— 127 — Hilfsſchulen für ſchwach befähigte Kinder. Mit Beginn des Winter⸗ halbjahres wurden die bisher im Schulhauſe in der Hallerſtraße untergebrachten beiden Klaſſen nach dem Mietshauſe Lützower Straße 1/2 verlegt. Zu Michaelis 1913 erfolgte die Errichtung einer neuen Klaſſe an der Hilfsſchule II1I. Im ganzen waren nun 24 Hilfsſchulklaſſen vor⸗ handen, und zwar befanden ſich 6 Klaſſen im Schulhauſe Peſtalozziſtraße 40 (Hilfsſchule 1), 9 Klaſſen im Schulhauſe Kirchſtraße 4%/ (Hilfsſchule II), 6 Klaſſen im Schulhauſe Bleibtreu⸗ ſtraße 43 (Hilfsſchule III) und 3 Klaſſen in dem Mietshauſe Lützower Straße 1/2 (der Hilfs⸗ ſchule III angegliedert). Die drei Sprachheil⸗Dauerkurſe für Hilfsſchulkinder haben unverändert Kubeh Iugendhorte. Die Tagesheime 1, Goetheſtraße 22, II, Peſtalozziſtraße 40, III, Bismarckſtraße 50, Iv, Lützower Straße 3, V, Hallerſtraße 3¼/, vI, 44 4. 7/8, und vII, Wiebeſtraße 53/58, haben im Berichtsjahre unverändert weiter beſtanden. Die Zahl der Schulärzte ſtieg im Berichtsjahre durch Anſtellung eines Spezial⸗ arztes für die Schwerhörigenſchule auf 20. Schulhelferinnen (bisher Schulpflegerinnen genannt) waren im Berichtsjahre 11 tätig. Sie wurden wieder von dem Verein „Jugendheim“ zur Verfügung geſtellt, dem hierfür ein Zuſchuß von 2000 %ℳ gewährt wurde. Die Tätigkeit der Schulhelferinnen iſt in m0ð5 Dienſtanweiſung, insbeſondere durch Feſtſetzung genauer Zuſtändigkeitsgrenzen, geregelt worden. 6. Die ſtädtiſchen Fortbildungsſchulen. Eine außergewöhnliche Bedeutung hat das Berichtsjahr für die Geſchichte der Kun ſt⸗ gewerbe und Han dw erkerſchule dadurch bekommen, daß das Kuratorium und die ſtädtiſchen Kollegien im Sommer 1913 den in das techniſche Schulweſen der Stadt tief ein⸗ ſchneidenden Reorganiſationsplan für das Fortbildungs⸗ und Fachſchulweſen annahmen. Dieſer Reorganiſationsplan, der am 14. Juni 1913 die Zuſtimmung des Herrn Mi⸗ niſters für Handel und Gewerbe fand, iſt am 1. Oktober 1913 durchgeführt worden. Durch ihn wurden von der Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule alle nichtkunſtgewerblichen Unterrichts⸗ gebiete (für Maurer, Zimmerer, Dachdecker, Bauſchloſſer, Schmiede, Wagenbauer, Maſchinen⸗ ſchloſſer, Mechaniker, Elektrotechniker, Inſtallateure, Uhrmacher und verwandte Berufe) im Tages⸗ und Abendunterricht, ſowie die nur vorbereitenden Unterrichtsfächer: Freihandzeichen und Malen, Zirkel⸗ und Projektionszeichnen, Algebra und Geometrie uſw. abgetrennt und der neu gegrün⸗ deten ſtäd tiſchen Gewerbeſchule und der gewerblichen Fortbildungsſchule zugewieſen. Die der Kunſtgewerbeſchule verbleibenden Klaſſen wurden überſichtlich angeordnet und die zum Teil ſchon vorhandenen Werkſtatteinrichtungen in beſonderen Werkſtätten zuſammen⸗ gefaßt. Die Mittel des Etats und ein für die Jahre 1913, 1914 und 1915 von den ſtädtiſchen Kollegien bewilligter beſonderer Zuſchuß von je 5000 % ermöglichten es, die vorhandenen Ein⸗ richtungen ſoweit zu ergänzen, daß die Werkſtätten für Holz⸗ und Steinplaſtik, für Metallplaſtik (Bronzeguß, Ziſelieren, Treiben, Edelmetallarbeiten), für