— 66 — 4 Wochenſtunden durchgeführt: Einfache Buchführung, doppelte Buchführung, doppelte Buch⸗ führung in der ſogenannten amerikaniſchen Form. Abſchluß⸗ und Bilanztechnik. Im Rechnen iſt ein Aufbau angebaut mit bisher 2 aufſteigenden Kurſen. Für die ſchreibtechniſchen Fächer war, wie in der Vorkriegszeit, ein beſonders ſtarkes Bedürfnis vorhanden. Auch hier wurde ein planmäßiger Aufbau durch⸗ geführt. Im Maſchinenſchreiben erſtreckte ſich der Unterkurſus auf 4 Wochen⸗ ſtunden. Daran ſchloß ſich im 2. Halbjahr der Fortbildungskurſus, im 3. Halbjahr der Oberkurſus mit je 2 Wochenſtunden. Im Oberkurſus fand ein völliges Ineinandergreifen von Stenographie und Maſchinenſchreiben ſtatt; die Schüler wurden im Gebrauch der Ver⸗ fielfältigungsapparate und Maſchinen geübt. Der Stenographieunterricht wurde in 4 auf⸗ ſteigenden Kurſen erteilt: Schulſchrift, Fortbildungskurſus⸗ Debattenſchrift, Diktatkurſus. Im Schreiben wurde der Aufbau 1920 ſo durchgeführt, daß im zweiſtufigen Unterkurſus die Ueberführung der Schulſchrift in die Verkehrsſchrift geübt wurde. Im Mittelkurſus erfolgte dann eine Befeſtigung der geübten Schreibformen, wobei auf Schönheit, ſowie Regelmäßigkeit der Schrift beſonderer Wert gelegt wurde; im Oberkurſus wurde Zierſchrift geübt. Im fremdſprachlichen Unterricht wurde das Engliſch beſonders bevor⸗ zugt. Das Lehrziel ſollte bis dahin in 3 Halbiahren mit je 4 Wochenſtunden erreicht werden. Nach dem Kriege wurde der Unterricht in vier aufſteigenden Kurſen mit je 4 Wochen⸗ ſtunden erteilt. Im Laufe des Schuljahres 1920 wird der Aufbau durch Angliederung eines 5. Halbjahreskurſus durchgeführt ſein. Der polniſche Unterricht mußte Ende 1918 wegen Mangels an Beteiligung aufgegeben werden. Die ſtädtiſche öffentliche Handelsſchule wurde Oſtern 1918 eröffnet. Die Schule hat die Aufgabe, jungen Leuten mit abgeſchloſſener Volksſchulbildung, die ſich dem kaufmänniſchen Beruf widmen wollen, eine zweckmäßige Vorbildung zu vermitteln und an ihrer Erziehung zu tüchtigen Staatsbürgern und Menſchen mitzuarbeiten. Ohne Auf⸗ nahmeprüfung können diejenigen Knaben aufgenommen werden, die die erſte Klaſſe einer mindeſtens ſechsſtufigen Volksſchule mit gutem Erfolge in Deutſch und Rechnen oder eine andere gleichwertige Schule mit gleichem Erfolg beſucht haben. Der Lehrgang der Schule danert vorläufig 1½ Jahre, der Ausbau zu einem 21ährigen Lehrgang bleibt vorbehalten. Das Schulgeld beträgt 80 ℳ jährlich, auswärtige Schüler zahlen den doppelten Betrag, un⸗ bemittelten kann in Grenzen der vorhandenen Mittel ganze oder halbe Freiſchule gewährt werden. Der erfolgreiche Beſuch der Handelsſchule, der durch ein Abſchlußzeugnis nach⸗ gewieſen wird, befreit vom Beſuch der kaufmänniſchen Pflichtfortbildungsſchule. Der Unter⸗ richt erſtreckt ſich auf Handelskunde mit Schriftverkehr, Rechnen, Buchhaltung, Wirtſchafts⸗ aeoaraphie, Warenkunde, Bürger⸗ und Lebenskunde, Deutſch, Schreiben, Kurgſchrift, Maſchinenſchreiben, Engliſch und Franzöſiſch, Turnen und Jugendſpiele. Eine Fremdſprache, die von den Schülern gewählt werden kann, iſt Pflichtfach. Schüler, die keine Veranlagung für eine Fremdſprache zeigen, können durch die Schulleitung von dieſem Unterricht befreit werden. Der Unterricht wird von hauptamtlich angeſtellten Diplom⸗Handelslehrern erteilt, für die ſchreibtechniſchen Fächer ſind erprobte Lehrer im Nebenamt tätig. Vor der Eröffnung der Schule hatten ſich über 50 Schüler gemeldet, während aus räumlichen Grunden nur 32 aufgenommen werden konnten. Im Herbſt 1918 trat die 2. Klaſſe binzu. für die nur 26 Meldunaen vorlagen, 1919 war die Schule ausgebaut und im Herbſt des gleichen Jahres konnten die erſten Entlaſſungen ſtattfinden. Im Sommer 1920 war die 1. Klaſſe von 25, die II. Klaſſe von 26 und die III. Klaſſe von 30 Schülern beſucht. Trotz des wirtſchaftlichen Niederganges konnten ſämtliche entlaſſenen Schüler in der kaufmänniſchen Praxis untergebracht werden. Wie nachträgliche Erkundiaunaen der Schul⸗ leiter bei den Lehrherren ergaben, wurde ausnahmslos und mit größter Anerkennung die gute Borbildung der jungen Leute erwähnt. Während des Lehrganges wurden trotz der ſchwierigen Verkehrsverhältniſſe mehrere 1 Betriebe und gelegentlich der Schulausflüge auch öffentliche Verkehrsanlagen beſichtigt. Die kaufmänniſche Schule iſt in dem ſtädtiſchen Gebäude Wallſtraße 75 ſeit über 10 Jahren untergebracht. Dieſe Räume genügen bei weitem nicht mehr, die Schulzimmer ſind in der Regel von früh bis ſpät beſetzt. Die Deputation für die Fortbildungsſchulen hatte längſt beſchloſſen, in der öffentlichen Handelsſchule Parallelklaſſen einzurichten. Dieſe Maß⸗ nahme mußte jedoch aus Mangel an geeigneten Unterrichtsräumen unterbleiben. Der Betrieb der Arbeiterſchule litt unter häufigem Schülerwechſel. Im Sommerhalbjahr 1917 wurden 1007 junge Arbeiter unterrichtet, im Winter 1917/18 — 1044, im Sommer 1918 — 1019, im Winter 191819 — 976, im Sommer 1919 — 962, im Winter 191920 — 1027 und im Sommer 1920 — 1030. Der Schulbeſuch wurde beſſer, nachdem der 2„2ſtündige Nachmittagsunterricht im April 1919 auf einen Nachmittag zu⸗ ſammengezogen war. Die Verlegung des geſamten Unterrichts auf den Vormittag, die am 1. April 1920 vorgenommen wurde, zeitigte beſonders günſtige Erfolge. Neu eingeführt wurden die Klaſſenälteſten, die einen Schülerausſchuß non ſechs Mitaliedern wählen. Eine unliebſame Erſchütterung des Schulbetriebes brachte der Schülerſtreik Ende Juni 1919. Unterricht wurde erteilt in Rechnen, Deutſch mit Unter⸗ und Oberſtufe, Literatur, Erziehunaslehre und Volkswirtſchaftslehre. Im Anſchluß an die Kurſe fanden Führungen durch Schlöſſer, Muſeen und Künſtlerateliers, ſowie Theaterbeſuche ſtatt, die in jedem Jahre zahlreiche Teilnehmer fanden. 2