— 995. — 5 Dem Jugendamt wurden folgende bisher von anderen ſtädtiſchen Verwaltungsſtellen ver⸗ waltete Stiftungen übertragen: Sommergut⸗Stiftung, Alslebenſches Legat, Adelheid Liepmann⸗ Stiftung, Meta Frank⸗Stiftung, Hildebrandt⸗Gruſon⸗Sti ng, Winterfeld⸗Vermächtnis, Adolf und Mathilde Abrahamſohnſches Vermächtnis, Schwimmerſche Erbſchaft, Emil und Marie⸗Stiftung. Im Frühjahr 1920 fiel der Stadt Charlottenburg vertragsmäßig das Vermögen des aufgelöſten Vereins „Charlottenburger Säuglingsklinik E. V.“ zu, das in 60 600 ℳ Kriegsanleihe beſteht und unter der Bezeichnung: „Vermögensſtock r Charlottenburger Säuglinge“ wie die ſtädtiſchen Stiftungen ver⸗ waltet wird. Die Zinſen dieſes Kapitals werden zur koſtenfreien Unterbringung bedürftiger Säug⸗ linge in der Säuglingsklinik Ehriſtſtr. 9 oder in ſonſtigen geeigneten Anſtalten verwendet. C0. Armenkrankenpflege Zahlenmäßige Angaben über die Tätigkeit der Stadtärzte können nicht gemacht werden, da die Stadtärzte und ihre Vertreter infolge Einberufung zum Heeresdienſt häufig wechſelten. Ein Vergleich mit den Vorjahren wäre ohnehin nicht möglich, weil die Frauen und Kinder der Kriegsteilnehmer nur bis Anfang September 1915 von den Stadtärzten behan⸗ delt wurden und von da ab jeden Arzt wählen konnten, der ſich verpflichtete, den Mindeſtſatz der Gebührenordnung zu berechnen. Von den rd. 90 000 Haushaltungen Charlottenburgs hatten 1915 ungefähr 33 000 Anſpruch auf die unentgeltliche Behandlung durch den ſelbſt⸗ gewählten Arzt. Infolgedeſſen begaben ſich piele Erkrankte frühzeitiger in ärztliche Behand⸗ lung und waren zu notwendigen operativen Eingriffen leichter zu bewegen als ehedem. In den Jahren 1916 bis 1918 verringerten die Kriegsfürſorgemaßnahmen den Tätigkeitsbereich der Stadtärzte noch weiter, ſo daß ſich Schlüſſe auf den Geſundheitszuſtand der Armen⸗ bevölkerung nicht ziehen laſſen würden. kungen ein, doch war die Sterblichkeitsziffer nur um ein weniges höher als in den Vorjahren. Zur Bekämpfung der Diphterie wurde in Haus und Schule eine unmittelbare Überwachung der erkrankten und gefährdeten Perſonen durch die Stadtärzte durchgeführt. Der ſonſtige Geſundheitszuſtand der Bevölkerung war örtlichen Unterſchieden unterworfen. Während der induſtrielle Norden keine Ver⸗ ſchlechterung aufwies, zeigten ſich in anderen Stadtteilen häufigere Erkrankungen an Blutarmut, Ner⸗ venſchwäche und Unterernährung. Die akuten Infektionskrankheiten Maſern, Scharlach, Diphterie be⸗ wegten ſich 1916 und 1917 in mäßigen Grenzen. Stickhuſten, Magendarmerkrankungen der Säuglinge, Brechdurchfall und ſelbſt die Pockenepidemie beſchäftigten die Stadtärzte 1916 weniger, da die ein⸗ geſchleppten Fälle das Obdach und Ledigenheim betrafen und die am Ort Infizierten meiſt von anderen Arzten behandelt wurden. Die Lebensmittel⸗ und Heizungsſchwierigkeiten ſcheinen 1916 noch keine weiteren Folgeerſcheinungen gehabt zu haben als größere Le⸗ bensgefährdung der Greiſe bei Lungenentzündung und Beſchleunigung des Ablaufs der Tuberkuloſe. Doch zeigten ſich ſchon 1916 als Folge der Ernährungsſchwierigkeiten Fälle von Blut⸗ armut, Schwächezuſtänden, nervöſen Herzbeſchwerden und bei Kindern Gewichtsabnahme oder vermin⸗ derte Gewichtszunahme. Das alles trat 1917 ſchärfer hervor. Eine erhebliche Ausbreitung der Krätze und anderer Hautkrankheiten trat ein, die auf Wäſche⸗ und Seifenmangel zurückzuführen ſind und ſo ſehr auf einer Verſchlechterung des Geſundheitszuſtandes als vielmehr auf äußeren Gründen, wie 3. B. dem Fortfall der Unterſtützungskommiſſionen. Am 1. Januar 1920 wurden z we i Stadtärztinnen — je eine für die öſtliche und weſtliche Stadthälfte — zur Behandlung armenkranker weiblicher Perſonen an⸗ geſtellt. Der ſtädtiſche Spezialarzt für Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkrankheiten übernahm die Leitung des am 1. April 1920 errichteten Ambulatoriums für Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkranke, das auch Armenkranke behandelte. Zu Beginn der Berichtszeit waren in der offenen Armenkrankenpflege 5 Stadt⸗ ſchweſtern tätig, vom 1. Oktober 1915 bis zum Schluß der Berichtszeit jedoch nur 4. Außerdem wurden in verſchiedenen Fällen die grauen Schweſtern zur Hilfeleiſtung heran⸗ gezogen. Über die Wirkſamkeit der Stadtſchweſtern iſt folgendes mitzuteilen: 2% C — Anzahl der 3 Kace ſtattgefunden Graue Schweſtern leiſteten Pflegefälle K Hiffe⸗ Halbtages⸗ Tages⸗ Nacht⸗ letſtungen Tageswachen Nachtwachen wachen in. Fällen pfiege machen 2 8 1915 160 5990 216 8¹ 162 8 87 23 1916 120 4364 202 60 76 1. 2110 26 1917 75 3020 41 5 227 5 59 14 1918 262 5613 8⁵ 48 392 4 22 6 1919 197 5648 15 9 192 6 79 99