— 203 — 15 222,39 %ℳ Steigerungen, die ſich durch die erhöhte Einwohnerzahl nicht ſchon recht⸗ fertigen. Trotz dieſer Aufwendungen war auch in dieſem Jahre das ſtädtiſche Obdach in ſeinen Einzelwohnungen mit 39 Familien mit 109 Angehörigen belegt, während in dem gemeinſamen Familienobdach mit Verpflegung 94 Familien mit 273 Perſonen und 7511 Verpflegungstagen Aufnahme fanden. Für das Nachtobdach ergab ſich die Notwendigkeit, die Aufnahme auf ſolche Perſonen zu beſchränken, die den Nachweis erbringen konnten, unmittelbar vorher in Charlottenburg wohnhaft geweſen und hier obdachlos ge⸗ worden zu ſein. Trotz dieſer Einſchränkung der Aufnahme mußten (nach Nächten gerechnet) 3964 Männer, 410 Frauen, 1 Jugendlicher (14—18 Jahre) und 79 Kinder aufgenommen werden. Die tägliche Durchſchnittsbelegung des Nachtobdachs betrug 10,83 Männer und 1,37 Frauen. Für die in das Familienobdach aufgenommenen Perſonen ſtellte ſich der Durchſchnittsverpflegungsſatz für den Tag und Kopf auf 58,7 §, für die in das Nachtobdach Aufgenommenen für Morgen⸗ und Abendkoſt auf 19,3 §. In der im Obdach eingerichteten beſonderen Abteilung für Jugendliche, die auf Veranlaſſung des Jugendgerichts oder der Jugen dgerichtshilfe aufgenommen werden. fanden 7 männliche und 2 weibliche Jugendliche mit insgeſamt 528 Verpfleaungstagen Auf⸗ nahme. Sie wurden von dort durch die Jugendgerichtshilfe entweder ihren Angehörigen zu⸗ geführt oder in Stellungen untergebracht. Die von der Stadt errichtete und vom Berliner Frauen⸗Verein gegen den Alkoho⸗ lismus E. V. für Rechnung der Stadt betriebene ſt ädtiſche Wärmehalle war vom 15. November 1911 bis zum 18. März 1912 in Betrieb. Sie iſt in dieſer Zeit von insgeſamt 11 184 Perſonen beſucht worden, an die 3188 Portionen Suppe, Butterbrote und Kaffee un. entgeltlich verteilt wurden. An bedürftige Nerſonen wurden in größerer Zahl durch den Verein Kleidunasſtücke und Stiefel verteilt. Durch Verkauf von Marken für Speiſen und Getränke gingen 900,95 ℳ ein, während die Ausgaben 2250,16 ℳm betrugen, ſodaß ein ſtädtiſcher Zuſchuß von 1349,21 ℳ erforderlich wurde. Die Erhöhung der Inanſpruchnahme der Armenverwaltuna auf allen Gebieten hat im Berichtsjahre auch die Teilnna zweier Armen Kommiſſionen, der Kom⸗ miſſton 14 und ſpäter 5, in zwei Bezirke notwendig gemacht. Auch ein Medizinalbezirk — der 4. — hat in zwei Stadtarztbezirke geteilt werden müſſen. Während im vorigen Jahre ein Stillſtand in der Inanſpruchnahme ſtadtärztlicher Hilfe feſtaeſtellt werden konnte, zeigt das Jahr 1911 wieder eine Steiaerung der Tätigkeit der Stadtärzte. Die Zahl der Krankheitsfälle iſt non 9455 anf 9812, die der Beſuche von 5053 auf 6200. die der Konſultationen von 30 454 auf 34 136 aeſtiegen. Die Urſache liegt einmal in den vnaünſtiaen Witterungsverhältniſſen des letzten Jahres. an⸗ dererſeits in dem Vorkommen einer Reihe von Epidemien, endlich auch in verſtärkter Inan⸗ ſpruchnahme der Stadtärzte durch die Schulverwaltung. Auf Grund des mit den hießgen Krankenkaſſen ſeit vielen Jahren aetroffenen Abkommens ſind 135 ausgeſteuer:e, aber noch nicht wiederhergeſtellte Kaſſen mit⸗ alieder zur unentaeltlichen Weiterbehandluna an die Stadtärzte überwieſen worden. 76 von ihnen haben von dieſer Weiterbehandlung Gebrauch gemacht. An Koſten für Medikamente ſind für ſie 192.49 %ℳ entſtanden. Wie im vorigen Bericht mitasteilt. iſt den Stadtärzten überlaſſen, nach ihrem pflicht mäßiaen Ermeſſen Spezialärzte aus allen Gebieten zuzuziehen. wenn dieſe bereit ſind, zu den Mindeſtſänen der Medizinaltare zu behandeln. Hiervon iſt im Voriahre in 79 Fällen Gebranch aemacht worden: die Koſten haben 1460,65 ℳ betragen. D meben hat der anageſtellte ſtädtiſche Armenaugenarzt 638 Kranke behandelt. Von Neuerungen anf ſozialärztlichem Gebiet ſind hervorzuheben: Seit dem 1. April 1911 iſt in den Charlottenburger Säuglingsfürſorgeſtellen, wie ſchon im voriaen Bericht mitaeteilt, eine einmal wöchentlich ſtattfindende Sprechſtunde für Kleinkinder, vom vollendeten 1. bis zum 6. Lebensjahre, einaerichtet. Die Oraane der Waiſenpfleae ſind anaewieſen worden dafür Sorge zu traaen, daß ſie die ihrer Aufſicht unter⸗ ſtellten Pfleaekinder Haltekinder und unter Generalvormundſchaft ſtehenden Mündel, ſoweit iraend erreichbar, vollzählia auch dieſer Sprechſtunde zuae⸗ führt werden. Die Türſorneſtellen ſind dabei ermächtiat worden, auch dieſe Kinder, wie die Sänalinge. nötigenfalls uun mittelbar den Stadtärzten zur Behandluna zu ü ber wei ſe n. Da ſich eraab. daß ꝛahlreiche dieſer Kleinkinderſprechſtunde zugeführte Kinder zahnkrank ſind, ſind die Türſorgeſtellen weiter ermächtigt worden, ſolche Kinder zur nnentaeltlichen Zahnbehandlung der ſtädtiſchen Schulzahnklinik zu überweiſen. Auf dem Gebiete der Krankenhaus⸗ und Heilſtättenbehandlung iſt auch in dieſem Jahre für die Armenverwaltung eine umfaſſende Tätigkeit zu verzeichnen. Zur Entlaſtung des ſtädtiſchen Krankenbauſes hat die Stadt mit dem Krankenhaus Nordend ein Abkommen getroffen. wonach dort in einem eigenen Pavillon lungenkranke Frauen aus Charlottenburg für Rechnung der Armenverwaltung Aufnahme finden. Im Jahre 1911 ſind dort 160 Frauen mit einem Koſtenaufwande von 56 161,20 ℳ verpflegt worden. Die Ueberweiſung 26