Von den vorbeugenden Maßnahmen wird von dem Fürſorgeamt als eine der wichtigſten nach wie vor angeſehen die Herausnahme der Schwer⸗ kranken, der Bazillenſtreuer, aus den Familien, namentlich dann, wenn fleine Kinder vorhanden ſind. Im Berichtsjahre wurden in Pflegeheimen verpflegt 72 Erwachſene, 52 Männer, 20 Frauen, und zwar 18 auf Koſten der Armendirektion, 54 auf Koſten der Deputation für Geſundheits⸗ pflege. Hiervon wurden 46 auf eigenen Wunſch, 2 aus anderen Gründen entlaſſen, 5 ſtarben in den Anſtalten, 19 ſind noch in Behandlung. Der Aufenthalt erſtreckte ſich auf die Dauer von wenigen Tagen bis zu dem ganzen Jahre. Dem Krankenhaus Weſtend wurden überwieſen 139 Schwerkranke. Mehrere Fälle, die beſonders dringend waren, mußten bei der häufigen Überfüllung des Krankenhauſes Weſtend anderen Krankenhäuſern überwieſen werden, ſo dem Eliſabeth⸗ und Hedwigs⸗Krankenhaus und der Charité. In das Krankenhaus Nordend wurden 100 Frauen entſandt. Um das Zuſammenſchlafen von Kranken und Geſunden zu verhindern, wurden in 26 Fällen bedürftigen Familien Betten verſchafft. Mietzuſchüſſe werden in ſolchen Fällen gewährt, wenn ein Mitglied einer Familie ſchwer⸗ krank iſt und Bazillen hat, wenn zweitens die Wohnungsverhältniſſe ganz unzureichend ſind, ſo daß große Infektionsgefahr beſteht, und wenn drittens die Entfernung dieſes Kranken nicht unbedingt er⸗ forderlich erſcheint oder aus irgend einem Grunde nicht erreicht werden kann. Im Berichtsjahre wurden 25 Familien Mietzuſchüſſe bewilligt. Anderweitige Unterſtützungen, 3. V. für Frauen zur Pflege von Schwerkranken im Hauſe oder für Waſchfrauen oder Reinmachefrauen oder dgl. wurden in 66 Fällen gewährt. Die Zahl der auf Veranlaſſung des Fürſorgeamts verordneten Desinfektionen betrug 390. Hierbei iſt zu berückſichtigen, daß die Desinfektionen bei Todesfällen faſt ſtets auf Veranlaſſung der Polizei gemacht werden. Um eine möglichſt einwandfreie Behandlung der Wäſche der Tuberkulöſen zu erzielen, wurde der Verſuch gemacht, die in beſonderen Beuteln geſammelte Wäſche der Kranken von der Des⸗ infektionsanſtalt abzuholen, koſtenlos zu desinfizieren und den Eigentümern wieder zuzuſtellen. Es hat ſich dies Verfahren aber nicht bewährt. Die Familien waren nicht zufrieden; ſie führten darüber Klage, daß die Wäſche beſchädigt würde, verlangten, daß ſie auch koſtenlos gewaſchen würde uſf. Da es ſich nun auch herausſtellte, daß für die Desinfektionsanſtalt die Desinfektion der Wäſche bei den beſtehen⸗ den Einrichtungen ſehr ſchwierig war, wurde dies Verfahren aufgegeben und zu der früheren Maßnahme zurückgekehrt, nach der die Wäſche der Kranken in beſonderen Beuteln geſammelt und vor der Wäſche für mindeſtens 2 Stunden in 2 prozentige Sodalöſung gelegt wird. In neuerer Zeit kommt man mehr und mehr zu der Ueberzeugung, daß e in ſehr weſent⸗ liches, bisher meiſt zu wenig beachtetes Moment in der Tuberkuloſebekämp⸗ fung in der Kräftigung der von der Tuberkuloſe bedrohten, ſchwächlichen, ſkrofulöſen, blutarmen Kinder der tuberkulöſen Familien beſteht. Das Fürſorgeamt hat ſchon ſtets auf dieſen Punkt beſondere Rückſicht