— 28 — 4. Die Neubauten. Neubau der Leibniz⸗Oberrealſchule. Infolge Gemeindebeſchluſſes vom 28. No⸗ vember/18. Dezember 1907 war die in der Guerickeſtraße untergebrachte Realſchule 1 von Oſtern 1908 ab zu einer Oberrealſchule erweitert worden. Die Stadtgemeinde Charlottenburg hatte ſich verpflichtet, binnen längſtens 3 Jahren für dieſe Oberrealſchule ein neues Schulgebäude zu errichten. Für den Neubau der Leibniz⸗Oberrealſchule wurde das von der Stadtgemeinde durch Beſchluß vom 21. Auguſt/9. September 1908 als Erbſchaft übernommene, ehemals den Pulsſchen Eheleuten gehörige rund 7350 am große Grundſtück Schillerſtraße 125/127 auserſehen, das ſeiner günſtigen Lage wegen für Schulzwecke beſonders geeignet erſchien. Der Bauausführung wurde durch Gemeindebeſchluß vom 2¾15. März 1911 genehmigte Bauentwurf zugrunde gelegt. Der erſte Spatenſtich erfolgte am 29. Mai 1911; am 14. Oktober 1912 wurde bereits der Klaſſenflügel bezogen, und am 27. Jannar 1913 fand die Uebergabe des ganzen Schul⸗ gebäudes ſtatt. Das Grundſtück hat die Form eines länglichen Viereckes bei einer Straßenfront von 52,30 m und einer mittleren Tiefe von 94 m. Für die Geſamtanordnung der einzelnen Gebäude auf dem Grundſtück war ſowohl die Himmelsrichtung als auch die Benutzungsart maßgebend; es ergab ſich daraus die Klaſſenflügelanlage hofwärts mit der Fenſterrichtung nach Weſten. Den Abſchluß nach der Straße zu bildet der Hauptbau, der die Wohnungen und die Säle (Schulſaal, Handarbeitsraum, Geſangsſaal und Zeichenſäle) enthält und Licht von Norden und Süden empfängt. In der Südecke des Platzes liegt die Schulturnhalle, durch einen Wandelgang mit dem Klaſſenflügel verbunden. Der Schul hof iſt nach Art öffentlicher Spielplätze befeſtigt und mit Kies bedeckt, hat rund 1800 am freie Fläche und ſomit einen Bewegungsraum von 2,50 am für jeden Schüler; der Bewe⸗ gungsraum wird noch vermehrt durch einen über dem Klaſſenflügel gelegenen begehbaren flachen Dachgarten, der einen Aufbau erhält für Zwecke der Himmelsbeobachtung. Der Klaſſenflügel hat fünf ausgebaute Geſchoſſe mit insgeſamt 17 Klaſſen und einer Doppelklaſſe. Außerdem enthält der Flügel die Räume für die Lehrer und die Räume für den naturwiſſenſchaftlichen Unterricht. Das Untergeſchoß mit 4,30 m lichter Höhe iſt durch geringe Senkung des Hofes für Unterrichtszwecke verwendbar gemacht. Oeſtlich iſt dem Klaſſenflügel das zweite Treppenhaus angegliedert ſowle die Abortanlage in 5 Geſchoſſen. Die Klaſſen haben eine lichte Höhe von 4 m, die Länge wechſelt von 7,68 bis zu 8,08 m. Die Flure ſind im Höchſtmaß 3 m breit. Zum Hofe gelangt man durch 3 Ausgänge bei den Treppenhäuſern im Erdgeſchoß. Der fünfſtöckige Haupt bau an der Straße hat eine Tiefe von 17,10 m; im Unter⸗ geſchoſſe, deſſen Fußboden 0,15 m über dem Bürgerſteig liegt, iſt öſtlich der Haupteingang zur Schule, das Haupttreppenhaus und ein Raum für Handfertigkeitsunterricht angeordnet. Im mittleren Teil liegen Wohnungen für den Heizer, Schuldiener, Nebenräume, die Direktorwohnung mit beſonderer Treppe, die Durchfahrt, eine Nebentreppe zum Schulſaal, der Schulſaal mit Bühne, die Zeichenſäle und Phyſikräume. Die 12 zu 25 m große Turnhalle liegt an der Südecke. Sie hat eine Holzverkleidung von 2 m Höhe, iſt mit dem Schulflügel durch einen Wandelgang verbunden und hat die üblichen Neben⸗ räume für Geräte, Turnkleidung und Aborte. Das an die Waſſerleitung und Kanaliſation angeſchloſſene Gebäude iſt ausreichend mit Waſchgelegenheiten, Spültiſchen für wiſſenſchaftliche Zwecke, Ausgüſſen und Sprenghähnen 21 In weiteſtem Umfange iſt für die Verkehrsſicherheit geſorgt. Die Klaſſen faſſen insgeſamt 720 üler. Die Vorſchriften verlangen eine Treppenbreite von 5. 