8 — Der Stadtverordnetenvorſteher hielt folgende Anſprache: „Meine ſehr geehrten Herren Stadträtel Nachdem Sie ſoeben durch den Herrn Bürgermeiſter wieder feierlichſt in Ihr altes und gleichzeitig neues Amt eingeführt worden ſind, iſt es mir als Vorſteher dieſer Verſammlung, die Sie durch ihr Votum wieder auf Ihre Plätze berufen hat, eine ganz beſondere Freude, Sie in unſerem Kreiſe aufs neue be⸗ grüßen zu dürfen. Es verbindet Sie, meine verehrten Herren, mit uns Stadtverordneten zunächſt das Band langer, gemeinſamer Arbeit, und ſo iſt es denn nicht verwunderlich, daß die Beziehungen zwiſchen Ihnen und uns nicht nur, wie das in unſerer Stadt traditionell iſt, gute, ſondern im einzelnen ſogar recht herzliche und freundſchaftliche geweſen ſind und dementſprechend bleiben werden. unter dieſen Umſtänden, glaube ich, bedarf es bei dieſer Neueinführung, die ich eigentlich nur mit einem Wiederſehen mit alten guten Freunden vergleichen kann, vieler Worte nicht. Sie werden mir auch ohnedies glauben, daß wir Ihre Arbeitskraft, Ihre Fähigkeiten und Ihre Erfahrungen, die der Herr Bürgermeiſter eben in ſo ausgezeichneter und treffender Weiſe charakteriſiert hat, vollauf zu würdigen und zu ſchätzen wiſſen, und daß wir insbeſondere den Eigenwert des einzelnen genau ſo hoch halten, wie dies von dem Herrn Bürgermeiſter und Ihren Kollegen geſchehen iſt und geſchehen wird. Ich glaube, ich verrate Ihnen auch kein beſonderes Geheimnis, wenn ich Ihnen mitteile, daß die Verhandlungen, die ſich vor Ihrer Wahl abſpielten, außerordentlich kurz und einfach waren, weil von allen Seiten dieſes Hauſes der Wunſch und die Abſicht beſtand, lediglich Sie, meine Herren, zu bitten, wieder die alten Poſten einzunehmen. Ich danke Ihnen, und ich freue mich, daß Sie es alle haben über ſich gewinnen können, die Bürden und Laſten des Amtes wieder für eine neue Amtsperiode zu übernehmen. Von dem Zeitpunkt, als jene Verhandlungen ſtattfanden, trennen uns nur wenige Monate, aber Ereigniſſe von ſo grundlegender Bedeutung, von ſo ungeheurer Wichtigkeit, daß es mir kaum möglich iſt, das, was heute iſt, zu vergleichen mit dem, was damals war und beſtanden hat. Gerade wegen der Wandlungen, die ſich inzwiſchen vollzogen haben, freue ich mich, daß die Wahl ſo ausgefallen iſt, wie ſie das Wahlreſultat ergeben hat. Heute leben wir im Kampf und im Drange des Tages, ganz ſicher überzeugt, daß vielleicht bereits der nächſte ein ganz anderes Geſicht zeigen und uns zu ganz anderen Maßnahmen nötigen wird. Aber auch der Unruhe und der Unraſt des Krieges wird dereinſt — wir hoffen alle, bald, und wir alle ſind deſſen ſicher — ein würdiger, und vor allen Dingen ein dauernder Frieden folgen, und dann wird es gelten, manches aufzubauen und manches in andere Bahnen zu lenken, als es vordem geweſen iſt. Dieſe Bahnen werden in ſehr vieler Beziehung andere ſein wie diejenigen, die die Entwickelung bisher genommen hatte, und die Maßnahmen, die wir treffen müſſen, werden ſich ſehr weſentlich von denen unterſcheiden, die wir früher von vornherein als gut und richtig annahmen. Manches von dem, was uns als unumſtößlich feſt und ſicher erſchien, wird dieſen Platz aufgeben müſſen, andere Ideen, die ſich früher vielleicht nur ſchüchtern hervorgewagt haben, werden den erſten Rang behaupten, und neue Gedanken, 12 überhaupt noch nicht ausgeſprochen wurden, werden ernſthaft zu behandeln und zu über⸗ egen ſein. Deswegen begrüße ich es, wenn ſolche Wandlungen auch in unſerer Verwaltung, auch in unſerem Staat und in unſerem Leben eintreten werden, als beſonders glücklich, daß wir in Ihnen, meine Herren, Mitarbeiter haben, die auf dem Boden umfaſſender und erprobter Kenntniſſe ſtehen, und die auch das Neue und Werdende an dem Maßſtab der gereiften und geſicherten Erfahrung zu meſſen wiſſen werden. In dieſem Sinne begrüße ich Ihren Wieder⸗ eintritt in die ſtädtiſche Verwaltung von ganzem Herzen und mit beſonderer Freude.“ Stadtrat Meyer antwortete darauf: „Hochverehrter Herr Bürgermeiſter! Hochverehrter Herr Stadtverordnetenvorſteher! Als das an Jahren dienſtälteſte Mitglied möchte ich nicht nur in meinem Namen, ſondern im Namen aller Herren, die heute eingeführt worden ſind, Ihnen, ſehr verehrter Herr Bürger⸗ meiſter, und Ihnen, ſehr verehrter Herr Stadtverordnetenvorſteher, herzlich und innig danken für dic ſo ſchönen, ſo wohltuenden, ſo warm empfundenen und andererſeits auch ſo ernſten Worte, die Sie an uns gerichtet haben. Und nun noch einige Worte an Sie, meine ſehr verehrten Herren Stadtverordneten! Es iſt uns allen ein Herzensbedürfnis, Ihnen aufrichtig Dank zu ſagen für das große Ver⸗ trauen, das Sie uns durch die Wiederwahl, durch die wiederholte Wiederwahl erwieſen haben. Ein jeder von uns wird ſich dieſes Ihres Vertrauens würbig zeigen. Mit ſeimem beſten Können und Wiſſen, mit ſeiner ganzen Kraft wird ein jeder für das Wohl unſerer geliebten Stadt nach wie vor tätig ſein. In dieſer ſo ſchweren und ernſten Zeit, die wir alle jetzt durchleben, wird ein jeder von uns mit verdoppelter Energie, mit vollſter Hingabe, in treueſter Pflichterfüllung ſeines Amtes walten. Nochmals herzlichen Dank Ihnen, meine ſehr ver⸗ ehrten Herren!“ Infolge der Mobilmachung wurden von den Magiſtratsmitgliedern zum Heeres⸗ ah einberufen der Oberbürgermeiſter Dr Scholz ſowie die Stadträte Auguſtin und Dr öthig. Auszeichnungen: Dem Stadtrat Dr. Gottſtein wurde durch Allerhöchſte Kabinetts⸗Order vom 25. Juli 1914 der Charakter als Geheimer Sanitätsrat verliehen. Allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung. Beamtenſtellen ſind im Berichts⸗ jahr neu geſchaffen werden für 1 Aſſeſſor, 4 Stadtſekretäre, 13 Sekretariatsaſſiſtenten, 2 Beamte der Klaſſe A v, 1 Bibliothekar, 1 Betriebsaufſeher, 1 Werkmeiſter (unter Wegfall einer . . 1 Betriebstechniker (unter Wegfall einer Revierinſpektor⸗Stelle), 1 Gasmeiſter (unter Wegfall einer Werkmeiſter⸗Stelle). Die Stelle des Straßenreinigungs⸗ Unterinſpektors iſt eine Sekretariatsaſſiſtentenſtelle umgewandelt worden.