— — und wenn ich von den perſönlichen Beziehungen zu ſeinen Mitarbeitern im Magiſtrat ſprechen darf, ſo kennzeichnen ſeine eigenen Worte dieſes Verhältnis am beſten. Er erwiderte meinem hochverehrten Amtsvorgänger bei ſeiner Wiedereinführung: „Die Kollegialität, die feſt und ſicher gegründet iſt in unſeren Hergzen, iſt die Grundlage nicht nur für unſere Arbeitsfreudigkeit, ſondern auch für die Arbeitserfolge, wenn wir ſolche aufzuweiſen haben“. Dieſem bis zum Tode getreuen, von uns geliebten Manne gebührt der unauslöſchliche Dank der Stadt Charlottenburg und ihrer Bürgerſchaft. Ihn bekenne ich hier feierlich aus tiefſtem Gefühl in treueſter Geſinnung. Wenn ich an dieſer Stelle noch einen Dank ausſpreche, ſo geſchieht dies gleichfalls von gangem Herzen, und, wie ich überzeugt bin, im Sinne des Entſchlafenen. Er richtet ſich an die Gattin des Ver⸗ ſtorbenen. Sie hat während 14 Jahren Opfer des Herzens für die Stadt Charlottenburg gebracht. Dies weiß jeder, der ſie kennt. Der ihr angetraute Gatte hat ihr nur ſelten gehört. Das Amt, die Pflicht hat ihn ihr entzogen. Möge ſie das Bewußtſein tröſten, daß ſie rechte Frauenbürde vorbildlich ge⸗ tragen hat, für die ihr der aufrichtige Dank der Bürgerſchaft Charlottenburgs ſicher iſt! Ruhe aus, Du beſter Mann, von Deiner Tage raſtloſem Werk. Der Schein Deines feurigen Geiſtes wird in unſerem Auge nie verlöſchen. Unſere Liebe bleibt Dir! Lebe wohl, Du fromme Seele!“ Stadtverordnetenvorſteher Dr Frentzel widmete dem Verſtorbenen folgenden Nachruf: „Von der Stätte, von der aus Kurt Schuſtehrus bei ernſten und freudigen Gelegenheiten zu den Bürgern dieſer Stadt und ihren Vertretern geſprochen hat, von dieſem Hauſe, unter deſſen Dach er während 14 Jahren alles das, was in ihm an Krafk, Geiſt und Begabung war, zum Beſten der Bürger⸗ ſchaft eingeſetzt hat, ſoll er nicht ſcheiden, ohne daß auch ein Vertreter dieſer ihm ein letztes wehmütiges, ſchmerzerfülltes Lebewohl zuruft. In dieſen letzten Abſchiedsruf müſſen wir alles das zuſammenfaſſen, was wir ihm noch ſagen möchten: den Ausdruck unſeres tiefgefühlten Schmerzes darüber, daß nun die Abſchiedsſtunde gekommen iſt, und unſeren warmen Dank dafür, was er uns getan hat, was er uns geweſen iſt. Denn er war unſer, unſer in vollſtem Sinne dieſes Wortes. Darin lagen die ſtarken Wurzeln ſeiner Kraft, dem verdankte er zum großen Teile die ſtarken Erfolge, die er an der Spitze dieſes großen Gemeinweſens erzielt hat, daß er ſich durch und durch als Bürger fühlte, daß er in ſeiner ſchönen, charaktervollen Perſon dieſen Begriff aufs edelſte verkörperte. Darum verſtand er ſo gut all die Wünſche, all die Stimmen und Meinungen, die wie ein ewig wogendes Meer in einer großen Gemein⸗ ſchaft ſtändig auf und ab fluten; deswegen wußte er mit ſicherem Gefühl aus alle dem das herausau⸗ Lerber und zu empfinden, was wahren Wert hatte und wirklichen Bedürfniſſen entſprach. Er war ein ürger, und er war ſtolz auf ſeinen Stand. Darum trat er mutig und feſt