—., 208 — Die günſtigen Ergebniſſe der letzten Jahre bei der Behandlung bösartiger Geſchwülſte durch radioaktive Subſtanzen haben auch den ſtädtiſchen Körperſchaften Veranlaſſung gegeben, ſich eingehend mit dieſer Frage zu beſchäftigen. Infolge der Beratungen iſt die Stadtgemeinde Charlottenburg der auf Veranlaſſung des Geh. Medizinalrats H i s, des Leiters des Radium⸗ inſtituts der Königl. Charité, gegründeten „Radiumgemeinſchaft für Groß⸗ Berlin zurgemeinſamen Beſchaffung von Radium“ beigetreten. Außer Char⸗ lottenburg gehören dieſer Gemeinſchaft noch die Städte Schöneberg, Neukölln und Lichtenberg, ſowie die Landesverſicherungsanſtalten Berlin und Brandenburg an. Die Gemeinſchaft hat Ver⸗ träge über Lieferung von insgeſamt 870 mg Radium für ihre Mitglieder abgeſchloſſen. Hiervon ſind bereits 125 img im April 1914 an das Radium⸗Inſtitut der Kgl. Charits geliefert worden. Dieſes Inſtitut nimmt nach den Satzungen der Gemeinſchaft Kranke, die in einer der am Bezuge von Radium beteiligten Gemeinden ihren Wohnſitz haben und für die Behandlung mit radio⸗ aktiven Subſtanzen geeignet ſind, in ambulante Behandlung. Dadurch iſt ſchon jetzt Gelegen⸗ heit gegeben, geeignete Kranke, die in Charlottenburg wohnen, mit Radium ambulant behandeln zu laſſen. Die Lieferung des für unſere Krankenanſtalten beſtimmten Radiums — zuſammen etwa 188 mg — wird im Laufe des Sommers 1914 erfolgen. Die bisherige Einrichtung des Krankenhaus⸗Abonnements für Dienſt⸗ boten iſt mit dem 1. Januar 1914 eingegangen. An dieſem Tage traten die Beſtimmungen des 2. Buches der Reichsverſicherungsordnung in Kraft, durch welche die Dienſtboten allgemein der Krankenverſicherungspflicht unterworfen wurden. Vom gleichen Tage ab iſt das geſamte Unterperſonal der ſtädtiſchen Krankenhäuſer und der ähnlichen ſtädtiſchen Anſtalten, dem bisher als Erſatz für die Krankenverſicherung im Erkrankungsfalle freie Kur und Verpflegung im Krankenhauſe gewährt wurde, für den Fall der Krankheit bei der geſetzlich zuſtändigen Kranken⸗ kaſſe verſichert. Die Krankenverſicherungsbeiträge werden in voller Höhe auf die Stadtgemeinde übernommen. Die Eröffnung der beiden neuen Anſtalten hat auch eine erhebliche Vermehrung der ſtädtiſchen Schweſtern zur Folge gehabt. Beide Anſtalten werden vom Krankenhauſe Weſtend, das als Zentralſtelle der ſtädtiſchen Schweſternſchaft gilt, und das demgemäß alle Schweſtern⸗ angelegenheiten regelt, mit ausgebildeten Schweſtern verſorgt. Die dienſtliche Aufſicht über die Schweſtern wird in jeder dieſer Anſtalten von einer leitenden Oberſchweſter ausgeübt. Die ſtädtiſche Schweſternſchaft umfaßte am Schluſſe des Berichtsjahres insgeſamt 1 Oberin, 2 leitende Oberſchweſtern, 17 Oberſchweſtern, 46 angeſtellte Schweſtern, 58 Probeſchweſtern und 36 Schüle⸗ rinnen, zuſammen 160 Köpfe. In der Krankenpflegeſchule im Krankenhauſe Weſtend ſind im Jahre 1913 zwei Prüfungen abgehalten worden, in denen 62 Schweſtern der Ausweis als ſtaatlich anerkannte Pflegeperſonen erteilt werden konnte. Krankenhaus Weſtend. Dem Bauentwurf des bereits in den Vorjahren erwähnten 2 2 222 2 16. April/5. Juni 1913 Pavillons für Kranke II. Klaſſe iſt⸗durchGemeindebeſchluß vom 28. Mar 1913 geſtimmt worden. Die Geſamtkoſten einſchließlich der inneren Einrichtung ſind auf 586 600 %1 veranſchlagt. Mit dem Bau iſt begonnen. Die Bauarbeiten werden derartig gefördert, daß die Inbetriebnahme im April 1915 erfolgen kann. Die Grundſtücksverhältniſſe und die Anzahl der verfügbaren Krankenbetten (493 für dic chirurgiſche und 447 für die mediziniſche Abteilung) ſind unverändert geblieben. Infolge des andauernd ſtarken Zuganges von Patienten mit anſteckenden Krankheiten, insbeſondere von Diphtherie⸗, Scharlach⸗ und Maſernkranken, erwieſen ſich zeitweiſe die vor⸗ handenen Infektions⸗Abteilungen als unzulänglich. Es iſt deshalb am 9. März 1914 die vor⸗ übergehende Aufnahme von Anginakranken in die ſogenannte Cholerabaracke, die bisher für be⸗ ſondere Fälle frei gehalten wurde, angeordnet worden. Der Proſektor und Leiter des ſtädtiſchen Unterſuchungsamts Prof. Dr Dietrich iſt am 31. Auguſt 1913 aus dem Dienſte des Krankenhauſes ausgeſchieden, um einem Rufe nach Cöln zu folgen. Zu ſeinem Nachfolger wurde Prof. Dr Löhlein, bisher a. o. Prof. und Aſſiſtent des pathol. Inſtituts der Univerſität in Leipzig, gewählt, der ſeinen Dienſt am 10. Oktober 1913 antrat. 2 Ein weiterer Wechſel hat bei den dirigierenden Aerzten und bei den Oberärzten im Berichtsjahre nicht ſtatigefunden. Die Zahl der Aſſiſtenzärzte iſt um drei erhöht worden. Am Schluſſe des Berichtsjahres war die Beſetzung der Abteilurgen mit Aerzten folgende: Direktor: Geheimrat Prof. Dr Beſſel⸗Hagen. I. chirurgiſche Abteilung. II. chirurgiſche Abteilung. 1 dirigierender Arzt (der Direktor) 1 Oberarzt (Dr. Neupert) 1 Erſter Aſſiſtenzarzt 3 Aſſiſtenzärzte. 4 Aſſiſtenzärzte. I. medi ziniſche Abteilung. II. mediziniſche Abteilung. 1 dirigierender Arzt (Prof. Dr Umber) 1 Oberarzt (Dr Schultz) 1 Erſter Aſſiſtenzarzt 2 Aſſiſtenzärzte. 4 Afſiſtenzärzte. 0 2 Patholoaiſch⸗anatomiſche Abteilung. 1 Proſektor (Profeſſor Dr Löhlein) 3 Aſſiſtenzärzte. Die vorhandenen Stellen für Hilfsaſſiſtenzärzte konnten auch im Berichtsjahre mangels von Bewerbungen nur zum Teil beſetzt werden.