II. Organiſation und allgemeine Angelegen⸗ heiten der Verwaltung. 1. Das Magiſtratskollegium. — In 57 Sitzungen des Kollegiums im Berichtsjahre kamen 872 Vorlagen zur Er⸗ örterung. Die unbeſoldeten Stadträte Meyer, Schliemann, Caſſirer, Sachs, Dr Penzig, Profeſſor D. Spiegel und Dr Röthig wurden in der Stadtverordneten⸗ Sitzung vom 10. Juni 1914 für eine ſechsjährige bis 31. Dezember 1920 laufende Wahlzeit wiedergewählt. Die Wiederwahl iſt vom Herrn Regierungspräſidenten unterm 3. Juli 1914 beſtätigt worden. Die Einführung der wiedergewählten Magiſtratsmitglieder erfolgte in der Stadtverordneten⸗Sitzung vom 6. Januar 1915 durch den Bürgermeiſter Dr. Maier mit folgenden Worten: „Meine ſehr verehrten Herren Kollegen! Gewaltig und ſchickſalsſchwer branden die Wogen der Zeit. Des Krieges furchtbare Fackel wirft ihren Schein weit über das Schlachtfeld hinaus in unſer Land. Wer das Vaterland liebt, ſieht dieſen Schein und richtet ſein Tun ein nach der Not der Zeit. Denn der Kampf gegen Deutſchlands Feinde wird nicht nur draußen auf dem Schlachtfelde geführt, ſondern auch hier im Vaterlande. Auch im Vater⸗ lande brauchen wir Männer, die in dem großen Räderwerke des öffentlichen Lebens den Anſprüchen der Stunde ihre Kraft leihen. Die Selbſtverwaltung gibt uns dieſe Männer; ihr Geiſt der Opferwilligkeit und der Selbſtloſigkeit iſt die ideale Kraft, die unſer ganzes deutſches Volk erfüllt, und die uns das Recht gibt zu hoffen, daß wir in dem gewaltigen Ringen der Völker den Sieg davontragen werden. Meine ſehr verehrten Herren Kollegen! Sie ſind hervorragende Repräſentanten dieſes Geiſtes. Ihre Erfahrungen, Ihr Rat, Ihr Wirken ſind bei der Entwickelung der Stadt Charlottenburg nicht fortzudenken. Der Erfolg Ihrer Arbeit iſt anerkannt. Unter Ihnen ſehen wir Triarier der Verwaltung, die zum dritten⸗, zum viertenmal wiedergewählt worden ſind. So Sie, verehrter Herr Kollege Meyer, der Sie bereits ſeit nahezu 24 Jahren im Ehrendienſt unſerer Stadt ſtehen und von der Stadtverordnetenverſammlung als Stadtrat zum vierten Male wiedergewählt worden ſind. Ihre Verdienſte und Ihre Mühe insbeſondere um die Feuerwehr ſind bekannt; Ihre väterliche Fürſorge für die Mannſchaften der Wehr wird von allen Seiten anerkannt und gerühmt. K Sie, Herr Kollege Schliemann, ſind bereits 19 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und gleichfalls zum vierten Male als Stadtrat gewählt. Ihre Tätigkeit in der Hochbau⸗ deputation und vor allen Dingen in der Grundeigentumsdeputation als Sachverſtändiger auf dem Gebiete des Grundſtücksweſens hat unſerer Stadt hervorragende Vorteile gebracht. Sie, verehrter Herr Kollege Caſſirer, ſind 18 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und gleichfalls zum vierten Male als Stadtrat gewählt. Sie ſind der Verwalter und Leiter des größten ſtädtiſchen induſtriellen Werkes, der Gaswerke. Ihre Erfahrungen als Kaufmann und Induſtrieller haben Sie ſelbſtlos und mit außerordentlichem Erfolge zugunſten der Stadt zur Verfügung geſtellt, und das, was Sie dort geleiſtet haben, liegt ſo offen zu Tage, daß ich es einzeln hier nicht hervorzuheben brauche. Sie, Herr Kollege Sachs, ſtehen bereits 12 Jahre im Ehrendienſte der Stadt Char⸗ lottenburg und ſind ſchon vorher 12 JFahre im Ehrendienſte der Stadt Glogau tätig geweſen. Sie haben trotz Ihres Alters die Mühe und die Arbeit nicht geſcheut, die Ihr Amt mit ſich bringt. Sie haben gerade jetzt in der Zeit des Krieges die Erfahrungen, die Sie draußen in der Landwirtſchaft geſammelt haben, uns zur Verfügung geſtellt, und Ihre hervorragende Arbeit auf dem Gebiete der Volksernährung wird uns auch weiter eine wertvolle Stütze ſein. Sie, Herr Kollege Dr. Penzig, ſind ſeit 15 Jahren im Ehrendienſte der Stadt und zum dritten Male als Stadtrat gewählt. In allen Angelegenheiten des Geiſtes und der Bildung haben Sie uns mit Ihrem Rate unterſtützt, und wir ſind gern Ihrem Rate gefolgt. Herr Kollege Dr. Spiegel iſt elf Jahre im Ehrendienſte der Stadt und zum zweiten Male zum Stadtrat gewählt. Meine Herren, Sie wiſſen alle, daß Herr Dr. Spiegel das Dezernat, das vorher ein hervorragender Nationalökonom, Herr Profeſſor Dr. Jaſtrow, inne⸗ hatte, im Magiſtrat übernommen und, wie ich verſichern kann, mit vollem Erfolg in altem Geiſte fortgeführt hat. In allen ſozialpolitiſchen Angelegenheiten, insbeſondere beim Arbeits⸗ nachweis und der Arbeitsvermittelung, haben Sie, Herr Kollege, auch gerade jetzt während des Krieges ausgezeichnetes für uns getan. Herr Stadtrat Dr. Röthig iſt neun Jahre im Ehrendienſte der Stadt und zum zweiten Male wiedergewählt. Trotzdem Sie, Herr Kollege, noch ein junges Mitglied des Magiſtrats ſind, beſitzen Sie unſer allſeitiges Vertrauen, und Ihre Arbeit und Ihren Rat beſonders auf dem Gebiete der Volksgeſundheit und der ärztlichen Fürſorge ſchätzen wir als eine zuverläſſige Hilfe in der Erfüllung unſerer Aufgabe. Der Dank der Bürgerſchaft gebührt der Stadtverordnetenverſammlung, daß ſie die rechten Männer an den rechten Platz geſtellt hat. Ihnen aber, meine Herren, rufe ich namens des Magiſtrats als Begrüßung bei Beginn der neuen Amtsperiode zu, was der Dichter im Jahre 1816 ſagte: Was Ihr Treues uns erwieſen, Sei mit Dank von uns geprieſen; Was Ihr ferner werdet bauen, Sei erwartet mit Vertrauen! Sie haben den Staatsdienereid ſämtlich geleiſtet. Es liegt mir heute nur ob, Sie auf dieſen Eid noch einmal zu verpflichten und Ihnen die Beſtätigungsurkunde zu überreichen, die die Königliche Regierung für Sie ausgefertigt hat.“