genommen. Im Be⸗ richtsjahre wurde die Fürſorge für dieſe Kinder dadurch erweitert, daß außer den bewährten See⸗ hoſpizen Norderney und Boldixum mehrere binnenl ändiſche Anſtalten für ſolche Kuren benutzt wurden: die Kinderheilſtätte Halle a. S., das Kindererholungsheim Groß⸗Lichterfelde, das Paulinenhaus in Charlottenburg⸗Weſtend. Auch die dem Verein für Ferienkolonien gehörige Kinderheilſtätte in Kolberg wurde benutzt. In die Seehoſpize wurden 45 Kinder entſandt, auf Koſten der Armendirektion 11, auf Koſten der Deputation für Geſundheitspflege 34. Von dieſen Kindern erzielten 13 einen vollen, 28 einen teilweiſen Erfolg, 4 waren noch in Behandlung. In den anderen Anſtalten wurden 36 Kinder verpflegt, 9 auf Koſten der Armendirektion, 27 auf Koſten der Deputation für Geſundheitspflege. Hiervon erzielten 3 einen vollen, 25 einen teil⸗ weiſen Erfolg, 8 waren noch in Behandlung. Die Dauer dieſer Kuren betrug urſprünglich 6 Wochen, wurde aber im Bedarfsfalle auch bis zu drei Monaten ausgedehnt. In die Ferienkolonien wurden durch das Fürſorgeamt 83 Kinder geſchickt, etwa 100 Kinder wurden außerdem auf Erſuchen des Vorſtandes des Vereins für Ferienkolonien auf ihre Eig⸗ nung für die Kolonien unterfucht. Den Erholungsſtätten wurden im Winter zum Tagesaufenthalt 250 Kinder überwieſen, 115 Knaben und 135 Mädchen, und zwar 65 auf Koſten der Armendirektion, 185 auf Koſten der Ge⸗ ſundheitsdeputation. Im Sommer wurden für Tagesaufenthalt 1021 Kinder entſandt, 453 Knaben und 568 Mädchen, und zwar 241 auf Koſten der Armendirektion, 780 auf Koſten der Deputation für Geſund⸗ heitspflege. Für Tag⸗ und Nachtaufenthalt wurden entſandt 55 Knaben, 74 Mädchen, und zwar 32 auf Koſten der Armendirektion, 97 auf Koſten der Geſundheitsdeputation. Außerdem wurden 64 Kinder auf Freiſtelle überwieſen. Im Laufe des Berichtsjahres waren alſo 1464 Kinder in den Er⸗ holungsſtätten. Die Ergebniſſe waren wiederum durchaus zufriedenſtellend, der Allgemeinzuſtand beſſerte ſich faſt immer, auch im lokalen Drüſenbefund konnte häufig eine Beſſerung feſtgeſtellt werden. Bei einigen ſchwerkranken Kindern wurde ein Erfolg nicht erwartet. Auch Erwachſene wurden wieder in die Erholungsſtätten geſchickt; im Winter 24 Männer und 38 Frauen, im Sommer 46 Männer und 141 Frauen, 90 Perſonen wurden auf Koſten der Armen⸗ direktion, 159 auf Koſten der Deputation verpflegt. Außerdem wurden 36 Männer und 22 Frauen auf Freiſtelle überwieſen. Auch bei den Erwachſenen war der Erfolg, ſoweit es ſich nicht um vorgeſchrittene Tuberkuloſe handelte, recht befriedigend. Im vergangenen Jahre wurden auch wieder einige Perſonen veranlaßt, einen Landauf⸗ en thalt zu nehmen. Hierfür wurden ſelbſtverſtändlich nur geeignete Fälle ausgeſucht, hauptſächlich Wegen Knochentuberkuloſe wurden 13 Kinder im Cecilienheim in Hohen⸗ iychen behandelt, 3 waren noch aus dem Vorjahre dort, 10 kamen neu hinzu. Die Dauer der Be⸗ d. 0. 8 2 Erfolg, 1 keinen. 6 waren am Schluß des Jahres noch in Behandlung. Außerdem wurden zwei Kinder mit Knochentuberkuloſe, die anſcheinend einer Heilung nicht mehr 2n waren, in Krüppelheime