—. 192 1170 betragen. Dabei wird ein großer Teil der Unterſtützungen, bei denen die Arbeitsloſigkeit oder das geringere Einkommen infolge kürzerer Beſchäftigung mitbeſtimmend für die Gewährung der Unter⸗ ſtützung geweſen iſt, nicht ausdrücklich mit Arbeitslofigkeit begründet, ſo daß hier ſicher eine viel größere Zahl, namentlich von Sonderunterſtützungen auf dieſe Urſache zurückzuführen ſein dürfte. Von dem Mehrverbrauch gegen das Vorjahr entfällt ein Betrag von 77 000 ℳ allein auf die baren Unter ſtützungen, die mehr als ein Drittel des Geſamtverbrauchs ausmachen. So ſehr die erhöhten Ausgaben ſich zu einem Teil durch die oben angeführten Gründe rechtfertigen laſſen dürften, ſo iſt doch, wie in faſt allen Großſtädten und namentlich in ſolchen mit ſtark fluktuierender Bevölkerung, bei einem nicht unerheblichen Prozentſatz der Unterſtützungen eine völlige Aufklärung der Verhältniſſe der Bittſteller, wenn überhaupt, nur unter großen Schwierigkeiten möglich. Eine große Anzahl der deutſchen Großſtädte iſt deshalb, zum Teil ſchon ſeit langen Jahren, dazu übergegangen, die Ermittelungen lediglich durch Ehrenbeamte dadurch zu ergänzen, daß ſie be ſoldete Berufs⸗ beamte angeſtellt haben, denen ſchwierige und zeitraubende Ermittelungen überwieſen werden. Bei dem immer ſtärkeren Anwachſen der Ausgaben für Barunterſtützungen wird ernſtlich zu erwägen ſein, ob nicht auch bei uns eine ähnliche Einrichtung zu treffen ſein wird. Von den übrigen Mehrausgaben gegen das Vorjahr entfallen etwa 25 000 ℳ auf die Aus⸗ gaben für Pflegekin der, etwa 5000 ℳm auf Arzneien, Heilmittel uſw., etwa 15 000 ℳ auf die Unterbringung von Geiſteskranken uſw., etwa 20 000 ℳ auf die Unterbringung von Kranken in nicht ſtädtiſchen Heilanſtalten (während ſich gleichzeitig die Koſten der Unterbringung in den ſt äd t iſche n Krankenhäuſern trotz der ſtarken Belegung um etwa 22 000 ℳ vermindert haben). Etwa 12 000 ℳ mehr haben die Erſtattungen an an dere Armenverbände erfordert, auf die die Armenverwaltung im allgemeinen ohne Einfluß iſt. Der geſt verteilt ſich auf die verſchiedenſten Etatsanſätze. Den Ausgaben ſtehen an Rücerſtattungen und Wiedereinziehungen 417 356 gegenüber, ſo daß etwa 17 vom Hundert der Ausgaben durch Rückerſtattungen gedeckt ſind. Die ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe des Berichtsjahres erklären es, daß die 3Zahl der unterſtützun gsgeſuch e weiter, bis auf 19 244 (gegen 16 152 im vorigen Jahre) geſtiegen iſt. 2009 davon (gegen 1637 im Vorjahre) konnten abgelehnt werden; immerhin ergab ſich aber aus der erhöhten Zahl die Notwendigkeit weiterer erhöhter Aufwendungen auf allen Gebieten. Der Prozent⸗ ſatz der in irgendeiner Form unterſtützten Perſonen zur Bevölkerung iſt von 3,44 im Vorjahre auf 3,52 geſtiegen, bleibt allerdings noch immer hinter der Zahl des Jahres 1908 (3,75, zurück. Unter den 11 285 in irgendeiner Form unterſtützten Perſonen und Familien befanden ſich 2108, die lediglich dadurch unterſtützt worden ſind, daß die Koſten ihrer Verpflegung in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern mangels anderer Zahlungspflichtiger und Zahlungsfähiger auf den Armenetat übernommen werden mußten. Von den unterſtützten Perſonen ſtanden 2516 im Alter von über 60 Jahren, 1205 im Alter von über 70 Jahren. Nach der Konfeſſion waren 9279 evangeliſch, 1772 katholiſch, 102 moſaiſch, 29 Diſſidenten, 1 Buddhiſt, während bei 102 Perſonen Angaben über die Konfeſſion fehlen. Nach dem Unterſt ützun gs w ohnſitz waren 8111 Perſonen in Charlottenburg orts⸗ angehörig, während 1008 ihren Unterſtützungswohnſitz anderwärts und 454 keinen Unterſtützungswohn⸗ ſitz erworben hatten und daher landarm waren. Bei den Pflegekindern, deren Zahl gegen das Vorjahr verhältnismäßig nur wenig, von 10 1 auf 1690, gewachſen iſt, waren 64,44% (im vorigen Jahre 63,387) in Charlottenburg orts⸗ angehörig. Auch in dieſem Jahre überwiegt unter den Unterſtützten das weibliche Element gegen⸗ über dem männlichen. 