Verkaufstage nach Maßgabe des erforderlichen Bedürfniſſes zu vermehren. Es wurde der „Nordſee“ das Fleiſchſchauamt zunächſt am Freitag jeder Woche neben dem Mitt⸗ woch auf der Grundlage des beſtehenden Vertrages überlaſſen. Irgend welche Unzuträglichkeiten hatten ſich für das Fleiſchſchauamt und für die Freibank aus den Seefiſchverkäufen nicht ergeben. Da die „Nordſee“ am 1. März 1912 ihre Berliner Filiale auflöſte, kündigte ſie den zwiſchen ihr und der Stadtgemeinde abgeſchloſſenen Vertrag betr. Abhaltung der Seefiſch⸗ verkäufe im Fleiſchſchauamt. Dieſe Verkäufe wurden vom 1. März 1912 ab dem Inhaber der Wilmersdorfer Fiſchhalle unter ſtädtiſcher Aufſicht, Kaufmann Schmücker, übertragen. Die laufende Prüfung der Güte der Fiſche hat der Leiter des Fleiſchſchauamts unentgeltlich üübernommen. Als ſich die Folgen der ungewöhnlichen Hitze des Sommers 1911 durch eine Preis⸗ ſteigerung der wichtigſten Nahrungsmittel, namentlich diesmal außer Fleiſch auch von Kar⸗ toffeln und Gemüſen bemerkbar machten, faßte die Stadtverordneten⸗Verſammlung am 20. September 1911 folgenden Beſchluß: Die Verſammlung erſucht den Magiſtrat, a) bei den Reichs⸗ und Staatsbehörden dahin vorſtellig zu werden, daß ſchleunigſt weitere Maßnahmen zur Milderung der Teuerung ergriffen werden, da die von dem Preu⸗ ßiſchen Staatsminiſterium beſchloſſenen Frachtermäßigungen nicht ausreichende Mittel ſind, um in dem erforderlichen Maße eine Verbilligung notwendiger Nahrungsmittel herbeizuführen und der drohenden Zunahme der Teuerung vorzubeugen. ) mit ihr in gemiſchter Deputation weitere Schritte zur Bekämpfung der Teue⸗ rung zu beraten, insbeſondere, ob nicht durch Vermittelung der Stadt ſelbſt ein billigerer Bezug von Lebensmitteln, vor allem von Kartoffeln, Brot, Milch und Fleiſch für die Be⸗ völkerung ermöglicht werden kann. Der Magiſtrat trat dieſem Beſchluſſe bei und es wurde eine nicht ſtändige gemiſchte Deputation zur Beratung von Maßregeln gegen die Lebensmittelteuerung eingeſetzt. Der Beſchluß zu a) fand ſeine Erledigung dadurch, daß in einer gemeinſamen Sitzung von Vertretern von Berlin und mehreren Vororten, welche am 4. Oktober 1911 unter der Leitung des Herrn Oberbürgermeiſters Kirſchner im Berliner Rathauſe ſtattfand beſchloſſen wurde, an die Reichsregierung eine gemeinſame Eingabe einzureichen. Der Ent⸗ wurf wurde in einer zweiten gemeinſamen Sitzung am 25. Oktober 1911 vorgelegt und mit kleinen Aenderungen genehmigt. Die Eingabe wurde dann nach Unterzeichnung durch die Vertreter von Berlin und zehn Vororten am 1. November 1911 dem Reichskanzler über⸗ ſandt. Ueber die Anträge unter b) hat die gemiſchte Deputation in vier Sitzungen be⸗ raten, außerdem haben drei Unterausſchüſſe die einzelnen Beſchlüſſe vorbereitet und es haben eine Anzahl Beſichtigungen ſtattgefunden. Die Deputation erkannte ſchon zu Beginn ihrer Beratungen an, daß die ſeit mehreren Jahren eingetretene Teuerung der wichtigſten Nahrungsmittel, namentlich von Fleiſch, zu einer Mehrausgabe für die Ernährung geführt hat, welche für den Haushalt des Arbeiters und der Mitglieder des ſogenannten Mittelſtandes eine Belaſtung bedeutet. Dieſe ſchon früher beſtehende Schwierigkeit hatte durch die Folgen der ungewöhnlichen Hitze dieſes Sommers dadurch eine ernſte Steigerung erfahren, daß die Preiſe für Kartoffeln, Gemüſe, nament⸗ lich auch die für die ärmere Bevölkerung wichtigſten Sorten, wie Hülſenfrüchte uſw. eine ganz ungewöhnliche Höhe erreicht hatten. 2 Die zu ergreifenden Maßnahmen waren zu trennen in vorübergehende zur Beſeiti⸗ gung augenblicklicher Erſcheinungen und in dauernde zur Herabminderung der Urſachen und Folgen der für längere Zeitabſchnitte währenden Steigerung der Preiſe für die wichtigſten Nahrungsmittel. 22 Die Deputation betrachtete es als ihre beſondere Aufgabe, die Möglichkeiten einer Bekämpfung der dauernden Teuerungszuſtände zu beraten. Sie lehnte es hierbei ab, in eine eingehendere Erörterung der Urſachen für die Erhöhung der Preiſe von Fleiſch uſw. einzu⸗ treten und Maßnahmen zur Erforſchung der gegenwärtig beſtehenden eigenartigen Verhält⸗ niſſe vorzuſchlagen; denn ſie war der Anſicht, daß bei der Fülle ſich widerſprechender Unter⸗ ſuchungen über dieſe Streitfragen ſie ſelbſt weder die Aufgabe noch die Möglichkeit habe zu