1I. Organiſation und allgemeine Angelegen⸗ heiten der Verwaltung. 1. Tod des Oberbürgermeiſters Schuſtehrus. Im Berichtsjahre wurde unſere Stadt von einem ſchweren Verluſt betroffen. Am 27. Februar 1913 verſchied nach kurzem Krankenlager infolge eines Schlaganfalles der Oberbürgermeiſter Kurt Schuſtehrus. Am 25. März 1856 auf Rittergut Bärholz in Oſtpreußen geboren, beſuchte er das altſtädtiſche Gymnaſium in Königsberg. Nach Erlangung des Reifezeugniſſes genügte er ſeiner Militärpflicht beim Oſtpreußiſchen Feldartillerie⸗Regiment Nr. 1. In ſeinem Militärverhältnis rückte er bis zum Oberleutnant der Landwehr⸗Feldartillerie auf. Er ſtudierte in Königsberg und ſpäter in Leipzig die Rechte. Nach Ablegung der beiden juriſtiſchen Prüfungen und nachdem er als Gerichtsaſſeſſor 2 Jahre tätig geweſen war, trat er im Jahre 1888 zur Kommunalverwaltung über. Zunächſt Hilfsarbeiter bei der Verwaltung der Stadt Thorn wurde er in demſelben Jahre dort zum Stadtſyndikus und ein Jahr ſpäter zum zweiten Bürgermeiſter gewählt. Im De⸗ zember 1892 erfolgte ſeine Wahl zum Erſten Bürgermeiſter der Stadt Nordhauſen, wo er ſechs Jahre wirkte. Am 14. September 1898 wurde er als Erſter Bürgermeiſter von Charlottenburg gewählt und nach Königlicher Beſtätigung ſeiner Wahl am 1. Februar 1899 durch den Regie⸗ rungspräſidenten Grafen Hue de Grais in ſein Amt eingeführt. Durch Allerhöchſte Kabinetts⸗ Order vom 27. Januar 1900 wurde ihm der Titel „Oberbürgermeiſter“ verliehen. Nach Ablauf ſeiner Wahlzeit wurde er am 22. Juni 1910 auf weitere 12 Jahre wiedergewählt und durch Allerhöchſten Erlaß vom 23. November 1910 beſtätigt. Während ſeiner Amtszeit war er Mit⸗ glied des Provinzialausſchuſſes, des Provinzialrats, ſowie ſtellvertretender Vorſitzender des Pro⸗ vinzial⸗Landtages. Er gehörte ferner dem Vorſtand des Brandenburgiſchen und Preußiſchen Städtetages an. Im Deutſchen Städtetage war er Abgeordneter des Hauptausſchuſſes. Durch Allerhöchſte Kabinetts⸗Order vom 3. Auguſt 1905 wurde er als Mitglied des Herrenbauſes auf Lebenszeit berufen. An Allerhöchſten Ausꝛeichnungen beſaß er den Königl. Kronenorden 1I. Klaſſe, den Roten Adlerorden III. Klaſſe mit der Schleife, die Rote Kreuz⸗Medaille III. Klaſſe ſowie das aus Anlaß der ſilbernen Hochzeit Ihrer Majeſtäten geſtiftete Jubiläums⸗ zeichen. Er war ſeit dem 22. März 1892 vermählt mit Eliſa geb. Weeſe aus Thorn. Sein Ableben wurde der Bürgerſchaft durch die Zeitungen und Säulenanſchlag, wie folgt, bekannt gemacht: Mitbürger! Herr Oberbürgermeiſter Schuſtehrus iſt am 27. d. M. gegen 10 Uhr vormittags der Macht des Todes erlegen, mit dem er mehr als eine Woche gerungen hat. Die ſtädtiſchen Körperſchaften und die geſamte Bürgerſchaft trauern um ihn. Unſer Ober⸗ bürgermeiſter, ein charaktervoller, edelgeſinnter, warmherziger Mann, hat bis an die Grenze der Erſchöpfung ſeine volle körperliche und geiſtige Kraft dem Dienſt und dem Wohl des Gemeinweſens geopfert. Er hat ſich damit den unauslöſchlichen Dank der Bürgerſchaft verdient. Vierzehn ſeiner beſten Mannesjahre hat er der Arbeit für die Stadt Charlottenburg gewidmet und eine glänzende Entwickelung des Gemeinweſens als Freude des Erreichten empfunden. Sein Name iſt mit ehernem Griffel in die Tafel der Geſchichte von Char⸗ lottenburg gegraben. Wir alle werden ihm mit aufrichtiger Dankbarkeit ein treues An⸗ denken bewahren. Charlottenburg, den 27. Februar 1913. Der Magiſtrat. Dr Maier. Die Stadtverordneten⸗Verſammlung. Dr Frentzel.