur 4 vom Hundert erheoen ſich über den Satz von 30 ℳ monatlich. Wenn auch der Monatsdurchſchnittsſatz gegen das Vorjahr wieder eine kleine Stei⸗ gerung, von 16,43 ℳ auf 17,05 ℳ, aufweiſt, ſo erſcheint dieſe Steigerung doch außerordentlich gering, wenn man ihr ſchon allein die in dieſem Jahre wieder eingetreterne weitere Steigerung der Meieten für kleine Wohnungen gegenüberhält. So ſehr ſich Charlottenburg als eine im weſentlichen neue Stadt in der großen Mehr⸗ zahl zweckmäßig eingerichteter, hygieniſch einwandfreier Wohnungen auch für die unteren Klaſſen der Bevölkerung erfreuen darf, ſo beſteht doch zurzeit auch bei uns eine Woh⸗ nungsnot nach zweifacher Richtung: der Prozentſatz der leerſtehenden Wohnungen hat ſich im letzten Jahre außeror dentlich vermindert und bleibt zurzeit hinter den als normal geltenden 3 vom Hundert erheblich zurück, nahezu alle kleinen Wohnung aber werden zu Preiſen angeboten und vermietet, die einen übermäßig hohen Prozentſatz des Einkommens der arbeitenden Klaſſen beanſpruchen. Der Wohnungsmarkt zeigte im Jahre 1911 bei den kleinen Wohnungen augen⸗ ſcheinlich eine Verſchlechterung. Während bei der Wohnungsaufnahme im Jahre 1910 noch 432 Wohnungen von Stube und Küche, 1784 Wohnungen von 2 Stuben und Küche und 93 Einzimmerwohnungen ohne Küche als leerſtehend gezählt wurden, ergab die Wohnungsaufnahme im Dezember 1911 nur noch 219 leerſtehende Wohnungen von Stube und Küche, 787 leerſtehende Wohnungen von 2 Stuben und Küche und nur 46 Ein⸗ zimmerwohnungen ohne Küche. Bei der Wohnungsaufnahme am 1. Dezember 1910 wurden 17 196 Wohnungen von Stube und Küche gezählt: Legt man dieſe Zahl ohne Berückſichtigung der zahlreichen inzwiſchen neu entſtandenen ſolchen Wohnungen zugrunde, ſo ſtanden im De⸗ zember 1911 nur etwa 1,27 vom Hundert ſolcher Wohnungen, alſo noch nicht die Hälfte des normalen Satzes, leer. Dieſe Knappheit des Angebots macht es erklärlich, daß die in dieſem Jahre neu gezählten Wohnungen von Stube und Küche der Armenbevölkerung faſt durchweg eine abermalige durchſchnittliche Preiserhöhung aufweiſen. Der durchſchnittliche monatliche Mietspreis von 157 neugezählten Wohnungen von Stube und Küche ohne Aftermieter im Vorderhaus hat 22,94 ℳ. gegen 20,27 ℳ im Vorjahre betragen. Bei 959 ſolchen im Hinterhaus gezählten Wohnungen ſtellt ſich der monatliche Durchſchnittspreis auf 23,02 gegen 22,22 ℳ im Vorjahre. Die neugezählten Wohnungen von Stube und Küche mit Aftermietern zeigen auch in dieſem Jahre wicder höhere Preiſe: bei 27 Einzimmerwohnungen im Vorderhauſe durchſchnittlich 25,85 ℳ gegen 25,60 ℳ im Vorjahre, bei 117 ſolchen Wohnungen im Hinterhauſe 24,17 gegen 2 „) %ℳ im Vorſahre. Der Durchſchnittspreis von 103 bei Gewährung von Miersunter⸗ ſrützungen von der Verwaltung ſelbſt gezählten Einzimmerwohnungen weiſt allerdings eine Herabminderung gegen die Zahl des vorigen Jahres auf (24,69 ℳ gegen 25,51 ℳ); 27 von dieſen Wohnungen koſten aber, wie dabei gleichzeitig feſtgeſtellt wurde, über 25, eine über 30 ℳ monatlich. Natürlich zwingen, wie ſchon im vorigen Bericht betont werden mußte, Mietspreiſe in dieſer Höhe die Bewohner, ſich mit dem denkbar geringſten Raum zu begnügen und rufen dadurch Uberfüllungen herwor, die vom Stand⸗ punkte der Geſundheitspfleege wie der Sittlichkeit aufs lebhafteſte bedauert werden müſſen. Bei den vom Statiſtiſchen Amt aus den Zählkarten ausgezählten insgeſamt 1260 Armenwohnungen von Stube und Küche waren 162 von 5 Perſonen bewohnt, 83 von 6, 4 von 7, 25 von §, während 11 Wohnungen 9 Bewohner, 2 Wohnungen 10, eine 11 und 2 Wohnungen nicht weniger als 12 Perſonen in einer Stube und Küche aufzuweiſen hatten. Die Tätigkeit des ſt äd tiſchen Wohnungsamtes, das im vorigen Jahre ins Leben getreten iſt, wird hier ein reiches Feld zu dankenswerter Tätigkeit finden, wenn es auch kaum gelingen wird, die Schwierigkeiten immer zu beſeitigen. Schon jett iſt das Wohnungsamt nicht ſelten an die A rmenverwaltung herangetreten, um ihrerſeits einzugreifen, und es haben ſich dabei namentlich dann Schwierigkeiten gezeigt, wenn es ſich darum handelte, zur Durchführung der vorgeſchriebenen Trennung der Geſchlechter neue Lagerſtätten zu beſchaffen, und die Leute ſich weigerten, dazu die Hilfe der Armenverwaltung in Anſpruch zu nehmen. Durch die Verhältniſſe auf dem Woh⸗ nungsmarkt war die Armenverwaltung gezwungen, in 172 Fällen 3177 ℳ zur Beſchaffung eines neuen Unterkommens und in 777 Fällen 18 049,84 ℳ zur Abwendung der Exrmiſſion aufzuwenden. Die Zahlen zeigen hier gegen das Vorjahr mit 2265 und