— 69 — Zur Hitzung am 14. Marz 1906. (87 und 88.) Dar! anen für die Stadtverordneten-Verſammlung zu Charlottenburg. Zur Sitzung am 14. März 1906. In öffentlicher Sitzung. Druckſache Nr. 87. Mitteilung auf den Beſchluß der Stadt⸗ verordneten⸗Verſammlung vom 20. De⸗ zember 1905 betr. Teuerungszulage. Urſchriftlich an die Stadtverordneten⸗Ver⸗ ſammlung mit dem Erſuchen, davon Kenntnis zu nehmen, daß der Magiſtrat ſich außer Stande geſehen hat, den Beſchluß der Verſammlung vom 20. Dezember 1905 „Es wird eine Summe von 100000 ℳ bewilligt, um daraus an die ſtädtiſchen Arbeiter pro Kopf 50 ℳ und an diejenigen ſtädtiſchen Beamten und Lehrperſonen, deren Bezüge unter 3000 ℳ ſind, pro Kopf 75 ℳ als eine einmalige Teuerungszulage zu gewähren. Dieſe Zulagen ſollen in 2 Raten zur Auszahlung gelangen.“ zur Ausführung zu bringen. Der Beſchluß der Verſammlung vom 20. De⸗ zember 1905 unterſcheidet ſich nur inſofern von dem Beſchluſſe vom 6. Dezember 1905, auf welchen ſich 7. Mitteilung vom 15. Dezember 1905 bezieht, daß an Stelle des in dem erſteren Beſchluſſe nicht fixierten Satzes der zu gewährenden Teuerungszulage nunmehr die Sätze von 50 und 75 ℳ geſetzt worden ſind mit dem Hinzufügen, daß die Auszahlung in 2 Raten erfolgen ſolle. Die mannigfachen Bedenken gegen eine derartige Teuerungszulage, welche wir in unſerer Mit⸗ teilung vom 15. Dezember niedergelegt und in der Sitzung vom 20. Dezember des Näheren begründet haben, erachten wir durch die neue Faſfung des dortigen Beſchluſſes nicht für be⸗ ſeitigt und auch durch die mündliche Verhandlung nicht für widerlegt. Wir haben uns zunächſt auch bei nochmaliger Prüfung nicht davon überzeugt, daß eine weitgehende Individualiſierung entbehrt werden könne, wenn Willkür und Unbilligkeiten vermieden werden ſollen. Dieſer Mühe würden wir uns aber keinesfalls entſchlagen und in dieſem Sinne der Verſammlung gern entgegenkommen und entſprechende Vorſchläge unterbreiten, wenn wir in der Lage ge⸗ weſen wären, die ſehr ſchweren grundſätzlichen Be⸗ denken ſowohl ſozialer wie finanzieller Natur zu überwinden. In erſterer Hinſicht drängt ſich immer wieder ein Vergleich der wirtſchaftlichen Lage auf, in welcher ſich die ſtädtiſchen Beamten, Lehrer und Arbeiter einerſeits und die übrigen Bürger unſerer Stadt der Teuerung gegenüber befinden. Um einen einigermaßen greifbaren Eindruck von der allgemeinen Wirkung der Teuerung auf die Bevökerung unſerer Stadt und ihre wirtſchaftliche Widerſtandskraft zu erhalten, haben wir einen Einblick in die Betriebs⸗ ergebniſſe der ſtädtiſchen Sparkaſſe genommen, in der Annahme, daß die Sparkaſſe als ein zuverläſſiger Zeiger an dem vielgeſtaltigen Uhrwerk der nationalen Volkswirtſchaft auch für die vorliegende Unterſuchung wird angeſprochen werden dürfen. Wenn zunächſt feſtgeſtellt werden konnte, daß die Geſamtſumme der Einzahlungen, welche im Jahre 1904 10055 601 ℳ— betragen hat, im Jahre 1905 auf 11 191 237 ℳ angewachſen iſt und zwar in der Weiſe, daß auch ſeit dem Einſetzen der Teuerungsperiode nicht nur kein Nachlaſſen in den einzelnen Monats⸗ beträgen, ſondern durchweg eine Zunahme ſich ergibt, daß ferner die Geſamtſumme der Rückzahlungen von 6 410 679 ℳ, im Jahre 1904 nur in dem normalen Verhältnis auf 7 464072 ℳ im Jahre 1905 geſtiegen iſt, insbeſondere der Überſchuß der Einzahlungen über die Rückzahlungen auch in den letzten 6 Monaten im allgemeinen konſtant geblieben iſt, ſo wird man ſchon hiernach nicht den Eindruck einer unmittelbaren ſchweren Wirtſchaftskriſe erhalten. Beſonders wertvoll erſcheint es aber, daß auch bei der Einzelbetrachtung — insbeſondere hinſichtlich der kleinen Poſten — dieſes Bild ſich nicht verändert. Die Geſamtzahl der Einzahlungen von 1 bis 60 ℳ hat nämlich in den Monalen Juni/ November 1905 betragen 25 184 gegen 22 586 in der gleichen Periode des Vorjahres und an Rückzanlungen ſtehen denſelben 13 921 gegen 13 370 gegenüber. Selbſt eine noch weitergehende Spezialiſierung ändert hieran nichts, wie folgende Tabelle erweiſt: