— 85 — Außentemperatur erwärmte oder gekühlte Luft vermittels eines großen Ventilators derart in einen Sammelkanal über der Zuſchauerdecke und von dort fein verteilt in den Raum gepreßt, daß ein ſtünd⸗ licher Luftwechſel und in Parketthöhe noch ſoviel Ueberdruck erzielt wird, daß wohl Luft nach außen entweichen, ſolche aber von außen nicht in den Raum dringen kann. Zugerſcheinungen im Raum werden damit vermieden, wie die Stadttheater in Nürnberg und Freiburg im Breisgau, die das gleiche Lüftungsſyſtem erhielten, erwieſen haben. Die Beleuchtung erſolgt durch das ſtadriſche Elettrigitarswerk vermittels 4 von einander unabhängiger Speiſekabel, von denen 2 vom Kraftwerk direkt nach dem Opernhaus verlegt ſind. Der Wechſelſtrom wird durch im Hauſe untergebrachte Umformer in Gleich⸗ ſtrom verwandelt. Eine entſprechende Atkumulatorenbatterie ſoll Ueberraſchungen vorbeugen. Für die Notbeleuchtung iſt eine beſondere Batterie vorgeſehen. — Ueber die Formengebung und die intimere Ausgeſtaltung der dem Publikum zur Verfügung ſtehenden Räume des Zuſchauerhauſes gibt der Augenſchein die beſte Auskunft. Es wurde darauf geſehen, ohne falſchen Luxus das Haus, ſeinem Zwecke entſprechend, weitraumig und doch bei ein⸗ facher Ausſtattung behaglich zu geſtalten, trotz der vorhandenen außergewöhnlichen Dimenſionen. Bühnenhaus. Waren im Zuſchauerhauſe alle Einrichtungen auf bequemen Verkehr, gutes Sehen und Hören der Zuſchauer gerichtet, Jo war das Buhnenhaus ſo zu geſtalten, daß großte Weit⸗ räumigkeit und Ueberſicht für die Inſzenierung des Spiels geſchaffen wurde. Tatſächlich exſtiert auch zur Zeit nirgends eine andere Bühne, die dirett hinter dem Voryang eine Attionsbreite von mehr als 70 m zur Verfügung hat. Der 28 m breiten und über 20,0 m tiefen Hauptbühne ſchließen ſich zwei Korridore und zwei Seitenbühnen von je 18,0 m Länge, 11,0 m Breite und 9,60 m Höhe an, auf denen Szenen vorbereitet und abgerollt werden. Eine Hinterbühne von 21 m Breite, über 12 m Tiefe und über 18 m Höhe ſchließt ſich an, ſomit ſteht eine Bühnenaktionsfläche von rd. 1200 qm für ſzeniſche Zwecke zur Verfügung, ausſchli e ßlich aller ag azine. Die Hauptbühne iſt bis Oberkante Schnürboden 36,50 m hoch, dazu rommen noch 7,20 m Höhe der Unterbühne, ſodaß die Höhenentwicklung für ſäeniſche Zwecke 43,“0 m beträgt. Sind auch vydrauliſche Verſenkungen und die Obermaſchinerie nach neueſten Erfahrungen eingebaut, ſo bietet die in Eiſen konſtruierte, fahrbare, unverbrennliche Rundhorizonttuppel von 18 m Durchmeſſer eine Neuerung für ſzeniſche Lichteffekte, die bisher in dieſer großzugigen und doch einfachen Weiſe auf keiner Bühne geboten werden konnten. Dabei kann dieſe Rieſenkuppel durch einen leichten Druck von der Spielbühne entfernt und auf die Hinterbühne zuruckgefahren reſp. getippt werden. Die Bühne wird nach dem gleichen Syſtem wie der Zuſchauerraum belüftet, ſodaß beim Aufziehen des Voerhanges bereits gleiche Temperaturen auf der Bühne und im Zuſchauerhauſe vor⸗ handen ſind. Bei Gefahr können 65, am Rauchklappen geöffnet werden, falls die Feuerlöſchvor⸗ richtungen nicht mehr genügen. Die Beleuchtung erfolgt ebenſo wie beim Zuſchauerhauſe durch das ſtädtiſche Elektrizitätswerk. 6 Treppen und weite Korridore verbinden die in 6 Stockwerken übereinander angelegten Ankleide⸗, Probe⸗, Magazin⸗ und Werkſtättenräume des Bühnenhauſes. Im Untergeſchoß und unter den Höfen befinden ſich die großen Keſſelanlagen und die Zen⸗ trale für die Beheizung und Lüftung des Hauſes, die Druckzentrale für die Preßwaſſerſtempel der Verſenkungen, die Pumpen für den Bühnenregen, die große Zentralſchaltſtelle und die Umformer der elektriſchen Beleuchtung ſowie die Akkumulatorenbatterien. Die Länge der Hinterfront von rund 82,0 m erwies ſich gerade als ausreichend, um all den vielſeitigen Raumanforderungen des komplizierten