Die gleichfalls Berliner Straße 137 befindliche „Rechtsſchutzſtelle für Fr auen“, die von der Stadt Charlottenburg mit einem fährlichen Beitrag von 400 ℳ unter⸗ ſtützt wird, wurde im Jahre 1913 von insgeſamt 3847 Ratſuchenden in Anſpruch genommen, davon in 2084 neuen Fällen von 1931 neuen Ratſuchenden. Zumeiſt handelte es ſich, wie auch im Vorjahr, um Fragen aus dem Recht der Schuldverhältniſſe, insbeſondere um Mietsrecht und Anſprüche aus Dienſt⸗, Werk⸗ und Lehrverträgen. IIII. Die ſtädtiſche Armen⸗ und Waiſenpflege. A. Allgemeines. 1. Die Armen⸗ und Waiſenpflege. In der Armen⸗ und Waiſenpflege waren am 1. April 1914 ehrenamtlich tätig 53 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher, 464 Armenpfleger, 44 Ar⸗ menpflegerinnen, 132 Waiſenräte und Stellvertreter und 178 Waiſenpflegerinnen und Stell⸗ vertreterinnen. Zu ihnen treten 356 Pfleger, 144 Pflegerinnen und 57 fachmänniſche Beiſtände des Freiwilligen Erziehungs⸗Beirats, von denen ein Teil allerdings gleichzeitig andere Amter bekleidet. Die Geſamtzahl der ehrenamtlich in der Armen⸗ und Waiſenpflege tätigen Perſonen überſteigt die Zahl 1200 erheblich. 21 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher, 67 Armenpfleger, 14 Waiſenräte und 29 Waiſenpflegerinnen waren am 1. April 1914 länger als 10 Jahre ununterbrochen im ſtädtiſchen Dienſt tätig, 2 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher und 5 Armen⸗ pfleger länger als 20 Jahre. Das Jahr 1913 muß als ein für die Armenverwaltung ſehr ungünſtiges bezeichnet werden. Die Ausgabe ſchließt mit einem Betrage von 2 617 976,42 ℳ, d. b. mit einem Mehr gegen das Vorjahr von rund 168 000 ℳ ab. Die in die Geſamtſumme der Vergleichbarkeit wegen nicht mit aufgenommenen Ausgaben betragen zuſammen 95 222,14 ℳ, ſo daß ſich eine etatsmäßige Ge⸗ ſamtausgabe von 2 713 198,56 ℳ ergibt. Legt man zum Vergleich die erſte Zahl zu Grunde, ſo ergibt ſich ein Aufwand auf den Kopf der Bevölkerung von 8,04 ℳ, gegen 7,64 ℳ im vorigen Jahre. Die Urſachen, die den Armenetat wie ſchon in den Vorjahren ungünſtig beeinflußt haben, ſind wiederum die fortdauernd hohen Lebensmittelpreiſe und die außerordentliche Höhe der Mieten. Der Einfluß der Arbeitsloſigkeit, bedingt in erſter Reihe durch das faſt völlige Darniederliegen des Baugewerbes in Groß⸗Berlin, machte ſich während des Berichtsiahres in erhöhtem Maße bemerkbar. Von dem Mehrverbrauch gegen das Voriahr entfällt ein Betraa von 82 390 ℳ allein auf die baren Unterſtützungen, die mehr als ein Drittel des Geſamtverbrauchs ausmachen. Von den übrigen Mehrausgaben entfallen u. a. etwa 17 000 ℳ auf die Ausgaben für Pflegekinder, etwa 7000 ℳ auf Bekleidung, etwa 30 000 ℳ auf die Unterbringung von Geiſteskranken uſw. Etwa 18 000 ℳ mehr haben die Erſtattungen an andere Ar⸗ menverbände erfordert, auf die die Armenverwaltung im allgemeinen ohne Einfluß iſt. Der Reſt verteilt ſich auf die verſchiedenſten Etatsanſätze. Den Ausgaben ſtehen an Rückerſtattungen und Wiedere inzie hungen 544879 ℳ gegenüber, ſo daß