— 118 — betrafen die meiſten das B. G. B., insbeſondere das Mecht der Schuldverhältniſſe (5980) und das Eherecht (612); auf die Zivilprozeßordnung erſtreckten ſich 1573 Anfragen. Die Büro⸗ einnahmen betrugen 285,30 ℳ, nichterſettte Porto⸗ uſw. Auslagen 74,90 .. , Die gleichfalls Lützowerſtraße 8a befindliche Rechts ſch utzſtelle für Frauen, die einen jährlichen Beitrag von 400 ℳ erhält, wurde im Jahre 1914 von ins⸗ geſamt 4238 Ratſuchenden in Anſpruch genommen, davon 2395 neue Fälle. Zumeiſt handelte es ſich, wie auch in früheren Jahren, um Fragen aus dem Recht der Schuldverhältniſſe, ins⸗ beſondere um Mietsrecht und Anſprüche aus Dienſt⸗, Werk⸗ und Lehrverträgen. XIII. Die ſtädtiſche Armen⸗ und Waiſenpflege. 4. Allgemeines. In der Armen⸗ und Waiſenpflege waren am 1. April 1915 ehrenamtlich tätig: 53 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher, 475 Armenpfleger, 41 Armenpflegerinnen, 132 Waiſen⸗ räte und Stellvertreter und 180 Waiſenpflegerinnen und Stellvertreterinnen. Zu ihnen treten 356 Pfleger, 149 Pflegerinnen und 56 fachmänniſche Beiſtände des Freiwilligen Erziehungs⸗ Beirats, von denen ein Teil allerdings gleichzeitig andere Amter bekleidet. Die Geſamtzahl der ehrenamtlich in der Armen⸗ und Waiſenpflege tätigen Perſonen überſteigt die Zahl 1200 erheblich. 19 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher, 70 Armenpfleger, 13 Waiſenräte und 31 Waiſen⸗ pflegerinnen waren am 1. April 1915 länger als 10 Jahre ununterbrochen im ſtädtiſchen Dienſte tätig, 3 Armen⸗Kommiſſions⸗Vorſteher und 4 Armenpfleger länger als 20 Jahre. Der im Sommer 1914 ausgebrochene Krieg war von erheblichem Einfluß auf die Geſtaltung der öffentlichen Armenpflege. Die geſamte Fürſorge für die d ur ch den Krieg in Not Geratenen wurde den Kriegsunterſtützungs⸗ Kommiſſionen übertragen unter Ausſchaltung der Armenver⸗ waltung, der in unvermindertem Umfang nur die Anſtaltsfür⸗ ſorge verblieb. Dadurch, daß die Koſten der Kriegsfürſorge beſonders verrechnet werden, ergibt ſich trotz der im Einzelfall geſteigerten Ausgaben im Geſamtergebnis eine Entlaſtung des Armenetats. Die Ausgaben betrugen 2 505 796,38 ℳ, d. i. gegen das Vorjahr rund 112 000 ℳ weniger. Die in die Geſamtſumme der Vergleichbarkeit wegen nicht mit aufgenommenen Ausgaben betragen zuſammen 93 364,20 ℳ, ſo daß ſich eine etatsmäßige Geſamta usgabe von 2 599 160,58 7 ergibt. Legt man zum Vergleich die erſte Zahl zu Grunde, ſo ergibt ſich auf den Kopf der Bevölke⸗ rung ein Aufwand von 7,60 ¼ gegen 8,04 ℳ im vorigen Jahre. Von dem Minderverbrauch gegen das Vorjahr entfällt ein Betrag von rund 28 000 ℳ allein auf die Barunterſtützungen; von den übrigen Erſparniſſen entfallen etwa 24 000 ℳ auf die Aus⸗ gaben für Arzneien, Heilmittel, Milch uſw. (größtenteils infolge der Anordnung, Mil ch grundſätzlich nur noch als Heilmittel zu gewähren), etwa 14 000 ℳ auf die Unterbringung von Geiſteskranken uſw., etwa 15 000 ℳ auf die Verwaltung des Bürgerhauſes. Etwa 25 000 weniger haben