— 91 — Unterſtützung aus öffentlichen Mitteln erhalten. Die Zinſen des Kapitals werden alljährlich je zur Hälfte am 26. 8. und am 18. 9, den Geburtstagen des Stifterehepaares, verteilt. Die miniſterielle Genehmigung zur Annahme der Stiftung ging am 14. 2. 1918 ein. 2 Das am 13. Mai 1918, Cauerſtraße 3, verſtorbene Fräulein Ida Becker vermachte der Stadtgemeinde 15 000 ℳ, mit der Auflage, je 5000 kriegsinvaliden Charlottenburgern, bedürftigen Charlottenburger Schutzleuten und Eharlottenburger Feuerwehrleuten zuzuſtellen. Die Beiträge für Schutzleute und Feuerwehrleute wurden an die zuſtändigen Stellen abgeführt. Aus den erſten 5000 ℳ bildete die Armenverwaltung einen Stiftungsſammelſtock für Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene, deſſen Zinſen beſtimmungsgemäß zur Verteilung kommen. Die Genehmigung zur Annahme des Vermächtniſſes ging am 15. März 1910 ein. Der am 6. Januar 1919 am Ort verſtorbene Rentier und Stadtrat a. D. Ferdinand Streichan hinterließ der Stadtgemeinde in ſeinem Teſtament vom 6. 7. 1899 3000 Jℳ mit der Auflage, aus den Zinseinkünften dieſes Kapitals das Streichanſche Erbbegräbnis auf dem Berliner Städtiſchen Friedhof, Gerichtsſtraße, bis zum 16. 2. 1955 zu pflegen und zu erhalten. Der von den Einkünften verbleibende Überſchuß ſollte je zur Hälfte für Armenunterſtützungen und für Ferienkolonien verwendet werden. In einem Nachtrag vom 30. 4. 1914 beſtimmte der Vermächtnisgeber, daß die Stadtgemeinde außer den 3000 ℳ auch das Sparbuch ſeiner Schweſter, Ww. Krüger geb. Streichan über 1000 ℳ vom Jahre 1901 erhalten ſolle. Der am 22. Dezember 1918 verſtorbene Rentier Karl Stöter vermachte der Stadtgemeinde Charlottenburg die Summe von 20 000 ℳ zn einer Stiftung auf ſeinen Namen für alte und bedürftige Leute, die noch nicht der öffentlichen Pflege anheimgefallen ſind. Die Zinſen dieſes Kapitals ſollen jährlich oder halbjährlich in Beträgen von 50— 100 ℳ durch die Stadtverwaltung verteilt werden. Das Vermächtnis iſt befriſtet gemäß Nr 2177 BGB. Der Zinsgenuß dieſes Kapitals ſteht der Stief⸗ und Adoptivtochter Anna Stöter bis zu ihrem Tode zu. Die Genehmigung der Annahme der Stiftung wurde am 18. 12. 1919 erteilt. An Geſchenken gingen 1918 und 1919 ein: 858,65 ℳ. bzw. 3644,15 ℳ in bar, Wirtſchafts⸗ gegenſtände, getragene Kleidungsſtücke und Bettſtücke. Allen Spendern ſei an dieſer Stelle nochmals gedankt. Geſchloſſene Armenpflege. Zur Unterbringung von Obdachloſen dien⸗ ten während der Berichtszeit das Familienhaus und das ſtädtiſche Obdach. Die Beſucher des Familienhauſes wurden faſt ausnahmslos gebadet und geſpeiſt (die kleineren Kinder erhielten Milch anſtatt Kaffee). In 67 Fällen mußte eine Desinfektion der Kleider vorgenommen werden. In der 1916 vorübergehend eingerichteten Pockenbeobachtungsſtation wurden im gleichen Jahre 34 Pockenverdächtige untergebracht. In den Jahren 1918—1919 wurden 33 vom Wohnungsamt überwieſene Familien mit 132 Köpfen, die infolge der außerordentlichen Wohnungsnot zunächſt nicht anderweitig untergebracht werden konnten, vorläufig im Familienhauſe aufgenommen. Im ſtädtiſchen Obdach wurden alle Beſucher geſpeiſt, ein kleiner Teil (etwa 17%) gebadet; Kleiderdesinfektionen waren recht häufig erforderlich (bei 12% der aufgenommenen Perſonen). Der Andrang war zeitweiſe ſo ſtark, daß bis zu 10% der Beſucher keine Auf⸗ nahme finden konnten; ungefähr 3% mußten zurückgewieſen werden, weil ſie zu häufig kamen. In Einzelfällen mußte Betrunkenen die Aufnahme verſagt werden. Im Familienhauſe wurden untergebracht: ——1. . Bcroſct⸗ Davon waren 3uſ. Ver⸗ Igung pro im Par⸗ pfle⸗ Tag und Burſchen männl. Mädchen weibliche Per⸗ ſaungs⸗] Kopf Jahre ] teten ] Ränner von 14 bis] Jugend⸗ Frauen von 14 bis Jugend⸗ Kinder ſonen Gends ꝛoſtete 18 Jahren pfleglinge 18 Jahren pfleglinge tage % 1915 194 11 3 17 102 — — 201 334 J 16 208] 0,96 1916 193 24 6 32 8²2 7 1 160 312 10 365f 1,18 1917 154 16 5 23 61 18 7 90 206 6 9211 1,55 1918 158 29 4 15 85 1 3 76 213 6 472] 1,79 1919/20] 237 49 9 30 132 11 1 159 391 20 778] 3,50 Im ſtädtiſchen Obdach nächtigten: Familienobdach Einzelobdach im Haus⸗ mit Beköſtigung Einzel⸗ Familien⸗ zu⸗ 4 zu⸗ pro Tag Jahre haltungs⸗ Männer Frauen Kinder ſ perſonen mit⸗ ammen ammen und Kopf 44 vorſtände gliedern ſ 1915 7 22 65 94 11 040 1 281 71 12 392 0,30 1916 5 17 54 76 10 971 1 801 83 12 857 0,30 1917 5 42 61 83 10 820 3253 10 14 083 0,42 1918 4 28 97 129 10 989 3 312 63 14 273 0,79 1919720 5 44 119 168 16 374 5 050 227 21 701 1,14 Die ſtädtiſche Wärmehallée war vom 2. 12. 15 bis 15. 3. 16, vom 21. 11. 16 bis 13. 3. 17, vom 17. 12. 17 bis 28. 2. 18 und vom 1. 12. 1919 bis 28. 2. 1920 geöffnet. Im Winter 1918/1919 blieb die Halle geſchloſſen, weil kein beſonderes dringendes Bedürfnis vorlag und zudem die Gasſperre große Schwierigkeiten verurſachte. Der Abſatz rationierter Lebensmittel ſtieß auf große Schwierigkeiten und ließ ſich deshalb 12˙