— 98 — und Lohntarif, der für das Perſonal der Krankenhäuſer erhebliche Lohnaufbeſſerungen vorſah, rem. Neueinſtellungen und bedeutende Mehrausgaben an Arbeitslöhnen er⸗ orderlich. 8 Um den im Kriege notapprobierten Arzten eine gute Anſtellung und zugleich eine Eriſtenzmöglichkeit zu geben, wurden an den Krankenhäuſern Weſtend, Kirchſtraße und Sophie⸗Charlotte⸗Straße 9 Volontärarzt⸗Stellen eingerichtet, die mit der Beſoldung der Hilfs⸗ aſſiſtenzärzte und freier Verpflegung ausgeſtattet wurden. Der Verein „Radium⸗Geſellſchaft“ für Groß⸗Berlin E. V., dem die Stadtgemeinde 1914 beigetreten war, trat infolge Bildung der Stadtgemeinde Groß⸗Berlin am 1. 10. 1920 in Liquidation. Die Verteilung des Vereinsvermögens unter die Mitglieder wird im Ver⸗ hältnis der Einzahlungen erfolgen. 2 Im Krankenhauſe Weſtend ſchied am 1. April 1918 der Proſektor Prof. Dr, Löblein aus dem ſtädtiſchen Dienſt, um einer Berufung an die Univerſität Marburg zu folgen. Zu ſeinem Nachfolger wurde Profeſſor Dr Verſe vom Pathologiſchen Inſtitut der Univerſttät Leipzig gewählt. Mit dieſer Stelle war die nebenamtliche Leitung des ſtädtiſchen Unterſuchungsamtes für anſteckende Krankheiten verbunden. Infolge der Spezialiſterung der Pathologiſchen Anatomie einerſeits und der Bakteriologie andererſeits im Laufe des letzten Jahrzehntes ließ ſich die gemeinſame Bearbeitung nicht mehr durchführen; infolgedeſſen wurde durch Gemeindebeſchluß vom 18. 4. 1918 die Leitung des ſtädtiſchen Unterſuchungsamtes dem 1. Aſſiſtenzarzt des Unterſuchungsamtes übertragen. Im Januar 1919 übernahm Geh. Sanitätsrat Prof. Dr Beſſel⸗Hagen wieder die Leitung des Krankenhauſes Weſtend; mit der Vertretung war bis dahin Prof. Dr. Umber beauftragt. Im Krankenhauſe Kirchſtraße wurde Ende 1918 eine öffentliche Sprechſtun de für Haut⸗ und Geſchlechtskrankheiten errichtet. Jeder Kranke erhält unentgeltlich Rat und Behandlung, Unbemittelte auch Arznei. Nach kurzer Zeit ſtellte ſich heraus, daß die urſprünglich als reine Demobilmachungsmaßnahme gedachte Einrichtung als dauernde gemeinnützige Veranſtaltung beſtehen bleiben muß. Der Beſuch der Sprechſtunden ſtieg ſtändig. Die Sprechſtunde wurde im Dezember 1918 von 276, im Januar 1919 von 845, im Februar von 1362, im März von 1938 und vom April bis Sep⸗ tember 1920 von 6164 Perſonen beſucht. Seit Auguſt 1919 fanden die Sprechſtunden täglich von 11—12 Uhr und Dienstags und Freitags von 7—8 Uhr abends, getrennt für Männer und Frauen, ſtatt; für Schulkinder wurden 1920 beſondere Sprechſtunden ein⸗ gerichtet. Die Aufwendungen für die öffentliche Sprechſtunde wurden aus den zur Seuche⸗ bekämpfung aus Anlaß der Demobilmachung bereitgeſtellten Mitteln beſtritten. Dieſe be⸗ trugen im erſten Halbjahr 48 769 ℳ. Infolge Einrichtung jener Sprechſtunde verminderte ſich die Zahl der Krankenbetten im 1. Stock um 24 auf 163. Seit September 1919 erfuhr die Zahl der Aufnahmen im Kranken haus Sophie⸗Charlotte⸗Straße eine ganz betrüchtliche Steigerung, ſo daß faſt alle Betten dauernd belegt waren. Das bisher nur für die Unterbringung von geſunden, pflege⸗ bedürftigen (Haus⸗)Schwangeren beſtimmte zweite Stockwerk der aſeptiſchen Abteilung wurde deshalb durch Vervollſtändigung der Einrichtung zu Krankenräumen hergerichtet. Unter gleichzeitiger ſtärkerer Ausnützung der übrigen Krankenräume dieſer Abteilung konnten 20 Betten für Erwachſene neu eingefügt werden. Es ſtanden nunmehr 153 Betten für Frauen und 104 Betten für Säuglinge zur Verfügung. Waldhaus Charlottenburg: In den letzten Jahren führte die Zunahme der Tuberkuloſe zu einer immer ſtärkeren Inanſpruchnahme der Anſtalt, ſo daß dieſe faſt dauernd voll belegt war und ſich das dringende Bedürfnis ergab, eine Erweiterung der Anſtalt in Betracht zu ziehen. Die ſtädtiſchen Körperſchaften ſtimmten am 14. Mai 1919 der dringlichen Ausführung von drei Leichtbauten für Schwerkranke ſowie verſchiedener Bauten zur Unterbringung des durch die Vermehrung der Bettenzahl neu einzuſtellenden Per⸗ ſonals zu und bewilligten die Bauſumme von 1 626 000 ℳ. Trotz Nachbewilligung von 720 000 ℳ (Ende Oktober 1919) mußten die etwas weniger dringlichen Bauausführungen vorläufig zurückgeſtellt werden, ſo daß zunächſt zur Ausführung gelangten: der Bau für 34 chirurgiſch⸗tuberkulöſe Kinder, Arbeiterwohnhäuſer, der Ausbau des Verwaltungsgebäudes, die Terraſſen vor den Pavillons, der Patientengarten und der Brumnen. Kinder⸗ und Mütterheim: Durch Beſchluß der Stadtverordneten⸗ verſammlung vom 3. Dezember 1919 wurde der Magiſtrat ermächtigt, von dem eingetragenen Verein „Säuglingsheim“ das Grundſtück Rüſternallee 24/26 mit den darauf befindlichen Anſtaltsgebäuden und dem Inventar unter Übernahme der eingetragenen und nichteingetra⸗ genen Schulden des Vereins im Höchſtbetrage von insgeſamt 400 000 ℳ zu übernehmen und das Heim weiterzuführen. Gleichzeitig wurden die Mittel zur erſten Inſtandſetzung der Räume und für den Betrieb bis Ende März 1920 mit zuſammen 240 000 ℳ bewilligt. Der Magiſtrat beſchloß das Heim „Städtiſches Kinder⸗ und Mütterheim Weſtend, Rüſternallee“ zu nennen. Das Heim gliedert ſich in ein Säuglingsheim, ein Kinderheim und ein Mütterheim. Es gewährt vorwiegend unehelichen, noch nicht im ſchulpflichtigen Alter ſtehenden Kindern und ihren Müttern, die in den meiſten Fällen von der Armendirektion oder dem Jugendamt überwieſen wurden, Wohnung und Verpfl 9— Außer den vorgenannten drei Heimen beſteht noch eine Station für „Penſionskinder“. Die Durchſchnittsbelegung des Heims iſt planmäßig auf 90 Erwachſene und 160 Kinder an⸗