—. 80 — Auch bei der Durchführung der Verordnung des Demobilmachungskommiſſars vom 3. 4. 1919 über die Entlaſſung von Arbeitern und Angeſtellten, die erſt ſeit dem 31. Juli 1914 in Groß⸗Berlin anſäſſig waren, wirkte das Arbeitsamt mit durch die Nachprüfung, ob dieſe Arbeitskräfte nun wirklich zur Entlaſſung kamen und andere für ſie eingeſtellt wurden. Die Arbeitgeber weigerten ſich häufig, gut eingearbeitete Kräfte zu entlaſſen und erklärten jeden Erſatzmann für ungeeignet oder ſie wollten die Stelle nicht neubeſetzen. Da zur Genehmigung der weiteren Beſchäftigung eines nach obiger Verordnung zu Entlaſſenden die Beſcheinigung des zuſtändigen Facharbeitsnachweiſes über die Unmöglichkeit der Beſchaffung von Erſatz⸗ kräften erforderlich war, Charlottenburg aber faſt ohne Facharbeitsnachweiſe iſt, ergaben ſich langwierige Verhandlungen mit den Berliner Facharbeitsnachweiſen. Verſchiedene Anträge auf Einrichtung von Facharbeitsnachweiſen beim Charlottenburger Arbeitsamt wurden in Berlin abgelehnt, weil die geſetzliche Regelung der Groß⸗Berliner Verhältniſſe abgewartet werden müßte, und weil die Gewerkſchaften auf den Grundſatz der unbedingten Zentraliſation der Arbeitsnachweiſe nicht verzichten zu können glaubten — ſelbſt wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Einrichtung einer Zweigſtelle für notwendig erklärten. Nach Beſchluß des Demobilmachungsausſchuſſes Groß⸗Berlins vom 5. 4. 1919 wurde eine Schlichtungskommiſſion für Hausangeſtellte gebildet, mit dem Leiter des Arbeitsnachweiſes als Vorſitzenden und je einem Arbeitgeber⸗ und nehmervertreter als Mitgliedern und deren Stellvertretern, die nach Vorſchlag der Organiſation auf die Dauer von 3 Jahren beſtellt werden. Die Kommiſſion begann ihre Tätigkeit Anfang Oktober 1919. Da in vielen Fällen ſofort helfend und vermittelnd eingegriffen werden mußke, wurde eine Auskunftsſtelle errichtet, die werktäglich 2 Stunden geöffnet war. Dieſe Auskunftsſtelle wurde bis 30. 9. 1920 von 933 Arbeitnehmern und 724 Arbeitgebern in Anſpruch genommen. Vor die Schlichtungskommiſſion kamen 385 Streitfälle, davon 312 auf Anrufen von Hausangeſtellten, denen zumeiſt der Lahn ganz oder teilweiſe einbehalten war. Die Beſchwerden der Arbeit⸗ geber betrafen in der Regel Erſatz von Nertretungsunkoſten, wenn der Hausangeſtellte nicht zum Dienſt erſchienen war oder ihn vorzeitig verlaſſen hatte, oder Schadenerſatzanſprüche für zerbrochene oder beſchädigte Gegenſtände. Zur eigentlichen Schlichtungsverhandlung kamen jedoch nur 280 Sachen, da ſich in den übrigen Fällen noch vor dem Termin Zurücknahme der Beſchwerde im Vergleich oder die Anerkenntnis der beklagten Partei erreichen ließ. Insgeſamt wurde in 12 Fällen der Schiedsſpruch abgelehnt, in 110 Fällen wollten die Beklagten die richterliche Entſcheidung abwarten, während 19 Beſchwerden als unberechtigt zurückgewieſen werden mußten, 16 Sachen ſchweben noch. In den übrigen Fällen bezahlten die Beklagten die Beträge ganz oder teilweiſe. 4 1 Die Lage des Arbeits marktes geſtaltete ſich nach Uberwindung der Organiſationsſchwierigkeiten zu Anfang des Krieges im allgemeinen günſtig. In der Männerabteilung wurden gelernte und tüchtige ungelernte Arbeiter dauernd ver⸗ langt. Schwerer ließen ſich Jugendliche und ungelernte oder beſchränkt verwendungsfähige Arbeiter unter⸗ bringen. Über Stellenangebot und Nachſrage ſowie Arbeitsvermittlung unterrichten die Zahlen der nach⸗ ſtehenden Überficht: Arbeitsmarkt und Arbeitsvermittlung. 1920 1915 1916 1917 1918 1919 erſtes Halbi Männerabteilung Gemeldete offene Stellen 14 330 11 311 8 919 13 311 17 252 4 523 Eingegangene Arbeitsgeſuche. 16 563 11 342 7 558 16 313 18 383 5 700 Beſetzte Stellen 10 855 7 607 5 046 9 754 15 717 4 222 Arbeitsgeſuche auf 100 offene Stellen 116 100 85 122 107 126 Beſetzte Stellen auf 100 Arbeitſuchende 66 67 67 60 85 74 Von 100 offenen Stellen wurden beſetzt 76 67 57 73 91 93 Von ſtädtiſchen Betrieben angeforderte Hilfskräfte . e 235 955 522 1 111 627ᷓ — An ſtädtiſche Betriebe überwieſene Hilfskräfte.... 203 795 390 1 033 597 — Meldungen Kriegsbeſchädigter 136 457 350 199 Keg Kriegsbeſchädigten nachgewieſene Ardeitsſtelren 81 318 202 99 f Frauenabteilung Gemeldete offene Stellen 33 906 34 637 29 319 26 901 27 231 ] 12 619 Eingegangene Arbeitsgeſuche 33 342 27 015 20 502 ] 23 320 31 713 13 862 Beſette Stelen 2 23 318 20 506 15 868 17 040 21 822 9 795 Arbeitsgeſuche auf 100 offene Stellen 99 78 70 87 86 91 Beſetzte Stellen auf 100 Arbeitſuchende 70 76 77 73 80 78 Von 100 offenen Stellen wurden beſetzt 69 59 54 64 69 71 Von ſtädtiſchen Betrieben angeforderte Bitfstraſtee: 235 636 455 75 276 An ſtädtiſche Betriebe überwieſene Hitfsträfteeee 203 489 257 58 266 — Lehrſtellenvermittlung Gemeldete offene Lehrſtellen für Knaben 600 651 586 683 729 629 Geſuchte Stellen für Lehrlinge 883 928 776 1139 1342 1 629 Untergebrachte Lehrlingee 203 268 227 273 366 177 Nachgewieſene Lehrſtellen für Mädchen 186 1 168 107 175 270 1 178 Nachgewieſene Dienſtſtellen für Mädchen 25 17 5 20 11 —