Or⸗ ganismus einer großen Opernbühne Genüge zu leiſten. Reſtaurationsbau nebſt Garten. Mit der Planung eines beſonderen Reſtaurationsbaues war die Gelegenheit geboten, das Stadtbild Charlottenburgs an dieſer hervorragenden und außerordent⸗ lich günſtig gelegenen Stelle zu heben. Der von den ſtädtiſchen Behörden auf den Rat des Erbauers zur Verfügung geſtellte Bauplatz an der Bismarckſtraße gegenüber der Untergrundbahnſtation Bis⸗ marckſtraße zwiſchen der Seſenheimer⸗ und Krumme Straße forderte gebieteriſch die Verſchiebung der Hauptachſe des Hauſes nach der Seſenheimer Straße, ſo⸗ daß die eine Seitenfront des Hauſes in die Bauflucht der Seſenheimer Straße einrückte. Es ergab ſich daher von ſelbſt an der Krummen Straße die Anlage eines großen Reſtaurations⸗ und Erholungsgartens, auf den die Beſucher des Parketts, des I. und II. Ranges im Spätfrühiahr und Frühherbſt von der großen, den Zuſchauerräumen vorgela⸗ gerten Säulenhalle reſp. von der in Parketthöhe vorgeſchobenen Reſtaurationsterraſſe einen herrlichen Blick gewinnen. Dieſe Reſtaurationsterraſſe verbindet gleichzeitig den Theaterbau mit einem wirt⸗ ſchaftlich ganz ſelbſtändigen Reſtaurationsbau, der den Garten gegen die in der Krummen Straße belegenen Mietshäuſer abſchließt. Ausgiebige Küchenanlagen im Untergeſchoß und zwei übereinander⸗ gelegene, ovale Säle mit kleinen Nebenzimmern unterſtützen den Sommerbetrieb des Gartens und bilden im Winter ein beſonderes Reſtaurationslokal, ſodaß der Erlös aus der Pacht dieſes Lokals in Ver⸗ bindung mit dem Betrieb der Erfriſchungsräume im Theaterbau wohl geeignet iſt, die künſtleriſchen Abſichten der Theaterbetriebsaktiengeſellſchaft, der die Stadt Charlottenburg das Theater errichtet und verpachtet hat, aufs kräftigſte pekuniär zu unterſtützen. Aeußerer Aufbau der Geſamtanlage. Aus den vorgeſchilderten praktiſchen Bedürfniſſen heraus hat der Erbauer den Aufbau des Ganzen zu einer klaren Gruppe zuſammengufaſſen verſucht, die, wie er glaubt, andererſeits dem Beſchauer auf den erſten Blick die verſchiedenen Zwecke der einzelnen Baukörper klar vor Augen führt. Lediglich an der Hauptfront an der Bismarckſtraße wurde auch der ſchweſterlichen Kunſt, der Plaſtit, die Stätte bereitet. Ueber den fünf Haupteingängen des Zuſchauerhauſes ſind fünf lebensgroße figürliche Reliefs angeordnet, die das Andante, Scerzo, Furioſo und Finale des menſch⸗ lichen Lebens zur Rechten und Linken eines Mittelreliefs zeigen, das Eros und Pſyche, umgeben von den Muſen, darſtellt. Pſyche prüft fühlend die Spitze des Pfeiles ihres ſie zärtlich umfangen haltenden Genoſſen. Fünf rieſige Schlußſteinköpfe unter dem Gebälk der Säulen ſind in Beziehung zu dieſen Darſtellungen gebracht. Ueber dem Gebälk vor der großen Attika ſind 2,50 m hohe figürliche Darſtellungen in Muſchelkalk errichtet; ſie ſtellen Götter und Helden der nordiſchen und antiken Götterlehre reſp. Helden⸗ ſagen dar. Links Baldur, von Eisbären flankiert, als Lichtbringer in die Eiswüſte des Nordens, weiter eine Bardengeſtalt, endlich der den fertigen Balmung jauchzend ſchwingende Siegfried mit Hammer und Amboß. Als Gegenſtück Achill, in ſicherer Ruhe mit Speer und Schild, weiter ein homeriſcher Sänger und ſchließlich als Schluß, von Löwen flankiert, Orpheus, der die Tiere des Südens durch ſeinen Ge⸗ ſang bezwingt. Es iſt ſelbſtverſtändlich weniger der Zweck geweſen, Perſönlichkeiten und Götter dar⸗ zuſtellen, als die menſchliche Figur als Abſchluß der Architektur zu verwenden und das Spiel von Licht und Schatten in angemeſſener Weiſe ausklingen zu laſſen. 2. Heizungs⸗ und Maſchinenanlagen. Außer den zur Uberwachung und Aufrechterhaltung eines geordneten Betriebes in den maſchinentechniſ en Anlagen und in den Zentralheizungen der ſtädtiſchen Gebäude notwendigen Arbeiten ſind folgende beſondere Arbeiten ausgeführt worden: