— 118 — die bei Kriegsausbruch eingetretene Arbeitsloſigkeit im Laufe der letzten Monate erheblich ge⸗ mindert. Die erfahrenen und gut geſchulten Kräfte traten an Stelle der zum Heeresdienſt eingezogenen Männer, die jüngeren und weniger geſchulten fanden in der Induſtrie oder durch Uebernahme von Näharbeit Verdienſt. Auch ſonſt gelang es an manchen Stellen, wo infolge des Krieges Mangel an männlichen Arbeitskräften eintrat, Frauen als Erſatz einzu⸗ ſtellen (bei der Straßenbahn, ſtädtiſchen Straßenreinigung, auf Güterbahnhöfen und Kohlen⸗ plätzen zu leichteren Transporten u. a. m.) Die Vermittlungstätigkeit des Arbeitsnachweiſes hatte im Berichts⸗ jahre folgendes Geſamtergebnis: 2 Offene Arbeitsgeſuche Beſetzte Stellen teilung Stellen 1 auf 100 75 auf 100 überhaupt ſoffene Stellen überhaupt offene Stellen Männer⸗Abteilungg 21 065 26 141 124 16 893 8² Frauen⸗Abteilung Zentrum 12 332 16 304 132 9 887 80 7 7 Dſen 15 713 12 423 79 8 775 56 7 „ Süden 14 029 14 149 101 9 963 71 Zuſammen 1914/15 63 139 69 017 109 45 518 72 1913/14 49 286 58 302 118 35 885 73 Mithin 1914/15 mehr 13 853 10715 9 9 633 — 1 / 28,1 18,4 1 26,8 — In der Männer Abteilung wurden im Berichtsjahre 5956 offene Stellen mehr als im Vorjahre angemeldet. Die Zahl der Arbeitsgeſuche ſtieg um 3664 und 3500 Stellen konnten mehr beſetzt werden. Von den vermittelten Stellen entfielen 78,5 % auf die ungelernten Arbeiter, 20,7 % auf die gelernten Arbeiter und 0,8 % auf die Lehrlinge. In der Abteilung für gelernte Arbeiter wurden in den erſten 4 Monaten 239 offene Stellen mehr als im Vorjahre angemeldet, die Zahl der Arbeitsgeſuche ſtieg um 424 und 110 Stellen wurden mehr beſetzt. In den § Kriegsmonaten dagegen kamen 100 offene Stellen weniger zur An⸗ meldung, die Zahl der Arbeitsgeſuche vermehrte ſich um 1283 und 514 Stellen wurden weniger beſetzt. . in der Vermittelungstätigkeit weiſen hauptſächlich das Malergewerbe und das Schneider⸗ gewerbe auf. Die Vermittelungstätigkeit in dieſen Berufen hat in den Kriegsmonaten eine erhebliche Ver⸗ minderung erfahren, doch liegen ganz verſchiedene Gründe für dieſen Rückgang vor. Im Malergewerbe war die Tätigkeit vor dem Kriege etwas beſſer als im Vorjahre. Mit Beginn des Krieges verminderte ſich die Zahl der zur Anmeldung kommenden offenen Stellen, während die Zahl der Arbeitsgeſuche noch eine kleine Steigerung erfuhr. Dieſe verminderte Tätigkeit iſt in erſter Linie auf die große Ein⸗ ſchränkung der Hausarbeiten vor und zur Umzugszeit zurückzuführen. Im Schneidergewerbe hielten ſich die Ergebniſſe vor dem Kriege ungefähr auf der Höhe des Vorjahres. Der Rückgang während des Krieges iſt darauf zurückzuführen, daß die Arbeitſuchenden in dieſem Berufe ausreichende und dauernde Veſchäftigung bei der Herſtellung des großen Bedarfs der Heeresverwaltung fanden. Eine erhebliche Zunahme der Vermittlungstätigkeit zeigt die Gruppe der Maſchinenſchloſſer, Dreher uſw. Hierbei fonnten auch die arbeitsloſen Bauſchloſſer größtenteils untergebracht werden. Erwähnt zu werden verdient, daß während der Kriegszeit 607 gelernte Arbeiter, die in ihrem Berufe keine Beſchäftigung finden konnten, Arbeit außerhalb ihres Berufes annahmen, und zwar 254 Maler, 153 Maurer, 31 Zimmerer, 62 Tiſchler, 46 Schloſſer und ſonſtige Metallarbeiter, 2 Stellmacher, 7 Glaſer, 16 Tape⸗ zierer, 20 Buchdrucker und Schriftſetzer, 2 Vergolder, 8 Töpfer, 1 Dachdecker, 1 Schneider, 1 Friſenr, 1 Schuhmacher, 2 Gärtner; davon 96 als Armierungsarbeiter. 