— 50 — vII. Handel und Gewerbe. 1. Die Innungen. Von den beſtehenden 7 freien und 8 Zwangsinnungen wechſelten 1917 die Bäcker⸗, Schlächter⸗, Bauhandwerker⸗, Tapeziererinnung, 1918 die Klempnerinnung und 1920 die Maler⸗ und die Gas⸗, Waſſerleitungs⸗ und Heizungsanlagen⸗Fachmännerinnung ihre Ober⸗ meiſter. Die Tiſchlerzwangsinnung konnte am 8. 9. 1916 auf ein 200jähriges Be⸗ ſtehen zurückblicken. Die Befugnis zur Ausbildung von Lehrlingen wurde 1915 an 28, 1916 an 20, 1917 an 18 und 1918 an 14, 1919 an 47 und im 1. Halbjahr 1920 an 16 Handwerker erteilt. In der Zeit vom 1. 4. 1915 bis 30. 9. 1920 lagen insgeſamt 23 Streitfälle zur Entſcheidung auf Grund der Gewerbeordnung vor. Anträge waren eingegangen auf Errichtung einer freien Schornſteinfegermeiſter⸗ innung, auf Ausdehnung der Berliner Uhrmacher⸗Zwangsinnung und der zukünftigen Ber⸗ liner Schloſſer⸗Zwangsinnung auf Charlottenburg. Der Magiſtrat nahm nach Verſtändigung mit den Beteiligten in allen Fällen einen ablehnenden Standpunkt ein. 2. Die Handwerkskammer Berlin. Der Stadtkreis Charlottenburg zahlte 1915: 16 295,70 ℳ, 1916: 15 575 ℳ, 1917: 12 208,80 %ℳ, 1918: 24 346,80 %ℳ, 1919: 34 177,60 ℳ und 1920: 86 022 ℳ als Anteil zu den Unterhaltungskoſten der Handwerkskammer; für 1917 wurden gegen 900 % zurückerſtattet, weil im Laufe des Krieges erhebliche Veränderungen in der Zahl der beitrags⸗ pflichtigen Handwerksbetriebe eingetreten waren. Zur Erhebung gelangten 1915—1917: 15% der ſtaatlich veranlagten Gewerbeſteuer unter Freilaſſung der Betriebe mit weniger als 1 ℳe Beitrag, 1918 jedoch 30%, 1919: 40% und 1920: 75%. Zu den Koſten waren Handwerksbetriebe heranzuziehen: 1915 1916 1917 1918 1919 1920 2330 2185 2110 2254 2407 2895 3. Die Märkte. Die Pferdemärkte fanden trotz der Kriegszeit ſtatt, und zwar 1915 insgeſamt 10 mit einem Auftrieb von 3360 Tieren, 1916—1919 je 12 mit einem Geſamtauftrieb von 2641 bzw. 4246 bzw. 11 215 und 25 892 Pferden; im erſten Halbjahr 1920 wurden 6 Pferdemärkte abgehalten; der Auftrieb betrug 10 712 einſchließlich 200 Luxuspferde. Kram märkte wurden alljährlich 3 abgehalten, im 1. Halbjahr 1920 nur 1. Auf den Krammärkten machte ſich bis 1918 infolge des Warenmangels und der Verkehrs⸗ beſchränkung eine geringe Beſetzung bemerkbar, ganz abgeſehen davon, daß die Marktwaren in ſteigendem Maße der Bezugsſcheinpflicht unterlagen. Die Wochenmärkte, die werktäglich 9 an Vormittagen und 2 an Nachmittagen ſtattfanden, ſtanden unter dem Zeichen zunehmender Lebensmittelknappheit. Es hatten ſich in den einzelnen Jahren 1915—1920: 115 bzw. 113, 60, 75, 504 und 420 Händler vor⸗ merken laſſen, aber nur wenige um Erneuerung ihrer Bewerbung nach Ablauf des Vor⸗ merkungsjahres nachgeſucht. 711 Händler gaben ihre Stände auf, und von den 2344 neu Einberufenen bezogen nur 1451 Händler die angebotenen Stände. Eine Anzahl fliegender Händler wurde auf Tagesſtänden untergebracht. Die neu angenommenen Händler brachten vorwiegend Obſt, Gemüſe und Poſamenten zum Markt. Außerdem bot der Markt während der Kriegszeit nur Zuckerwaren, Fiſch, Geflügel und Wild in geringen Mengen; alle anderen Lebensmittel waren rationiert. Auch 1919 fehlten noch aus dieſem Grunde Fleiſch, Butter, Käſe und Zuckerwaren, dagegen waren Fiſche und Räucherwaren, Wild und Geflügel, Eier und Süsdfrüchte reichlich zu haben. Der Markt in der Fraunhoferſtraße mußte wegen ſchlechten Geſchäftsganges anfangs Juni 1919 nach dem Guſtav⸗Adolf⸗Platz verlegt werden, wo eine beſſere Beſetzung der Stände erreicht wurde. Die ſchon früher geplante Gattungseinteilung und Schaffung gleicher Stand⸗ größen wurde 1919 durchgeführt, wodurch die Ordnung und üÜberſichtlichkeit des Markt⸗ weſens erheblich gewann. Der am 31. 3. 1920 abgelaufene Pachtvertrag mit dem Marktpächter wurde unter den alten Bedingungen am 17. 3. 1920 um ein halbes Jahr verlängert. 4. Die Reichsbankſtelle. Üüber den Geſamtverkehr bei der Bankanſtalt Charlottenburg in der Berichtszeit ſowie über die Umſätze im Giro⸗, Wechſel⸗ und Lombardgeſchäft geben die nachſtehenden Zahlen Auskunft. Gegenüber der Vorkriegszeit hat der Giroverkehr weiter eine ganz erheb⸗ liche Zunahme erfahren; das Wechſelgeſchäft iſt merklich zurückgegangen, noch mehr das Lombardgeſchäft, deſſen Jahresumſatz von 145 755 000 im Jahre 1914 auf 160 000 bzw.