0,70 4. 2,20. 0,50 — 4,60 m. Die beiden Treppen⸗ häuſer (Haupt⸗ und Schulflügeltreppe) erh elten eine Laufbreite von 3 . 2,20 m, hinzukommt die Nebentreppe an der Durchfahrt mit 1,30 m Laufbreite, ſo daß insgeſamt 5,20 . 1,30 — 6,50 m Treppen⸗ breite vorhanden iſt. Außerdem ſteht noch die Haupteingangstreppe mit 2,70 m lichter Türbreite zur Ver⸗ fügung. Zudem ſind 6 Klaſſen des Erdgeſchoſſes nicht auf Treppen angewieſen. Die Geſamtheizung aller Schulräume und der Dienſtwohnungen liegt unter dem der Straße zunächſt gelegenen Nebenhof und dem anſchließenden Flur. Die Beheizung erfolgt durch Niederdruckdampfheizung; der geforderten Wärme wird durch die Heizkörper in den Klaſſen er⸗ zeugt, während der erforderlichen Heizkörperflächen in den Luftverkeilungskanälen des Tiefkellers untergebracht ſind. Die Schule erhielt durchgehend elektriſches Licht unter teilweiſer Verwendung von Patent⸗ deckenbeleuchtungen. Die Klaſſen ſind mit Kippbänken ausgeſtattet. Die Hörſäle für Biologie und Chemie haben ſchräg anſteigende Sitzreihen, die auf einer ſchiefen Ebene zugänglich ſind, der Hör⸗ ſaal für Phyſik hat Sitzreihen mit Stufenanordnung. Der bevorzugten Lage der Schule entſprechend ſind die Architekturformen der Straßenfront ſtark betont. Das Sockelgeſchoß zeigt Granitquaderung, die übrigen Teile wie Portale, Erker, Fenſtergewände und Brüſtungen, Hauptgeſims und Pfeilerköpfe ſind in Muſchelkalk ausge⸗ Schulſaalfenſterbrüſtungen zeigen Flachreliefs und ſtellen die Elemente Feuer, Waſſer Luft, Erde dar. Ueber dem mit Konſolen aufgeteilten weit ausladenden Hauptgeſims läuft eine Galerie hin. Die Hofſchaufeiten erhielten Edelſpritzputz (in grau und gelb), die Außenflächen der Nebenhöfe Waſſermörtelputz. — Die Geſchoſſe, Flurgänge und Treppenhäuſer erhielten maſſive Stein⸗Eiſendecken. Die Flure, Podeſte und Abortanlagen haben Terrazzobelag; die Milchtrinkhalle und der Wandelgang, der ganz in Eiſenbeton hergeſtellt iſt, Kunſtſteinplatten. Bei der Innenausgeſtaltung der Räume mußte in erſter Linie auf Haltbarkeit geſehen werden: ſo erhielten die Klaſſen L noleumbelag und die Wände in Höhe von 1,60 m einen Oelſockel mit oberen Frieſen. Lehrer⸗, Konferenz⸗ und Amtszimmer, ebenſo der Schulſaal ſind etwas reicher gehalten. Die eigentlichen Baukoſten ſind auf 1,1 Mill. ℳ bemeſſen und durch Gemeindebeſchluß vom 25. Oktober/1. November 1911 der entſtandenen Mehrkoſten bei den Gründungsarbeiten wegen um 11 700 %ℳ erhöht worden, ſo daß der Koſtenanſchlag mit 1 111 700 ℳ und unter Abzug der Verzinſung von 39 500 ℳ mit 1 072 200 % abſchließt. Blumenhalle mit Bedürfnisanſtalten und terraſſertem Sitzplatz. Der Bau einer modernen Bedürfnisanſtalt in gewählter Gegend wurde immer dringender. An Stelle der früher projektierten Ausſichtshalle an der Ecke des Krankenhausgeländes am Spandauer Berg Ecke Fürſtenbrunner Weg wurde ein Pavillon vorgeſehen, der die Aborte nur als Annexe in