die Erſtattungen an andere Armenverbände erfordert, auf die die Armen⸗ verwaltung im allgemeinen ohne Einfluß iſt. Der Reſt verteilt ſich auf die verſchiedenſten Etats⸗ anſätze. Den Ausgaben ſtehen an Rückerſtattungen und Wiedereinziehungen 158 383 ℳ gegenüber, ſo daß etwa 18 vom Hundert der Ausgaben durch Rückerſtattungen gedeckt ſind. Die den Kriegsunterſtützungs⸗Kommiſſionen übertragene geſamte Fürſorge für die durch den Krieg in Not geratenen Perſonen hat dazu beigetragen, daß trotz der anhaltend ſchwierigen, wirtſchaft⸗ lichen Verhältniſſe die Zahl der Armemunterſtützungsgeſuche auf 18 215 (gegen 22 314 im vorigen Jahr) geſunken iſt. 1972 davon (gegen 2283 im Vorjahre) konnten abgelehnt werden. Der Prozentſatz der in irgendeiner Form der öffentlichen Armenpflege unterſtützten Perſonen zur Bevölkerung iſt von 3,73 im Vorjahre auf 3,63 zurückgegangen. Unter den 11 967 unterſtützten Perſonen und Familien befanden ſich 2560, für die die Verpflegungskoſten in den ſtädtiſchen Krankenhäuſern mangels anderer Zahlungspflichtiger und Zahlungsfähiger auf den Armenetat übernommen werden mußten. Von den unterſtützten Perſonen ſtanden 2135 im Alter von über 60 Fahren, 1048 im Alter von über 70 Jahren. Nach der Konfeſſion waren 9850 evangeliſch, 1826 katholiſch, 141 moſaiſch, 40 Diſſidenten, während bei 109 Perſonen Angaben über die Konfeſſion fehlen. 8590 Perſonen hatten ihren Unterſtützungswohnſitz in Eharlottenburg, 998 auswärts und 446 waren landarm. Von den Pflegekindern, deren Zahl gegen das Vorjahr von 1800 auf 1870 gewachſen iſt, waren 62,52% (im vorigen Jahre 66,00%) in Charlottenburg ortsangehörig. Die Zahl der eheverlaſſenen Frauen, die in irgendeiner Form im Laufe de⸗ Jahre⸗ unterſtützt 424 iſt gegen das Vorjahr von 493 auf 488 zurückgegangen. Gegen die Ehemänner, die ſich ihrer Nährpflicht entzogen, iſt in zahlceichen Fällen, und zum Teil nicht ganz ohne Erfolg, von der Srrafbeſtimmung des § 361, 10 Str.⸗G.⸗B. und von dem neuen Geſetz vom 23. 7. 1912 Gebrauch gemacht worden. 2 2 Von den laufenden Unterſtützungen, die im ganzen an 4838 Perſonen (gegen 4777 im Vorjahre) gezahlt worden ſind, wurden 2941 das gange Jahr hindurch gezahlt. Wie in den Vorjahren bewegt ſich der größte Teil, der laufenden Unterſtützungen innerhalb der Grenzen 9—21 ℳ, auf die 68% entfallen; nur 5% aller laufenden Unterſtützungen haben über 30 Der durchſchnittliche Monatsbetrag der laufenden Unterſtützungen hat ſich wenig geändert; er iſt von 18,31 im Vorjahre auf 18.30 ℳ im Berichtsiahre zurückgegangen. In 144 Fällen hat die Verwaltung zur Abwendung der Exmiſſion 3591,62 ℳ aufgewendet und in weiteren 158 1 3097,60 ℳ zur Beſchaffung eines neuen Unterkommens für exmittierte Familien gezahlt. Trotz ieſer hohen Aufwendungen iſt das ſtädtiſche Obdach außerordentlich ſtark . geweſen, was nebenbei auch auf die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge aus Oſtpreußen nach Ausbruch des Krieges zurückguführen iſt. 18¹ von monatlich betragen.