für ihn ein, wo immer ſich Gelegenheit bot, ihn zu verteidigen, oder wo die Notwendigkeit vorlag. Ein Bewunderer und lebhafter Verteidiger war er des vornehmſten Rechts der Bürger, ſich in ihren eigenen Angelegenheiten ſelbſt verwalten und ſelbſt regieren zu dürfen. Durch mannigfaltige Er⸗ fahrungen, an den verſchiedenſten Städten Deutſchlands geſammelt, hatte er die feſte Ueberzeugung ge⸗ wonnen, daß dieſe wunderbare Schöpfung, vor langen Jahren einſt in hart bedrängter Zeit geboren, auch heute noch ihre alte urſprüngliche Kraft und ihre Friſche und ihren alten Wert beſitzt. Darum achtete und ehrte er getreulich das Recht, das eben dieſe Ordnung den Bürgern und ihren Vertretern verliehen hat, und darum wurde die Wechſelarbeit zwiſchen den ſtädtiſchen Körperſchaften unter ihm zu ſode 1 erfreulichen, auf gegenſeitige Achtung begründeten, lediglich das Werk und die Sache rdernden. Aber da er ein gerechter und weitblickender Mann war, darum wollte er für ſich und ſeinen Stand auch nicht mehr fordern, als er willig und gern auch den anderen Ständen geben und gewähren wollte. Er war ein glühender Freund ſeines Vaterlandes und er wußte, daß deſſen Heil und Zukunft am beſten dann gewahrt wird, wenn alle Glieder einträchtig miteinander arbeiten, ein jeglicher des anderen Recht und Stellung achtend und ehrend. So hat er ſich durch dieſe ſchöne Geſchloſſenheit ſeiner Perſon, durch die Rechtlichkeit ſeines Sinnes, durch die Offenheit ſeines Charakters die Liebe und Achtung ſeiner Mitarbeiter und Mitbürger erworben, die Achtung und das Vertrauen aller der Männer, die an der Spitze unſeres Staatsweſens ſtehen und mit ihm in Berührung kamen. So hat er unendlichen Segen für unſere Stadt geſchaffen und nicht zum wenigſten dadurch, daß er opferwilligen und aufrechten Bürgerſinn anzuregen und zu beleben verſtand. 5 Darum als letztes Bekenntnis: Das Bekenntnis unſeres Danks und unſerer Verehrung, die aus dieſem Saal und aus dieſem Haus ihm folgen wird bis an die Stätte heimatlichen Bodens, wo er ausruhen wird von ſeiner ſegensvollen Arbeit!“ Während der Sarg aus dem Feſtſaal hinausgetragen wurde, ſpielte die Kapelle des Deutſchen Opernhauſes den Trauermarſch aus Wagners „Götterdämmerung“. Der Leichenzug bewegte ſich unter Glockengeläute ſämtlicher Kirchen durch die Berliner, Spandauer und Sophie⸗ Charlotten⸗Straße nach dem Bahnhof Weſtend. Die Straßen und der Bahnhof zeigten ernſten Trauerſchmuck. Die Straßenlaternen waren angezündet und mit Trauerflor umhüllt. Vom Bahnhof Weſtend aus wurde die Leiche nach Thorn übergeführt, wo die Beiſetzung erfolgte. An den Beiſetzungsfeierlichkeiten daſelbſt nahm eine Abordnung von 4 Magiſtratsmitgliedern und 4 Stadtverordneten teil. Auf Beſchluß der ſtädtiſchen Körperſchaften ſollen in den ſtädtiſchen Dienſträumen und Schulen Bilder des Verſtorbenen nach einem Entwurfe des Profeſſors Schulte im Hofe angebracht werden, wie die ſtädtiſche Kunſtdeputation bereits im Jahre 1912 beſchloſſen hatte.