Graphik (Hoch⸗, Flach⸗ und Tief⸗ druck), für Kunſtverglaſung, Glasmalerei und Moſaik, für Kunſtſtickerei und für Handweberei bereits mit dem Arbeiten beginnen konnten. Eine Werkſtatt für Buchdruck (deren Einrichtungen auch der Fachklaſſe für Reklame und Graphik dienen ſollen), ſowie eine Werkſtatt für Buch⸗ einband und Handvergoldung ſind vorgeſehen, aber noch nicht eingerichtet worden. Im Zuſammenhang mit dieſer Reorganiſation ſind zum Teil ſchon mit Beginn des Sommer⸗ ſemeſters 1913 folgende neue Unterrichtsgebiete eröffnet worden: Attzeichnen und Koſtümſkizzieren nach lebendem Modell für beruflich vorgebildete Schneiderinnen, Stickerinnen uſw. Skizzieren und Aufnehmen von Architekturplaſtit für Bildhauer, Architekten uſw. im Tagesunterricht, Kunſtgeſchichte, als Vortragszyklus derart über 3 Jahre verteilt, daß im erſten Jahre die Kunſtgeſchichte der Antike, im zweiten Jahre die des frühen Mittelalters bis zur Neuzeit, im dritten Jahre die neuere Kunſt⸗ geſchichte vorgetragen werden. Im Juni 1913 wurde ein beſonderer Fachunterricht für Reklame und angewandte Graphik (Holzſchnitt, Radierung, Lithographie, Buchdruck und Illuſtration) eingerichtet. 2 m Februar und März 1914 hielt Geheimer Medizinalrat Profeſſor Dr Virchow vier Vorleſungen über Anatomie des Menſchen mit Demonſtrationen in den Räumen der Königlichen Anatomie. Die Abend⸗Malerklaſſen beteiligten ſich an der . des Malerverbandes der Provinz Brandenburg in Prenzlau vom 19. bis 21. Februar 1914. 6 Schüler unſerer Schule er⸗ hielten hierbei Auszeichnungen. 0 Der Aktienverein des Zoologiſchen Gartens in Berlin hat auch in dieſem Jahre 20 un⸗ perſönliche Eintrittskarten zu Studienzwecken über wieſen und dieſe Zahl im Winterſemeſter um weitere 5 Karten erhöht. Die Kunſtgewerbeſchule ſchuldet der Direktion des Zoologiſchen Gartens für die ſo überaus wertvolle Förderung herzlichen Dank. Auch ein eigener, wenn auch kleiner Tierbeſtand für die Studien innerhalb der Schule wurde beſchafft. In mehreren vom Stadtbauamt auf dem Schulhofe errichteten Volieren, in einem kleinen Auslaufhof, ſowie in Käfigen, Aquarien und Ter⸗ rarien in den Klaſſenräum werden die Tiere gepflegt. Im Oktober 1913 bewilligten die ſtädtiſchen Kollegien die Mittel zur Beteiligung der Schule an der Deutſchen Werkbundausſtellung in Köln in der Abteilung: Künſtleriſche Erziehungsmethoden. Es haben die Tagesklaſſen für Flächenkunſt (Maler Harold T. Bengen) mit ihren Werk⸗ ſtätten und die Werkſtätte für Bronzeguß (Bildhauer Karl Otto) ausgeſtellt. In das Lehrerkollegium ſind neu eingetreten: mit Beginn des Sommerſemeſters der Maler Ernſt Stern, der Architekt Regierungsbaumeiſter a. D. Heinrich Kaiſer, im Juni der Maler und Gravhiker Ernſt Reumann, am 1. Juli der Dipl.⸗Ingenieur Vollhardt, im Februar 1914 der Maler Edmund Schaefer, ferner für die §ngeſcgten nderäge des Schuljahres 1913/¼14 Profeſſor Dr Dragendorff und für Vorträge über Koſtümgeſchichte der Leiter der Freiherrlich Lipperheideſchen Koſtümbibliothek im Königlichen Kunſtgewerbemuſeum Dr. Doege.