— 19 — Hierauf ergriff Bürgermeiſter Dr. Maier das Wort: „Sehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter! Namens des Magiſtrats und der Beamten⸗ ſchaft habe ich die Ehre, Sie zu begrüßen, will kommen zu heißen und unſere Wünſche für ein ge⸗ deihliches und ſegensreiches Wirken auszuſprechen. Die Stadt Charlottenburg hat ſich unter Ihren Herren Amtsvorgängern einen Namen mit gutem Klang erworben, und zwar nicht nur in Groß⸗Berlin, ſondern auch unter den preußi⸗ ſchen und deutſchen Städten. Sie finden eine wohlgefügte Verwaltung vor, eine Verwaltung, von der man ſagen kann, daß ſie eine Tradition beſitzt, eine Tradition des ſte tigen und ent ſchie⸗ denen Fortſchreitens auf ſozialem und wirtſchaftlichem Gebiete, getragen von dem freien, ſchöpferiſchen und belebenden Geiſte der Selbſtverwaltung. In dieſen lebensvollen Organismus treten Sie ein und übernehmen die wichtigſte Funktion, die Funktion der Kräfte⸗ regulierung. Magiſtrat und Beamtenſchaft bringen Ihnen volles Vertrauen entgegen; ſie hegen die Zuverſicht, daß Sie Ihr Amt mit Kraft und Energie, aber auch mit Billigkeit und Schonung führen werden. Wenn ich Gelegenheit nehme, Ihnen über meine faſt dreivierteljährige Führung der Dirigentengeſchäfte Rechenſchaft abzulegen, ſo tue ich das mit der kurzen Verſicherung, daß ich be⸗ müht geweſen bin, die Maſchine der Verwaltung im vollen Gange zu erhalten. Ich knüpfe hieran die Hoffnung, daß es mir vergönnt ſein möge, meine ganze Arbeitskraft zu Ihrer Entlaſtung und Unterſtützung gemäß der mir durch das Geſetz zugewieſenen Aufgabe auch fernerhin im Dienſte der Stadt Charlottenburg einzuſetzen. Ich überreiche Ihnen die von Seiner Majeſtät dem König dem Träger Ihres Amtes verliehene Amtskette. Mögen Sie das Zeichen Ihres Amtes ſtets mit fröhlichem Herzen tragen! Dann wird Ihr Amt eine Quelle reichen Segens ſein.“ Oberbürgermeiſter Dr Schol z dankte mit folgenden Worten: „Hochverehrter Herr Reaierungspräſident! Geſtatten Sie mir zunächſt, Ihnen wärmſten und aufrichtiaſten Dank einmal dafür zu ſagen, daß Sie die Güte batten, perſönlich heute hier meine Einführung vorzunehmen, und zum anderen für die gütigen Worte, mit denen Sie dieſe Einführung begleitet baben. Die Ausführungen, die Sie, verehrter Herr Präſident, über das Ver⸗ hältnis der Staatsregierung zur Selbſtverwaltung gemacht haben, entſprechen ſo ſehr meiner eigenen Auffaſſuna. daß ich ihnen nichts hinzuzufügen babe. Ganz beſondere Freude hat es mir bereitet, daß auch Sie, Herr Präſident, die fruchtbare Wirkſamkeit der Selbſtverwaltung, die die Städte Preußens und Deutſchlands aroß, ja man darf wohl ſagen, vorbildlich für die Welt ge⸗ macht hat, rückbaltlos anerkennen, und ich darf die Hoffnung ausſprechen. daß auch in dem neuen, intereſſanten Organismus des Zweckverbandes Groß⸗Berlin die Selbſtverwaltung der einzelnen Glieder, wenn ſie auch eine gewiſſe Einbuße erleiden muß, doch nicht mehr beſchnitten wird. als das unbedingt notwendig iſt. Ich glaube, daß ſich in dieſem Wunſch Staatsregierung und Gemeindeverwaltung durchaus finden werden. Auch Ihnen. mein hochverehrter Herr Stadtverordneten⸗Vorſteher, und Ihnen, lieber Kollege, danke ich herzlichſt für die warmen Begrüßungsworte. Meine Herren! Als ich Ihre mich hoch ehrende Wahl mit dem Ausdrucke herzlichſten Dankes annahm, war ich mir, wie Ihr Herr Vorſteher ſchon mit Recht hervorgehoben hat, wohl bewußt, daß es eine ſchwere Aufgabe ſei, an die Spitze eines Gemeinweſens vom Range Char⸗ lottenburgs zu treten und Nachfolger eines Schuſtehrus zu ſein. Und auch ich möchte heute, da ich zum erſtenmal die Ehre habe, von der solla curulis, die auch er eingenommen hat, zu Ihnen zu ſprechen, nicht unterlaſſen, in dankbarer Anerkennung des Mannes zu gedenken. der mein Vor⸗ gänger geweſen iſt, dieſes ausgezeichneten Städteverwalters, dieſes vornehmen, gütigen und ritter⸗ lichen Mannes. Ob es mir gelingen wird, dem verehrten Vorbilde nahe zu kommen, ob ich die Erwar⸗ tungen rechtfertigen werde, die Sie, meine Herren, in mich ſetzen, das kann heute niemand und kann am allerweniaſten ich Ihnen ſagen. Eines aber nehme ich für mich in Anſpruch, daß ich mit jener Freudiakeit in mein Amt eintrete, ohne die ein gedeihliches Arbeiten ausgeſchloſſen er⸗ ſcheint. Die Freudigkeit aber der in der Verwaltung Tätigen ſoll ſich umſetzen in die Freude der Bürgerſchaft über das Geſchaffene. Denn ob wir dem Verkehr neue Wege erſchließen. ob wir ein einwandfreies Funktionieren der ſtädtiſchen Einrichtungen und Anſtalten und des geſamten Ge⸗ ſchäftsbetriebes herbeizuführen ſuchen, ob wir durch zweckmäßige Bebauungspläne und ent⸗ ſvrechende Vorſchriften für die Zufuhr von Licht und Luft und für die Schönheit des Städtebildes Sorge tragen, ob wir die körperliche und geiſtige Bildung unſerer heranwachſenden Jugend för⸗ dern, ob wir das ſchwere Los der Aermſten der Armen zu lindern beſtrebt ſind, ob wir uns endlich für die gerechte Verteilung der nun einmal notwendigen Abaaben und Laſten einſetzen, überall, meine Herren, iſt doch das erſtrebte Ziel: die Zufriedenheit, die freudige Zuſtimmung der Bürger⸗ ſchaft zu dem in gemeinſamer Arbeit Erreichten. und ſo möchte ich auch in mein neues Amt nicht unter einem anderen Leitwort eintreten als unter dem, das ich mir zur Richtſchnur für meine bisherige Tätigkeit geſetzt babe: Dem Bürger Freude an ſeiner Stadt zu erwecken und zu erhalten, iſt vornehmſte Aufgabe ihrer Verwaltung! . Sie aber, meine verehrten Herren von Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung, bitte ich, mich in Ihren Kreis mit demſelben Vertrauen aufzunehmen, das ich Ihnen aus vollem, aus übervollem Herzen entgegenbringe. 2. Das Magiſtratskollegium. — In 54 Sitzungen des Kollegiums im Berichtsjahre kamen 1088 Vorlagen zur Er⸗ örterung. Am g. April 1913 wurde der von der Stadtverordneten⸗Verſammlung am 9. Februar 1913 gewählte Stadtſyndikus Sembritzki durch Bürgermeiſter Dr Maier mit folgender Anſprache in ſein Amt eingeführt: