— 148 — Organiſation der Gemeindeſchulen. Der im Jahre 1906 zunächſt an den evangeliſchen Gemeindeſchulen begonnene Verſuch der Umgeſtaltung des Volksſchulweſens wurde im Berichtsjahre fortgeſetzt und erweitert. 1. Grundklaſſen. Die Maßnahmen zur Hebung der Grundklaſſen (ogl. Verwaltungs⸗ bericht 1907 Seite 119 f. und 1908 S. 122) ſind in ſämtlichen Gemeindeſchulen durchgeführt. Die Bele⸗ gungszahl der Grundklaſſen iſt auf höchſtens 45 herabgeſetzt und die Stundenzahl von 22 auf 18 wöchent⸗ lich ermäßigt worden. An die Stelle der weggefallenen Turnſtunde iſt an den Knabenſchulen im Sommer eine Spielſtunde getreten; an den Mädchenſchulen, die bisher in der 4147 7 4. 74 1. jeder halben Stunde eine Pauſe von 3 bis 5 Minuten eingeführt worden. Ferner iſt eine Verſtärkung der ſchulärztlichen Uberwachung der Schüler eingetreten. Der Klaſſenlehrer erteilt ſolchen Kindern, welche in der Klaſſe nicht mit fortkommen, von der erſten Woche des dritten Monats nach der Einſchulung an wöchentlich 3 Stunden Nachhilfeunterricht in Deutſch und Rechnen. Für ſchwächliche Kinder und für ſolche, die werden. Nur ausnahmsweiſe — wie nach Epidemien uſw. — kann für kurze Zeit darüber hinaus⸗ gegangen werden. Nach den Berichten über die Verſetzungsergebniſſe wurden Michaelis 1912 und Oſtern 1913 in den ſämtlichen Gemeindeſchulen — abgeſehen von den 29 baw. 44 Kindern, die wegen andauernder Krankheit entweder die ganze Zeit oder einen großen Teil derſelben beurlaubt waren: Michaelis Oſtern 1912 1913 % % 4) nach der Normaltlaſſe v1 verſezeeeee 90,60 92,46 b) nach der B-Klaſſe VI verſect,. 6,25 5,12 () ½ 8ec zunenerſetzt,,,... 4 1,66 1,21 d) ¼0 Jahr zurückverſetzt e , , 1,09 0,74 c der Dutsichnte üderwieſenn 0,40 0,47 Dieſes Ergebnis erhält eine geringe Abſchwächung dadurch, daß Michaelis 1912 102 und Oſtern 1913 81 Kinder, zumeiſt Kranke, nach halbjährigem Schulbeſuch das Klaſſenpenſum noch einmal beginnen mußten. 2. KKlaſſen. Nachdem die Maßnahmen zur Hebung der Volksſchulen in den weſt⸗ lichen Gemeindeſchulen bis zum Schluß des vierten Schuljahres durchgeführt waren, iſt zu Oſtern 1910 die Ausdehnung auf Klaſſe I1I1I 0 erfolgt. Zu dieſem Zeitpunkte war zum erſten Male die Möglichkeit der Einrichtung von III A⸗Klaſſen gegeben. Die A-Klaſſen ſollen in 4 aufſteigenden Stufen mit je einjährigem Penſum zu einer über das Ziel der Normalklaſſen hinausgehenden Bildung führen. Die Kinder werden alſo bei Erledigung des Penſums eine Bildung empfangen, die etwa in der Mitte liegt zwiſchen derjenigen der normalen Volksſchule und der Realſchule. Auf dieſe Weiſe können dem Mittelſtande, insbeſondere dem Kauf⸗ manns⸗ und dem Handwerkerberuf, noch mehr als bisher befähigte und gründlich vorgebildete junge Kräfte zugeführt werden. Die Lehrer der A-Klaſſen ſollen die Mittelſchullehrerprüfung abgelegt haben und erhalten eine beſondere Zulage. Die A⸗Klaſſen ſind — wie die B⸗Klaſſen — ein Teil der Volksſchule. Sie ſind in ver⸗ ſchiedenen möglichſt zentral gelegenen Schulen untergebracht und ſtehen unter der Aufſicht der be⸗ treffenden Rektoren. — Die Beſtimmung der