1171 männlichen Unterſtützten mit und ohne Angehörige ſtehen neben 4182 Ehe⸗ paaren 2848 Witwen und 2244 ledige weibliche Perſonen gegenüber. Insgeſamt ſind 5932 weibliche Per⸗ ſonen mit und ohne Angehörige unterſtützt worden. Die Zahl der eheverlaſſenen Frauen, die in irgendeiner Form im Laufe des Jahres unterſtützt worden ſind, iſt gegen das Vorjahr von 400 auf 421 gewachſen. Wegen böswilligen Ver⸗ laſſens ſind laufend 288 Frauen und mit Sondergaben 803mal Frauen unterſtützt worden. Gegen die Ehemänner, die ſich ihrer Nährpflicht entzogen, iſt in zahlreichen Fällen und zum Teil nicht ganz ohne Erfolg von der Strafbeſtimmung des § 361 10 Str. G. B. Gebrauch gemacht worden. Am 1. Oktober 1912 iſt das neue Geſetz vom 23. Juli 1912 in Kraft getreten, das in ſolchen Fällen die Unterbringung in einer Arbeitsanſtalt ermöglicht. Ob es möglich ſein wird, durch ſeine Anwendung die Vernach⸗ läſſigung der Unterhaltspflicht einzudämmen, muß die Zukunft lehren. Die Zahl der Fälle, in denen im Berichtsjahre von dem Geſetz Gebrauch gemacht werden konnte, iſt, ganz abgeſehen davon, daß das Verfahren zum größten Teil noch nicht beendet iſt, noch zu klein, als daß ein Urteil gefällt werden könnte. In 2 Fällen hat indes die bloße Androhung der Beſtimmung des Geſetzes genügt, Wandel zu ſchaffen. Unter den Ur ſachen der unterſtützung ſtehen auch diesmal der Zahl nach an der Spitze Krankheit und Tod des Ernährers allein oder in Verbindung mit an⸗ deren Urſachen. Auf ſie entfallen bei den laufenden Unterſtützungen 3620 bei überhaupt 4704 Unterſtützungsgründen, bei den Sonderunterſtützungen 27 398 von überhaupt 40 865. Von den laufenden Unter ſtützungen, die im ganzen an 4556 Perſonen (gegen 4327 im Vorjahre) gezahlt worden ſind, ſind 2895 das ganze Jahr hindurch gezahlt worden. Wie im Vorjahre, bewegt ſich der größte Teil der laufenden Unterſtützungen innerhalb der Grenzen von 9—21 Mark, auf die genau derſelbe Prozentſatz wie im Vorjahre — 71 — entfällt. Nur 5% aller laufenden Unterſtützungen (gegen 4 im Vorjahre) haben über 30 M. monatlich betragen. Der Monatsdurchſchnitts⸗ ſatz der laufenden Unterſtützung hat ſich allerdings von 17,05 im Vorjahre auf 17,71 M. erhöht und im laufenden Jahre 1913 iſt bereits eine weitere Erhöhung, bis zum Juni auf 18,31 M., notwendig ge⸗ worden. Wenngleich die Erhöhung nicht ganz unbedeutend iſt, erſcheint ſie doch auch diesmal verhält⸗ nismäßig gering, wenn man in Rückſicht zieht, d a ß allein die Wohnungsmieten ſich etwa um denſelben Durchſchnittsſatz monatlich erhöht haben. Während im vorigen Jahre bei 103 gelegentlich größerer Familie mit dem denbar kleinſten und hygieniſch bedenklichen Raum zu begnügen. Da der Prozentſatz noch leerſtehender kleiner Wohnungen von Jahr zu Jahr weiter geſunken iſt, kann man tat⸗ ſächlich für Charlottenburg. auch abgeſehen von der Höhe der Preiſe, bei den Wohnungen von Stube 175 Fällen 3190,30 M. zur Beſchaffun g eines neuen Unterkommens für exmittierte Fa⸗ milien zu zahlen. Trotz dieſer hohen Aufwendungen iſt das ſt ädtiſche Obdach außerordentlich ſtark