— 89 — „Waldhaus Charlottenburg“ in Sommerfeld⸗Oſthavelland. Die Bauarbeiten gingen im allgemeinen gut von ſtatten, doch blieben Hemmungen nicht aus. So wurde nach längeren Erwägungen von den früher geplanten Pappdächern abgeſehen und dafür, mit Rückſicht auf die größere Feuerſicherheit, Dauerhaftigkeit und auch aus architekto⸗ niſchen Gründen, für alle Gebäude Ziegeldeckung gewählt. Die dadurch notwendig gewordene Um⸗ arbeitung der Pläne erforderte viel Zeit, ſo daß die Häuſer erſt Anfang Juni bis Ende September, ja zum Teil erſt im Oktober 1912, gerichtet werden konnten. Eine weitere weſentliche Anderung gegen den früheren Entwurf trat inſofern ein, als von einer eigenen elektriſchen Zentrale Abſtand genommen und dafür mit den Brandenburgiſchen Kreis⸗Elektrizitätswerken (Überlandzentrale für den Kreis Oſthavelland) ein Stromlieferungs⸗ vertrag abgeſchloſſen wurde. Der Strompreis beträgt danach 15 Pfg. für die Kw.-Std. bei einer Abnahme von jährlich 40 000 Kw.⸗Std. und 13 Pfg. für jede weitere Kw.⸗Std. Auch dieſe Anderung brachte naturgemäß eine Verzögerung der Arbeiten mit ſich. Die Dachdeckerarbeiten erlitten Verzögerungen durch die Ausſperrung im Dachdeckergewerbe; beſonders fühlbar war ein Zimmererſtreik vom 7. Oktober bis 8. November 1912. Am 1. November 1912 fand die Rohbauabnahme der beiden Krankenpavillons, des Koch⸗ und Waſchküchengebäudes, 4 Beamtenwohnhauſes, Pförtnerhauſes und Stallgebäudes ſtatt. Die übrigen 7 Gebäude (Verwaltungs⸗, Maſchinen⸗ und Badehaus, Direktorwohnhaus, 3⸗Beamten⸗ wohnhaus, Leichenhaus und Waſſerturm) wurden am 7. Februar 1913 abgenommen. Die Montage der Heizung ſowie der Be⸗ und Entwäſſerungsanlage begann im No⸗ vember 1912; die Arbeiten an den Stark⸗ und Schwachſtromanlagen ſind ſeit Mitte Februar 1913 im Gange; mit dem Innenputz wurde Mitte März 1913 angefangen. Die Fertigſtellung der Bauten ſteht zum 1. Oktober 1913 zu erwarten. Bau von 2 Häuſern für Leichtkranke auf dem Krankenhausgrundſtück in Weſtend. Die baupolizeiliche Gebrauchsabnahme fand am 26. Juli 1912 ſtatt. Die Ausſtattung mit Möbeln erfolgte im Laufe der Sommer⸗ und Herbſtmonate, die Übergabe an die Krankenhaus⸗Deputation am 9. November 1912. Während dieſer Zeit wurden noch folgende Bauten ausgeführt: Bau eines Kohlenſchuppens mit Bunker. Die Ausſchachtungsarbeiten hierfür begannen am 29. April 1912. Der Bunker mit mechaniſcher Beſchickung konnte im Auguſt 1912, die Kohlenhalle ſelbſt im September 1912 dem Betrieb übergeben werden. Die Übergabe an die Krankenhaus⸗Deputation fand anſchließend an die der Leichtkrankenhäuſer, die baupolizeiliche Gebrauchsabnahme jedoch erſt am 7. Dezember 1912 ſtatt. Bau einer Cholerabaracke. Hiermit ward am 28. Auguſt 1912 begonnen. Die Rohbauabnahme erfolgte am 15. Oktober 1912, die Gebrauchsabnahme am 7. Dezember 1912. Hierauf wurde die Cholerabaracke durch die Krankenhausverwaltung beſichtigt und über⸗ nommen. Bau einer Blumenhalle mit Bedürfnisanſtalten. Die Ausſchach⸗ tungsarbeiten wurden am 1. Auguſt 1912 in Angriff genommen. Die Rohbauabnahme erfolgte am 30. Januar 1913. Mit Beginn des Monats April 1913 konnte die