— 65 — 6. Die ſtädtiſchen Fortbildungsſchulen. Trotz des Krieges wurde nicht nur der Betrieb der Fortbildungsſchulen, ſondern auch der geplante Ausbau, die Gliederung in gewerbliche, kaufmänniſche und Arbeiterſchule durch⸗ geführt. Neben dem Unterricht bot die Jugendpflege ein dankbares Feld. Den Anforderungen der Geſundheitspflege wurde dadurch Rechnung getragen, daß jede männliche Abteilung ihren eigenen Schularzt und Schulpfleger, die Mädchenfortbildungsſchule eine Schulärztin und eine Schulpflegerin erhielt, die eine ſegensreiche Tätigkeit entfalten. Die Schülervorſtellungen des Deutſchen Opernhauſes und des Schillertheaters wurden alljährlich beſucht. Ferner fanden häufige Lichtbildervorträge ſtatt. a) Die Fortbildungsſchulen für männliche Perſonen führten die Teilung in gewerbliche, kaufmänniſche und Arbeiterſchule bereits im Herbſt 1916 durch. Während des Krieges erfolgten häufige Befreiungen und teilweiſe Beurlaubungen für be⸗ ſtimmte Zeit und auf Widerruf, um Induſtrie und Handwerk die rechtzeitige Lieferung der Heeresaufträge zu ermöglichen. In den Unterricht kam dadurch leider eine gewiſſe Unſtetigkeit, die ſich erſt Anfang 1919 ganz beſeitigen ließ. Von da ab war der Beſuch wieder regel⸗ 14 4 1919 und 1920 brachten die politiſchen Wirren einige Störungen des Unterrichts mit ſich. An Stelle des um die Entwicklung der Schule hochverdienten, 1918 verſtorbenen Direktors Artur Haeſe übernahm mit dem 1. April 1919 Direktor Stolzenberg die Leitung. Zu ſeiner Entlaſtung wurden als Leiter der kaufmänniſchen Schulen Handelslehrer Mantzke und als Leiter der Arbeiterſchule (einſchl. der Volksbildungskurſe) Gewerbelehrer Witte beſtellt, die beide vordem als Direktorialgehilfen tätig waren. Die allgemeine Ent⸗ wicklung der Schulen zeigen die folgenden Angaben über den Schulbeſuch. 1915 191⅜6] 1918 191%7] 117 101Äs] 1918s 1918/9] 1918 1019%/0] 1920 Art der Klaſſen Som⸗ Som⸗ Som⸗ Som⸗ Som⸗ Som⸗ mer Winter] mer Winter] mer Winter] mer ] Winterſ mer Winter] mer Pflichtklaſſen: für kaufm. Lehrlinge . . ] 420] 415] 325 3792] 392] 426] 476 388] 2572 „aas 404 „ gewerbl. j1439 1402 ] 1525 1593] 1540 1717 1747 1908 1952 2065 ] 2014 „ ungelernte Berufe . . 1101 1182 1361 1302 1052 1073 ] 1019 976 962 1027 1050 Freiw. kaufm. Klaſſen . ] 192 200 175] 234] 116 113] 225] 262] 357 5504 758 „ gewerb. 3.. 71 90 „vom Sommer 1916 ab in den gewerbl. Bflichtllaſlen mitenthalten. Insgeſam. f 224% 3289] 83% 359] 210% aa20 J 8467 3884 ] g02 4021 f 4228 Der Beſuch der gewerblichen Fortbildungsſchule litt zu Anfang des Krieges unter der unerfreulichen Abwanderung der Schüler von den gelernten zu den un⸗ gelernten Berufen infolge der hier gebotenen größeren Verdienſtmöglichkeiten. Seit dem Winter 1917 hob ſich die Beſucherzahl wieder, namentlich durch den Zuwachs aus dem Metall⸗ und Nahrungsmittelgewerbe. Am Schluß der Berichtszeit beſtanden 19 Pflichtklaſſen und Fachklaſſen für Friſeure, Glaſer, Tapeziere, Inſtallateure, Bäcker, Konditoren und Schlächter. In den Pflichtklaſſen erſtreckte ſich der Unterricht auf Gewerbekunde einſchl. Deutſch, Fach⸗ rechnen, Buchführung und Fachzeichnen, in den Fachklaſſen auf praktiſche Arbeiten und fach⸗ kundige Belehrung. Im Jahre 1919 wurden für die Lehrlinge der Eiſenbahnwerkſtätten Grunewald beſondere Klaſſen eingerichtet. Die Eiſenbahnverwaltung zahlte für jeden Lehrling 60 ℳ Schulgeld jährlich; nach der Ausſchulung dieſer Lehrlinge 1919 gingen dieſe Klaſſen ein, woraus ſich der Rückgang der Schülerzahl im Sommer 1920 erklärt. Die gewerbliche Fortbildungsſchule beſitzt eine reichhaltige und wertvolle Lehrmittel⸗ ſammlung, die durch Geſchenke der Firmen Ludw. Loewe « Co., Zwietuſch « Co., Benz & Co. und der Flugzeugwerke in Adlershof im Sommer 1920 erweitert wurde. Die Bücherei für Lehrer umfaßt 2865 Werke mit rd. 3500 Bänden und 17 Fachzeitſchriften, die Schüler⸗ bücherei zählt rd. 1000 Schriften. Die kaufmänniſche Fortbildungsſchule wies durchweg einen guten Beſuch auf. In den Schulhalbjahren 1917 und 1918 waren Sonderklaſſen für Büroburſchen eingerichtet, die von 116 bzw. 113, 56 und 44 Schülern beſucht wurden. Der Verſuch eines Schülerſtreiks im Juli 1919 ſcheiterte an der beſſeren Einſicht der Schüler, zumal in Char⸗ lottenburg die Forderungen der Schüler bereits erfüllt waren. Beſonderen Anklang fanden die wahlfreien handelswiſſenſchaftlichen Lehrgänge, wie ſich aus der ſchnell aufſteigenden Schülerzahl ergibt. Das Schülermaterial ſelbſt änderte ſich in der Nachkriegszeit völlig. Beſuchten während der Kriegsjahre zumeiſt ganz junge Leute im Alter von 14—16 Jahren zwecks fachlicher Weiterbildung die Fortbildungsſchule, ſo finden ſich in der Nachkriegszeit unter den Beſuchern Kaufleute im reiferen Alter, in großer Zahl junge Leute mit dem Einjährigen⸗ zeugnis und mit dem Reifezeugnis der neunſtufigen höheren Schule, und Studierende von Hochſchulen. In der Buchhaltung wurde ein Oberkurſus eingerichtet, in dem die Abſchluß⸗ technik, das Aufſtellen von Bilanzen, die Bilanzanalyſe und Bilanzkritif geübt wurden. Aufgenommen wurden nur ſolche jungen Leute, die die übrigen Buchführungskurſe beſucht hatten. Im Buchführungsunterricht iſt nunmehr ein völliger Aufbau in 4 Kurſen mit je 9