Zahl dieſer Klaſſen und die Verteilung auf die vor⸗ handenen Schulen erfolgt nach dem jeweiligen Bedürfnis durch die Schuldeputation. Knaben und Mädchen werden geſondert unterrichtet, ſofern nicht die Rückſicht auf die Frequenz eine Kombination erheiſcht. Im April 1910 wurden zunächſt verſuchsweiſe 1 Knabenklaſſe an der Gemeindeſchule XVII und 1 Mädchenklaſſe an der Gemeindeſchule XXII errichtet und Oſtern 1912 letztere in 1. Klaſſen umge⸗ wandelt, entſprechend dem zu Grunde liegenden Lehrplan. Nachdem der Herr Unterrichtsminiſter durch Erlaß vom 30. Mai 1912 U. III. A. Nr. 2412. U. III. D. 1 — die Fortführung des Verſuches eines Ausbaues unſeres Volksſchulweſens auch in Bezug auf die A⸗Klaſſen genehmigt hatte, wurden Michaelis 1912 wiederum 2 Klaſſen III 4 eingerichtet. . gen. teß wurde der Gemeindeſchule XXXII, die Mädchenklaſſe der Gemeindeſchule XXII an⸗ gegliedert. Fortan erfolgt die Einrichtung von III A-Klaſſen zu Beginn eines jeden Halbjahres. 3. B⸗ Klaſſen. Der im Schuljahr 1907 in Klaſſe vI begonnene Verſuch der Sonde⸗ rung der Kinder nach Normalklaſſen und B⸗-Klaſſen (vg Verwaltungsbericht 1907 S. 120 ff.) wurde zunächſt im Weſten der Stadt weiter fortgeführt und hier im Jahre 1908 auf Klaſſe V, 1909 auf Klaſſe IV, 1910 auf Klaſſe III und 1911 auf Klaſſe II der evangeliſchen Schulen ausgedehnt. Da der Verſuch an den weſtlichen Schulen ſich bewährt hatte, ſo erfolgte mit Genehmigung der Königlichen Regierung von Oſtern 1909 ab die Ausdehnung dieſer Maßnahmen auf die öſtlichen evangeliſchen Schulen und zwar zunächſt von Klaſſe VI ab, ſo daß die Sonderung der Kinder nach Normalklaſſen und B⸗Klaſſen im Rechnungsjahr 1912 in ſämtlichen VI., V., IV. und III. Klaſſen der evangeliſchen Schulen und in den Klaſſen II der weſtlichen Schulen durchgeführt war. Ferner wurde von Oſtern 1911 ab der Verſuch auf die katholiſchen Gemeindeſchulen ausgedehnt, indem zunächſt in Klaſſe VI die Sonderung durchgeführt wurde. Oſtern 1912 erfolgte die Ausdehnung auf Klaſſe Die Zahl der B⸗Klaſſen betrug im Sommerhalbjahr 1912 70 (darunter 4 fatholiſche), im Winterhalbjahr 80 (da⸗ runter 5 katholiſche). Zur Überweiſung nach den B⸗Klaſſen gelangten diejenigen Kinder, welche nach einjährigem Beſuche der Grundklaſſe bzw. der vorhergehenden Normalklaſſe für die Verſetzung nach der höheren Normalklaſſe noch nicht reif genug waren, ſei es, daß ſie in einem Hauptlehrgegenſtand große Lücken hatten, ſei es, daß eine größere Anzahl geringerer ücken ſich über das Penſum der gangen Klaſſe verteilte, ſo daß ein Mitfortkommen in der nächſten Normalklaſſe ausgeſchloſſen erſchien. Die Aufgabe der B⸗Klaſſen iſt, in 1z Jahren ſowohl dieſe Lücken 144.. als auch das Penſum der entſprechenden Normalklaſſe zu bewältigen. Die Schülerzahl der B⸗Klaſſen iſt auf höchſtens 30 feſt⸗ geſetzt, ſo daß der Lehrer die Möglichkeit hat, jedes einzelne Kind im Unterricht intenſiver heranzu⸗ ziehen und die weſentlichſten Teile des Lehrſtoffes eingehender zu behandeln. In den unteren B⸗ Klaſſen werden Knaben und Mädchen gemeinſam unterrichtet. In den III. Klaſſen kann und in den