—— —— 132 ſaßen, wie dies eine Umfrage, welche ſeitens des Verbandes Deutſcher Elektrotechniker veranſtaltet worden iſt, ergeben hat. Es wäre aber notwendig geweſen, daß in den Jahren 1904/5, nachdem ſchon andere Werke gute Erfahrungen mit Überſpannungs⸗ ſicherungen gemacht hatten, ſolche nachträglich ein⸗ gebaut worden wären. Es mag ja vielleicht heute noch eine Anzahl von erſten Fachleuten geben, welche die Anbringung ſolcher Uberſpannungsſicherungen in 3000 Voltanlagen nicht für notwendig halten. Andererſeits gibt es aber eine mindeſtens ebenſo große Zahl von Fachleuten, welche ſie auf Grund geſammelter Erfahrungen als notwendig erachten, und man ſollte nicht erſt durch Eintreten von Un⸗ glücksfällen und Betriebsſtörungen den erperimentellen Beweis für die Richtigkeit der zuletzt erwähnten Fach⸗ kreiſe abwarten, ſondern unbedingt ÜUberſpannungs⸗ ſicherungen einbauen. Mit Rückſicht auf die Wichtigkeit dieſer Erſcheinung hat auch der Verband Deutſcher Elektrotechniker ſich mit derſelben eingehend beſchäftigt, und find von dem⸗ ſelben Leitſätze gegen Überſpannungen mit Beginn des Jahres 1905 aufgeſtellt worden, welche man unbe⸗ dingt als Richtſchnur nehmen ſoll. Dieſelben ſind in der Elektrotechniſchen Zeitſchrift 1905 Heft 35, ver⸗ öffentlicht worden. Die Vereinigung der Elektrizitäts⸗ werke hat dieſe Leitſätze bereits auf ihrer letzten Jahres⸗ verſammlung in Breslau akzeptiert. 13) Man kann mit Sicherheit annehmen, daß die letzten Störungen durch Auftreten von UÜber⸗ ſpannungen herbeigeführt worden ſind. Die zum Aufbau der Hochſpannungsteile, welche ſich in den Verteilungsſäulen befinden, verwendeten Iſolatoren ſind für eine Betriebsſpannung von 3000 Volt an ſich genügend. Das oftmalige Vorkommen von De⸗ fekten an dieſen Iſolatoren gibt ſchon den Hinweis, daß beträchtliche UIberſpannungen aufgetreten ſein müſſen, welchen dieſe Iſolatoren nicht mehr ſtand⸗ halten konnten. Sie haben dann Defekie erhalten, die allmählich zu ihrer Zerſtörung Anlaß gaben, und glaube ich ficher, daß durch Einfügung von genügen⸗ den und der Betriebsſpannung angepaßten Uber⸗ ſpannungsſicherungen in Zukunft alle dieſe Defekte ſelbſt bei Verwendung der jetzigen Iſolatoremype auſ⸗ hören werden. Man ſollte natürlich in der Erreichung der Betriebsſicherheit aber noch weiter geyen und die als knapp ſich erwieſen habenden Iſolatoren durch Typen für höhere Spannung, wie oben erwähnt, auswechſeln. Bei der Auswahl des Syſtems der anzuwendenden UIberſpannungsficherungen muß man beſonders Rück⸗ ſicht auf die Betriebe ſpannung neymen. Es empfiehlt ſich hier, die Fabrikate der Land⸗ und Seekabelwerke und der Siemens⸗Schuckertwerke beſonders im Auge zu behalten, da dieſe für verhältnismäßig niedrigere Betriebsſpannung (3000 Volt iſt nach dem heutigen Stande der Hochſpannungstechnik als ſolche zu be⸗ zeichnen) beſſer geeignet ſind wie gewöhnliche Hörner⸗ oder Spitzenſicherungen. Bei letzteren muß die Ent⸗ fernung zwiſchen den Metallteilen ſo niedrig gewählt 1) Die bisher verwendeten kleinen Iſolatoren ſind in den Transformatoren⸗Säulen mit Olſicherungen ganz vermieden. Für die übrigen Säulen ſind die entſprechenden Vorarbeiten bereits vorgenommen; die Firma Lahmeyer wird demnächſt die erforderlichen