Ihnen, meine Herren Stadtverordneten, danke ich von ganzem Herzen für das Vertrauen, das Sie mir durch die Wahl haben zuteil werden laſſen. Bitte, faſſen Sie dieſen Dank nicht nur auf als das Bekennntnis einer empfangenen und empfundenen Ehrung, ſondern als den feſten, aufrichtigen und aufrechten Willen, ehrlich abzugelten, was ich durch die Uebertragung des Amtes empfangen habe. Ich bin mir der Bedeutung meiner Pflichten durchaus bewußt, weil ich weiß, welche Bedeutung die Kom⸗ mune im heutigen Staats⸗ und Volksleben beſitzt. Meine Herren, die Kommune iſt heute im wahren Sinne eine Bindeglied zwiſchen Geſellſchaft und Staat geworden. Die Kommunen ſind die Lebensgemein⸗ ſchaften, auf deren Boden ſich in hervorragender Weiſe der Ausgleich der Intereſſen⸗ und Anſchauungs⸗ gegenſätze vollzieht, mit denen ſich die einzelnen Geſellſchaftsgruppen und Klaſſen gegenübertreten. Zu dieſer Ausgleichsfunktion ſind die Kommunen auf Grund des Selbſtverwaltungsrechts befähigt und be⸗ rufen. Die gemeinſame verantwortungsvolle Arbeit, lediglich kontrolliert durch das eigene Pflichtbewußt⸗ ſein, dieſe Arbeit an ſelbſt geſetzten Aufgaben iſt ein hohes Gut. Sie iſt ein ſoziales Ausgleichsmittel, mit dem ſich andere Mittel nicht vergleichen laſſen. Die Bedürfniſſe der Zeit, die das Ohr des Staates nicht erreichen, kann die Gemeinde kraft ihres Selb ſtverwaltungsrechts erfüllen, ſie kann alle Gegen⸗ ſtände des öffentlichen Lebens, die bisher nicht in den Bereich der Tätigkeit anderer Körperſchaften gezogen ſind, nach ihrem Ermeſſen zum Wohle des Ganzen erfaſſen und geſtalten. Dieſe Tätigkeit der Cemeinde iſt für das Staats⸗ und Volksleben eine ſo außerordentlich verdienſtvolle, und der Geiſt, der in dieſer Selbſtverwaltungstätigkeit liegt, iſt ein ſo wertvoller, daß es Aufgabe eines jeden Kommunalbeamten iſt, nicht nur dieſen Geiſt zu pflegen, ſondern auch den Inhalt des anvertrauten Selbſtverwaltungsrechts nach dem Bedürfnis aus⸗ zuſchöpfen. Die Sammlung aller Kräfte in der Kom mune und die Erforſchung des wahren Willens der Geſamtheit iſt der Sinn des Selbſtverwaltungsrechts. Dieſer Aufgabe zu dienen, iſt mein Ziel, und ich hoffe und wünſche, daß ich dieſes mir geſteckte Ziel erreiche. In dieſem Sinne, meine Herren, trete ich mein neues Amt an.“ Die durch die Wahl freigewordene Stelle des Stadtſyndikus wurde ausgeſchrieben. Am 5. Februar 1913 wählte die Stadtverordneten⸗Verſammlung den Stadtrat Sembritzki aus Königsberg i. Pr. zum Stadtſyndikus. Die Wahl wurde am 18. März 1913 von dem Herrn Regierungspräſidenten in Potsdam beſtätigt. Die Einführung des Gewählten fand im Berichtsjahre 1912 nicht mehr ſtatt. Allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung. Die Tiefbaudeputation führt ſeit dem 25. Januar 1913 die Bezeichnung „Tiefbau⸗ und Verkehrs⸗Deputation“. (Gemeindebeſchluß vom 1 14 ). In der Hochbau⸗ Verwaltung beſteht ſeit dem 1. April 1912 ein neues Hochbauamt (IV) — zunächſt für die Ausführung der Neubauten von ſtädtiſchen Krankenhäuſern und Erholungsanſtalten beſtimmt. — Das bisherige Hochbauamt IV führt die Bezeichnung „Maſchinenbauamt“. An Beamtenſtellen ſind im Berichtsjahre neu geſchaffen worden: 1 Bureau⸗ vorſteher, 6 Stadtſekretäre, 8 Sekretariatsaſſiſtenten, 2 Beamte der Klaſſe A. V., 1 Bote, 1 Stadt⸗ baumeiſter (Bauamtsvorſteher), 1 Wohnungsamtsgehilfe, 2 Straßenaufſeher, 1 Straßenreini⸗ gungsaufſeher und 2 Oberfeuerwehrmänner. Durch den vom Direktor des Statiſtiſchen Amtes geleiteten „Städtiſchen Preſſe⸗ dienſt“ wurden im Berichtsjahre nach überſchläglicher Berechnung insgeſamt ungefähr 18 000 Zeitungsausſchnitte, die für die Verwaltung von Intereſſe waren, den einzelnen Verwaltungs⸗ ſtellen zugeſtellt; außerdem wurden rund 340 Nachrichten über Vorgänge in der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung an Groß⸗Berliner Tageszeitungen und Zeitſchriften jeder Parteirichtung verſandt. 3. Die Stadtverordneten⸗Verſammlung. Geſchäftsführung.) Die Zahl der Stadtverordneten beträgt lt. Ortsſtatut vom 1. Januar 1912 ab 78 (bisher 72). Nach Einführung der wieder⸗ und neugewählten Stadtverordneten konnte die Ver⸗ ſammlung bei Beginn des Geſchäftsjahres 1912 ihre Tätigkeit mit 75 Mitgliedern aufnehmen; 3 Mandate waren unbeſetzt. Im Laufe des Jahres ſchieden zwei Mitglieder (Dr von Liſzt und Stein) aus, und 4 Mitglieder (Ahrens, Dr. Perl, Rieſenberg und Scheel) traten ein, ſo daß am Jahresſchluſſe 77 Mitglieder vorhanden waren. Die Zahl der abgehaltenen Sitzungen betrug: 1912 1911 1910 1909 1908 1907 1906 1905 1904 1903 1902 21 24 20 2. 20 18 2. 22. 23. 28 31 ——————— ) Der Bericht umfaßt das Kalenderjahr 1912.