— 111 — C. Der ſtädtiſche Arbeitsnachweis. (Die Deputation für den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis gibt einen Sonderbericht heraus, auf den hier verwieſen wird.) 2 0 Allgemein e 8. Mit dem Ausbruch des Krieges hatte ſich die Lage des Arbeits⸗ be auch nur für kürzere Zeit, verſchlechtert. Schließungen und Einſchränkungen 1 . 10 en führten zu Entlaſſungen von Arbeitern und Angeſtellten, die ſämtlich neue Er irsge egenheit ſuchten; auf der anderen Seite wiederum mußten ſich Arbeitgeber nach rſatz 1 eingezogenen Arbeitskräfte umſehen. Dazu kam, daß ſich zahlreiche männliche und weibliche Perſonen im Drange nach Betätigung zu unentgeltlicher Arbeit, namentlich bei Einbringung der Ernte, zur Verfügung ſtellten und ſo zu einer Verſchlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkte über die gegebenen Verhältniſſe hinaus beitrugen. Der ſtädtiſche Arbeitsnachweis betrachtete es von vornherein als ſeine Aufgabe, für alle Möglichkeiten Vorſorge zu treffen. Um zunächſt ein zahlenmäßiges Bild der Lage zu erhalten, wurde an alle Arbeitgeber der Stadt das Erſuchen gerichtet, bei Entlaſſungen die Zahl der entlaſſenen Angeſtellten und Arbeiter dem Arbeitsnachweis mitzuteilen und dieſe ſelbſt an den Arbeitsnachweis zu verweiſen. Mit Nachdruck und Erfolg wurde darauf hin⸗ gewirkt, die freiwilligen Arbeitskräfte zurückzuſtellen, ſolange Männer und Frauen in ge⸗ nügender Zahl die Arbeiten gegen den üblichen Lohn übernahmen und ſo ihren Lebens⸗ unterhalt beſtreiten konnten. Des weiteren galt es, den zwar wohlwollenden, aber privaten Beſtrebungen von unberufenen Seiten, ſelbſt Arbeit zu vermitteln, entgegenzutreten und ein befriedigendes Zuſammenwirken dieſer Kreiſe mit dem ſtädtiſchen Arbeitsnachweis herbei⸗ zuführen, wobei in der Folge die Form der öffentlichen Verwaltung für die Arbeitsvermitt⸗ lung ſich als beſonders nutzbringend erwies. Bei der Arbeitsvermittlung wurde von vorn⸗ herein beſonderes Augenmerk darauf gerichtet zu ermitteln, in welche Stellen bei Mangel an männlichen Arbeitskräften auch weibliche gewieſen werden können. Dieſe Frage iſt bis zum Schluſſe des Berichtsjahres im weſentlichen für kaufmänniſche Betriebe, Arbeiten auf Kohlen⸗ plätzen und bei der Straßenbahn aktuell geworden. In der Männer⸗Abteilung war eine Anderung in der Organiſation nicht erforderlich. Für die Bewältigung des gleich nach Kriegsausbruch ſtarken Andranges ſtellten ſich freiwillige Hilfskräfte zur Verfügung. Da dieſe aber teilweiſe nicht regelmäßig erſcheinen konnten, wurde eine bezahlte Hilfskraft eingeſtellt. Als die Vermittelung von Hilfskräften zur Einbringung der Ernte ſowie die Geſtellung von Armierungsarbeitern nach dem Oſten vom Verbande Märkiſcher Arbeitsnachweiſe in Verbindung mit der neu geſchaffenen Reichszentrale für Arbeitsnachweiſe in Angriff genommen wurde, beteiligte ſich unſer Arbeits⸗ nachweis ſogleich hierbei. Die Vermittelung war dem Centralverein für Arbeitsnachweis übertragen. Sämtliche Bewerber ſollten ſich perſönlich im Berliner Arbeitsnachweis zur Ab⸗ fertigung melden. Da hiermit ſtundenlanges und oft vergebliches Warten verbunden war, wurde auf unſere Anregung die Einrichtung getroffen, daß uns ein Auftrag zur Geſtellung einer beſtimmten Anzahl Arbeiter gegeben wurde. Dieſe wurden alsdann durch uns zur Abfahrt durch einen Beamten geſtellt. Hierdurch wurde den Arbeitſuchenden Zeit und Geld und dem Centralverein unnötige Arbeit erſpart. 4— 2 22 Bei der Einführung der Unterſtützung Erwerbsloſer fiel dem Arbeitsnachweis die Aufgabe zu, nach Möglichkeit Beſchäftigung für die Arbeitsloſen zu ermitteln. Die Arbeit⸗ ſuchenden waren gehalten, täglich im Arbeitsnachweis nach Arbeit nachzufragen. Konnte der Arbeitsnachweis dem Nachſuchenden keine Arbeit zuweiſen, ſo wurde der Vormerkſchein mit dem Tagesſtempel verſehen. Die Abſtempelung der Vormerkſcheine war die Vorbedingung zur Anwartſchaft auf Erwerbsloſenunterſtützung. In der Frauenabteilung war gleichfalls infolge des Kriegsausbruches ein großer Andrang von Arbeitſuchenden zu erwarten, und da befürchtet werden mußte, daß viele ſich bei zwei oder allen drei Frauenabteilungen einſchreiben laſſen würden, wodurch der Ueberblick über die Lage des Arbeitsmarktes erſchwert worden wäre, wurden jeder Frauen⸗ abteilung beſtimmte Stadtbezirke, die ſich mit den ſtaatlichen Unterſtützungsbezirken decken, zugewieſen. Die Arbeitſuchenden dürfen ſich nur in derjenigen Abteilung einſchreiben laſſen, in deren Bezirk ſie wohnen. Außerdem wurden alle Frauenabteilungen ſo organiſiert, daß jede jetzt in der Lage iſt, jede Kategorie von Arbeitſuchenden vermitteln zu können, was vor Kriegsausbruch nicht der Fall war (bis dahin hatte beiſpielsweiſe nur die Abteilung Zentrum die Vermittelung von Fabrikarbeiterinnen beſorgt, während ſich nur die Abteilung Oſten mit dem Nachweis von kaufmänniſchen Angeſtellten befaßte). Da für den bedeutend größeren Andrang des Publikums die Räume der Abtei⸗ lungen Süden und Zentrum nicht ausreichten, mußten die Dienſtſtunden von 7 auf 11 Stunden verlängert werden, wodurch ermöglicht wurde, für jede Art von Arbeitsſuchenden beſtimmte Tagesſtunden als Vermittelungszeit zur Verfügung zu ſtellen Für die Abteilung Zentrum genügte ſelbſt dieſe Maßnahme zeitweilig nicht, ſo daß während einiger Monate don ihr noch ein großer Raum der Männerabteilung benutzt werden mußte. Es wurde zunächſt verſucht, für die ſtark vermehrte Arbeit, welche von den Ange⸗ ſtellten trotz der verlängerten Arbeitszeit nicht bewältigt werden konnte, freiwillige, ehren⸗ amtliche Helferinnen heranzuziehen. die ſich auch in großer Anzahl zur Verfügung ſtellten. Es ſtellte ſich aber bald heraus, daß viele Damen nicht ſo viel Zeit, als erforderlich war, der