Zeichnungen einreichen und die Anträge zu ihrer Beſeitigung ſtellen. werden, daß leicht ein ÜUberbrücken durch Staub oder Inſekten eintreten kann. Was nun die Anbringung dieſer Uberſpannungsſicherungen anbelangt, ſo müſſen zunächſt ſolche in der Zentrale unbedingt vorhanden ſein. Weiterhin jedoch ſind an einzelnen Stellen des Hochſpannungsnetzes ſolche notwendig. Da ſolche Überſpannungsſicherungen ziemlich viel Platz bedürfen und einer regelmäßigen Wartung unterworfen ſein ſollen, ſo würde es ſich empfehlen, dieſelben beſonders in den Unterſtationen anzubringen. Maßgebend für die Auswahl der Stelle, an welcher ſie anzubringen find, iſt folgendes: Es müſſen unbedingt geſchützt ſein die längeren Ausläufer. Ferner empfiehlt es ſich, Abzweigpunkte ungeſchloſſener Teile des Hochſpannungs⸗ netzes für die Anbringung dieſer Sicherungen zu wählen. Im ganzen wurde es wohl zweckmäßig ſein, ungefähr 20—25 Überſpannungsſicherungen pro Phaſe mit den entſprechenden ſelbſtinduktionsfreien Wider⸗ ſtänden im ganzen Netz zu verteilen. 1%) Die Entſtehung ſolcher Überſpannungen iſt zurückzuführen auf plötzliche Energieſchwankungen. Es iſt daher wichtig, neben der Anbringung ſolcher berſpannungsficherungen noch darauf bedacht zu ſein, die Energieſchwankungen nach Möglichkeit zu ver⸗ hindern. Solche Energieſchwankungen, welche nicht verhindert werden können, ſind bedingt durch das Durchgehen von Sicherungen oder durch Kurzſchlüſſe oder durch ſonſtige eintretende Defekie. Große Energie⸗ ſchwankungen, welche jedoch leicht vermieden werden können, ſind die, welche durch plötzliche Zu⸗ und Ab⸗ ſchaltung eniſtehen. Hier ſind es beſonders die großen Motoren, welche zu ſolchen Störungen Veranlaffung geben können. Es ſei daher empfohlen, beim An⸗ ſchluß von großen Motoren beſonders darauf bedacht zu ſein, daß unnötig große Stromſtöße vermieden werden. Das kann im allgemeinen nicht generell feſtgeſetzt werden, wie dies zu geſchehen hat. Eins jedoch müßte berückjchtigt werden, das ſind die leicht vorkommenden falſchen Manipulationen mit vor den Motoren liegenden Hochſpannungsſchaltern. Wenn ſolche Schalter nicht zwangsläufig mit dem Anlaß⸗ widerſtand gekuppelt ſind, ſodaß dieſe Schalter nur eingeſchalter werden können, wenn der Anlaßwider⸗ ſtand ausgeſchaltet iſt, und der Schalter nicht ausge⸗ ſchaltet werden kann, ſolange der Anlaßwiderſtand eingeſchaltet iſt, ſo ſind Fehler bei der Handhabung möglich, die zur plötzlichen⸗Aus⸗ bezw. Einſchaltung größerer Ströme führen können. Ich empfehle daher dei allen an das Netz angeſchloſſenen größeren Motoren (etwa über 25 PS) die zwangsläufige Verbindung von Schalter und Anlaßwiderſtand in oben ange⸗ deuteter Weiſe vorzuſchreiben. Hochachtungsvoll S. Dettmar, Generalſekreiär des Verbandes Deutſcher Elektrotechniker. 1% Im § 32 der Inſtallationsvorſchriften iſt bereits nor⸗ geſchrieben, daß Motoren über 7,5 Pferdeſtärken Leiſtung mit Anlaufapparaten mit Schneckenantrieb verſehen ſein müfſen, ſo daß ein langſames Anfahren ſtattfinden muß. Es ſchweben aber Verhandlungen mit der Firma Lahmeyer über zuſätzliche Be⸗ dingungen betr. den Anſchluß von Motoren, bei denen die zwangläufige Ein⸗ und Ausſchaltung der Motoren Berückſichti⸗ gung finden wird.