etwa 20 vom Hundert der Ausgaben durch Rückerſtattungen gedeckt ſind. Die anhaltenden ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe erklären es, daß die Zahl der Unter ſtützungsaeſuche weiter, bis auf 22 314 (gegen 19 244 im vorigen Jahre) geſtiegen iſt. 2283 davon (gegen 2009 im Vorjahre) konnten abgelehnt werden. Der Prozentſatz der in iragend⸗ einer Form unterſtützten Perſonen zur Bevölkerung iſt von 3.52 im Vorjahre auf 3,73 geſtiegen, bleibt allerdings noch immer hinter der Zahl des Jahres 1908 (3.75) zurück. Unter den 12 148 in irgend⸗ einer Form unterſtützten Perſonen und Familien befanden ſich 2153. die ledialich dadurch unterſtützt worden ſind, daß die Koſten ihrer Vervflegung in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern mangels anderer Zahlungspflichtiger und Zahlungsfähiger auf den Armenetat übernommen werden mußten. Von den unterſtützten Perſonen ſtanden 2059 im Alter von über 60 Jahren. 1020 im Alter von über 70 Jahren. Nach der Konfeſſion waren 10 060 evanaeliſch. 1822 katholiſch, 123 moſaiſch, 42 Diſſidenten. während bei 96 Perſonen Anaaben über die Konfeſſion fehlen. Nach dem Un terſt ützungswohnſitz waren 8759 Verſonen in Charlottenburg ortsan⸗ gehörig, während 1078 ihren Unterſtützunaswohnſitz anderwärts hatten und 462 landarm waren. Bei den Pflegekindern, deren Zahl aegen das Vorjahr von 1690 auf 1800 gewachſen iſt, waren 66,00 % (im vorigen Jahre 64,44 %„) in Charlottenbura ortsangehöria. Die Zahl der eheverlaſſenen Frauen, die in irgendeiner Form im Laufe des Jahres unterſtützt worden ſind, iſt gegen das Voriahr von 421 auf 493 aewachſen. Wenen böswilligen Ver⸗ laſſens ſind laufend 295 Frauen und mit Sondergaben 983 mal Frauen unterſtützt worden. Gegen die Ebemänner, die ſich ihrer Nährpflicht entzogen, iſt in zahlreichen Fällen und zum Teil nicht ganz ohne Erfolg von der Strafbeſtimmung des § 361 10 Straf⸗G.⸗B und von dem neuen Geſetz vom Aufſchug. Gebrauch gemacht worden. Ueber den Erfolg geben die Zuſammenſtellungen unter B. 9 Aufſchluß. Unter den Urſachen der Unterſt ützuna ſteben auch diesmal der Zahl nach an der Spitze Krankheit und Tod des Ernährers allein oder in Verbindung mit an⸗ deren Urſachen. Auf ſie entfallen bei den laufenden Unterſtützungen 3693 bei überhauyt 4930 Un⸗ terſtützungsaründen, bei den Sonderunterſtützungen 27 372 von überhaupt 43 265. Von den laufenden Unterſtützungen, die im ganzen an 4777 Perſonen (aegen 4556 im Voriahre) gezahlt worden ſind. ſind 3019 das ganze Jahr hindurch gezablt worden. Wie in den Vorjahren bewegt ſich der größte Teil der laufenden Unterſtützungen innerbalb der Grenzen von 9—21 ℳ, auf die 70 entfallen. Nur 5 % aller laufenden Unterſtütungen haben über 30 ℳ mo⸗ natlich betragen. Der Monatsdurchſchnittsſatz der laufenden Unterſtützung hat ſich we ter von 17,71 im Vor⸗ jahre auf 18.31 ℳ erhöht. Die Erhöhung erſcheint verhältnismäßia geringa. wenn man die Erhöhung der Wohnungsmieten berückſichtigt. Während im vorigen Jahre bei 97 gelegentlich der Gewährung