— 247 — der Kamminer Straße 34 eine Milchausgabeſtelle eröffnet, um den Frauen aus dem 4.0 jenſeit der Spree die weiten Wege nach der Fürſorgeſtelle III, Scharrenſtraße 32, zu erſparen. Aus dem gleichen Grunde, und da es ſich als notwendig herausaeſtellt hat, daß auch bei den älteren Kindern, hauptſächlich aber bei den Kindern bis zum 2. Lebensjahre, Beſuche erforderlich ſind, wurde die Zahl der Schweſtern vom 1. April 1912 ab um eine für je 2 Fürſorgeſtellen vermehrt. Durch dieſe Vermehrung war es möglich, anzuordnen, daß auch die Kinder, die wegen der kalten Jahreszeit verſpätet der Fürſorge zugeführt und deshalb häufig nicht richtig ernährt werden, bis zu ihrer Vorſtellung nach dem in Darmſtadt geübten und bewährten Verfahren, regelmäßig beſucht werden. Mit dieſer Steigerung der Beſuchsziffer iſt aber keineswegs eine Überſchreitung der der Säualinasfürſorge gezogenen Grenze eingetreten, der Vorausſetzung, daß ſie ausſchließlich in den Dienſt der weniger bemittelten und damit auch un zureichend ge⸗ ſundheitlich beratenen Bevölkerungskreiſe geſtellt werden ſoll: denn auch in dieſem Jahre wieder geht aus der Tabelle 1II hervor, daß für die Beratung überwiegend die genannten Kreiſe in Betracht kamen. Die Zahl der auf das einzelne Kind fallenden Konſultationen hält ſich ziemlich genau auf der Höhe der Vorjahre und iſt nur in der jüngſten Fürſorgeſtelle vI geringer; in den übrigen fünf aber iſt ſie beträchtlich höher, als in anderen Städten. Die Dauer der Fürſorge ergibt dieſelben im allgemeinen günſtigen Zahlen wie in den Vorjahren. Sie war auch in dieſem Jahre von dem Erlöſchen der Stillbeihilfe durchaus unabhängig; auch die Altersverhältniſſe und die Er⸗ nährungsart bei der Aufnahme und Entlaſſung, die Verhältniſſe der ehelichen zu den unehe⸗ lichen Kindern zeigten, wie die Tabellen beweiſen, im allgemeinen dasſelbe günſtige Zahlen⸗ ergebnis wie in den Vorjahren. Nicht aus den Tabellen erſichtlich, wohl aber aus dem Be⸗ ſuche der Fürſorgeſtellen, iſt das erfreuliche Vertrauensverhältnis zwiſ chen Müttern, Arzten und Schweſtern, das ſich von Jahr zu Jahr mehr feſtigt, und der im allgemeinen recht gute Geſundheitszuſtand der Haltekinder, die zu regelmäßigen Beſuchen der Fürſorgeſtellen angehalten werden und in deren Einhaltung durch die Schweſtern überwacht werden. Von den beſtehenden Maßnahmen, ſoweit ihre Ergebniſſe in den Tabellen nicht niedergelegt ſind, iſt folgendes zu berichten: Da die Einrichtung der Vorernährung zur Vorbereitung der Mütter für ihre Aufgabe des Selbſtſtillens, welche der Hauspflegeverein für Rechnung der Stadt gewährt, nicht genügend bekannt war, wurden die hieſigen Hebammen unterm 6. Fe⸗ bruar 1912 erſucht, bei ihrer Tätigkeit nach Möglichkeit auf dieſe Vorernährung aufmerk⸗ ſam zu machen, außerdem erfolgten von Zeit zu Zeit entſprechende Hinweiſe durch die Tages⸗ preſſe. Die Zahl der unterſtützten Mütter betrug im Berichtsjahre 360 gegen 299 im Vor⸗ jahre. Außer den allgemeinen Unkoſten entfielen auf die Mutter durchſchnittlich 9,68 . Von der im ſtädtiſchen Krankenhauſe Kirchſtraße getroffenen Einrichtung, Schwan⸗ gere ſchon längere Zeit vor der Entbindung unentgeltlich aufzu⸗ nehmen, haben 107 künftige Mütter Gebrauch gemacht, und zwar 29 bis zu 2 Wochen, 27 bis zu 4 Wochen. 32 bis zu 8 Wochen, 16 bis zu 12 Wochen und 3 über 12 Wochen vor der Entbindung. Die aleiche koſtenloſe Aufnahme vor der Entbindung haben 1911 im Säug⸗ lingsheim Weſtend 87 Mütter gefunden. Auch das Kaiſerin Auguſte Viktoria⸗Haus hat koſtenlos Schwangere ſchon vor der Entbindung aufgenommen. Für die Geburten ſelbſt ſtehen, wie bereits früher erwähnt, die Entbindungs⸗ enſtalt im Krankenhauſe Kirchſtraße und das Kaiſerin Auguſte Viktoria⸗Haus zur Verfügung. Bei Entbindungen in der Wohnung tritt der Hauspflegeverein und ſeine Tätigkeit ergänzend der Eliſabeth⸗Frauenverein ein. 1911 ſind ſo 764 Wochenpflegen ge⸗ leiſtet worden. Die hieſigen Krankenhäuſer, das Säuglingsheim Weſtend, die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße und das Kaiſerin Auguſte Viktorie⸗Haus wurden erſucht, bei der Entlaſſung von Säuglingen der zuſtändigen Fürſorgeſtelle, ſoweit es nicht bereits geſchieht, ſtets die bis⸗ herige Ernährung des betreffenden Kindes mitzuteilen. Der Generalvormundſchaft unterſtanden am 1. April 1912 1978 Kinder, von denen ſich 856 bei der Mutter, 502 als ſtädtiſche Pflegekinder in Pflege und 620 in Haltepflege befanden. Bei den 819 im Jahre 1911 unter Vormundſchaft gekommenen Kindern fand in 496 Fällen die Verpflichtung zum Vormund innerhelb 2—4 Wochen nach Eingang der Geburtsanzeige vom Standesamt ſtatt. An Alimenten und Abfindungen ſind von der Generalvormundſchaft 1911 124 598,85 ℳ von den Vätern eingezogen worden.