Blumenhalle durch die Baupolizei abgenommen und durch den Mieter Adolf Koſchel bezogen werden. Die Bedürfnis⸗ anſtalten ſind ſoweit fertiggeſtellt, daß die Benutzung vom 1. Juni 1913 ab erfolgen kann. Deutſches Opernhaus. Über die Eröffnungsfeierlichkeiten des Opernhauſes iſt Näheres in Abſchnitt X, D2 dieſes Berichts enthalten. Über die innere Geſtaltung des Theaters iſt Folgendes zu ſagen: Zuſchauerhaus. Dem Erbauer war die Aufgabe geſtellt worden, einen Bau zu ſchaffen, der die für die Lebensfähigkeit des Unternehmens erforderliche Zahl von 2300 Zuſchauerplätzen enthielt. Die Bauplatzfront für das Deutſche Opernhaus beträgt an der Bismarckſtraße 91,14 m, an der Seſenheimer Straße 106,19 m und an der Krumme Straße 102,71 m, iſt alſo für eine Oper mit dieſer Platzzahl gut geeignet. Wie die Größenverhältniſſe der vorhandenen modernen Zuſchauerräume mit amphitheatraliſcher Platzordnung — das Feſtſpielhaus zu Bayreuth, das Prinzregententheater zu München und das Schiller⸗ theater zu Eharlottenburg — ohne weiteres dartun, können gegenüber einer Tiefbühne allerhöchſtens 1500 Zuſchauerplätze in amphitheatraliſcher Anordnung untergebracht werden, wenn die Bühnenöffnung das Maß von 14,00 m Breite nicht weſentlich überſchreiten ſoll. Auch die genannten Häuſer konnten ihre Zuſchauerplatzzahl nur mit Hilfe des Einbauens von Galerien erzielen, die in einer Höhenlage errichtet werden mußten, die der Höhenlage eines zweiten Ranges in Rangtheateranlagen entſpricht; jedoch mit weſentlich größerer Entfernung vom Bühnenbild. Ein geſunder Zuſchauerraum für 2300 Perſonen gegenüber einer Tiefbühne — und für die Oper dürfte eine Flachbühne auf lange hinaus kaum in Frage kommen können — iſt alſo nicht ohne eine ausgiebige Platzanordnung übe r einander zu erzielen. Da das „Deutſche Opernhaus“ auch die Aufführung von Spielopern nicht von der Hand weiſen durfte, ſo war 13,5 m das alleräußerſte Maß, das für die „große Oper“ als Breite der Bühnenöffnung genommen werden durfte. Von dieſem Maß hängt aberabdie Anordnungdes ganzen Hauſes vor wie hinter dem Vor hang in bühnen⸗ wie in bautechniſcher Hinſicht; Breite, Tiefe und Höhe der Bühne werden hierdurch beſtimmt, ebenſo die Breite des Zuſchauerraumes, wäh⸗ rend deſſen Länge und Höhe von praktiſchen, äſthetiſchen und akuſtiſchen Fragen bedingt und variabler geſtaltet werden können. Das moderne deutſche Theater geht auf einen möglichſt niedrigen Theaterraum aus, mit einer größeren Zahl von Sitzreihen hintereinander in den verſchiedenen Rängen, um möglichſt wenig ſteile Sehlinien zu erzielen. Aus Gründen der Sicherheit iſt für eine Ranghöhe mit beſonderen Umgängen von Treppen landesbaupolizeilich eine Tiefe von höchſtens ſechs Reihen vorgeſehen. Sollen für ſolche Anlagen nun ſchwere optiſche und akuſtiſche Fehler vermieden werden, ſo muß, je höher der Rang liegt, dieſer um ſo freier geſtaltet werden. Infolgedeſſen ordnete der Erbauer die Ränge für das Deutſche Opernhaus ſo, daß ſowohl der erſte wie der zweite Rang nur durch drei Reihen in der Längs⸗ mittelſache des Hauſes überbaut wurden, und daß der dritte Rang von ſechs Reihen Tiefe eine Ver⸗