8 In der Abteilung für ungelernte Arbeiter hat die Vermittelungstätigkeit für Fabrikarbeiter eine ſtarke Zunahme erfabren, die faſt ausſchließlich auf die Fabriken, die für den Heeresbedarf arbeiten, entfällt (1673 Vermittelungen gegen 357 im Vorjahre). In den Frauenabteilungen waren im Berichtsjahr 42 876 Stellengeſuche und 42 074 offene Stellen angemeldet; 28 625 davon konnten durch Beſetzung erledigt werden. Auf 100 offene Stellen kamen 101,9 (im Vorjahre 104,8) Stellengeſuche, von 100 offenen Stellen wurden 67,7 (im Vorjahre 65,8) beſetzt, von 100 Stellengeſuchen konnten 66,7 (im Vorjahre 62,7) durch Beſetzung erledigt werden. Von den 42 876 Stellengeſuchen bezogen ſich 25 169 (58,7 0%) auf ledige Frauen, 12 478 29,1 %) auf miterwerbende Ehefrauen und 5229 (12,1 %) auf Frauen, welche verwitwet oder geſchieden waren oder von ihrem Ehemann getrennt lebten. Die Zahl der offenen Stellen und der Vermittlungen hat ſich in allen 3 Abteilungen ver⸗ mehrt; die Zunahme bezog ſich in der Hauptſache auf die Vermittlung von Näherinnen und Fabrik⸗ arbeiterinnen für Betriebe, die Kriegslieferungen in Auftrag hatten. Von ſtädtiſchen Betrieben waren 73 Stellen angemeldet, von denen 58 beſetzt werden konnten. In der Zuſammenarbeit der 3 Abteilungen ſind im Berichtsjahre 1694 Stellen ausgetauſcht und 710 davon beſetzt worden. Für Dien ſt m ä dchen⸗ Anfängerinnen ſtanden 163 offene Stellen zur Verfügung. 85 der in Frage kommenden Haus⸗ haltungen mußten neu beſichtigt werden, und zwar 22 durch ehrenamtliche Helferinnen und 63 von Beamtinnen des Arbeitsnachweiſes. 11 Stellen wurden als ungeeignet für Anfängerinnen bezeichnet. Die Lehrſtellenvermittlung für Mädchen geſtaltete ſich auch in dieſem Jahre ſchwierig, um ſo mehr, als bei der an und für ſich geringen Zahl von Meldungen viele Lehrherren zum Oktobertermin bereits angemeldete Lehrſtellen zurückzogen. Vermittelt wurden 75 Lehrſtellen und 75 Dienſtſtellen bei 468 Nachfragenden. ür Knaben waren 478 Lehrſtellen in Charlottenburg angemeldet und 5 von der Zentral⸗ ſtelle für Lehrſtellenvermittlung in der Provinz überwieſen worden. Die Zahl der Lehrſtellenſuchenden betrug 870; vermittelt wurden nur 126 Lehrſtellen. Dieſe geringe Vermittlungstätigkeit hat ihren Hauptgrund darin, daß die meiſten Knaben nach wie vor Lehrſtellen in den Metallgewerben ſuchen (495 im Berichtsjahre), während die Zahl der angemeldeten Lehrſtellen (57) nur gang gering iſt. Auf⸗ fallend hoch iſt auch die Nachfrage nach Lehrſtellen im Kaufmannsgewerbe, wobei die Verkäuferſtellen wenig beliebt ſind. 24 Da die Lage des Arbeitsmarktes im letzten Winter günſtig war, konnte die Ausführung von Notſtandsarbeiten für Männer unterbleiben. Für die Beſchäftigung von arbeitsloſen Frauen, für die ſich die Lage des Arbeitsmarktes nicht ganz ſo günſtig geſtaltete, beſchloß der Magiſtrat, dem Hauptausſchuß für vaterländiſche Hilfsarbeit zur Entlohnung von mit Näh⸗ und Strick⸗ 15