— 406 — Nach eingehenden Erwägungen über die Dring⸗ lichkeit haben wir uns entſchloſſen, neben dem gleich⸗ zeitig zur Vorlage kommenden Hauptentwurf einer Gemeindeſchule in der Sybelſtraße ſchon jetzt den Vorentwurf zum Bau einer Gemeindeſchule in Weſtend 10 Verſammlung zur Beſchlußfafſung zugehen zu laſſen. Infolge der Grundſtückserweiterung des zwiſchen Bismarck⸗ und Spielhagenſtraße liegenden ſtädtiſchen Geländes haben wir die Frage eines bereits im Ent⸗ wurf vorliegenden Baues dort vorläufig zurückgeſtellt. Auch zeigt ſich bei der zunehmenden Entwickelung unſerer Stadt im Weſten, daß dort in allernächſter Zeit Mangel eintreten wird, ſodaß wir mit allen Mitteln daran denken müſſen, dieſem Mangel vor⸗ zubeugen. — Wir empfehlen daher in Übereinſtimmung mit den Beſchlüſſen der Schuldeputation und unſerer Hochbaudeputation unſerem Antrage beizutreten, der den Vorbehalt enthält, daß im Hauptentwurf den Belichtungsverhältniſſen des Korridors der Knaben⸗ ſchule beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt werden ſoll, und verweiſen auf den dem Entwurf anliegenden Erläuterungsbericht nebſt Koſtenüberſchlag. Charlottenburg, den 13. Juni 1907. Der Magiſtrat. Matting. Seeling. X. 45. Erlänterungsbericht zum Vorentwurf für den Neuban einer Gemeindedoppelſchule auf Weſtend. I. Allgemeine Baubeſchreibung. 1. Der Bauplatz. Das zur Bebauung vorgeſehene Grundſtück liegt zwiſchen Kaſtanien⸗Allee und Straße 25, derart, daß in die Kaſtanien⸗Allee der Grundſtücksfront gegenüber die Halm⸗Straße (früher Straße 11 a) einmündet. Die Flucht an der Straße 25 iſt nach Nordweſt, die an der Kaſtanien⸗Allee ſomit nach Südoſt gerichtet. Der Flächeninhalt des Grundſtücks beträgt 6019 qm. 2. Bebauung des Grundſtücks. Für die Bebauung des Grundſtücks, alſo die geſamte Planbildung kommen folgende Geſichtspunkte als ausſchlaggebend in Betracht: einmal fordert die für Weſtend giltige offene Bauweiſe die Einhaltung eines Bauwiches von den Nachbargrenzen, ebenſo iſt ein Vorgarten an den Straßen zu belaſſen. Es war daher darauf Bedacht zu nehmen, höchſtens einen Flügel des Schulbaues in ſeiner Längsentwickelung mit dem vorgeſchriebenen Abſtand der Nachbargrenze entlang anzuordnen und von den Vorgärten min⸗ deſtens einen als Teil des freien Bewegungsraumes zum Schulhof zu gewinnen. Außerdem mußte angeſtrebt werden, für die Schulklaſſen, Aula, Turnhalle und ähnliche Räume ſoviel als möglich Nordweſt⸗ oder Nordoſtlicht zu gewinnen, um dieſen Räumen nur in den Stunden der Nichtbenutzung Sonne zuzuführen. Dies konnte erreicht werden durch die Anordnung eines Hauptflügels an der Straße 25 mit Klaſſen nach dieſer Straße alſo nach Nordweſt und eines Seitenflügels mit Klaſſen nach dem Schulhof, alſo nach Nordoſt. 6 Dererſtere Flügel ſoll die Mädchenſchule aufnehmen, der letztere die Knabenſchule, zwiſchen beiden im Schul⸗ hof iſt der Aulabau eingeſchaltet, der zu beiden Schulen gehörig von beiden aus direkt zugänglich iſt. Die Ausnutzung des Grundſtücks iſt folgende: Geſamtfläche 6019 qm überbaut rd. 2000 „ bleiben 4019 qm für Nebenhof, Vorgarten und Spielplatz. Der Nebenhof entlang der Nachbargrenzen erfordert 509 qm bleiben ſomit für Vorgarten d. h. botaniſchen Garten und Spielplatz zuſammen 3510 qm, von denen mach Spielplatz als freie zuſammenhängende Hof⸗ äche rd. 3130 qm ſich ergeben oder bei 1850 Kindern pro Kind 1,66 qm ungefähr gleich dem Bewegungsraum des Schulhofes der Schule zwiſchen Witzleben⸗ und Suarez Straße nur mit dem Unterſchied, daß in Weſtend noch der Vorgarten als botaniſcher Garten hinzukommt, während in der ge⸗ nannten Schule dieſer Schulgarten noch von dem Spielplatz als ein Teil dieſes Platzes abgezogen werden müßte. 3. Grundeinteilung des Gebäudes. 2) Hauptränme. Der Eingang für die Mädchen erfolgt von der Straße 25. Dort liegt auch der botaniſche Garten als Vorgarten. Die Knaben haben ihren Zugang zur Schule von der Kaſtanien⸗Allee zu nehmen. Sämtliche Klaſſen der Mädchenſchule liegen nach der Straße 25 (wie unter 2 bereits geſagt, mit Nord⸗ weſtlicht). Störender Verkehr iſt in der Straße 25 nicht zu erwarten, da dieſe keine durchgehende, ſondern ſchon in der Platanen⸗Allee endende Straße iſt. Nach dem Hof zu liegen die Klaſſen der Knaben⸗ ſchule bis auf 6 Klaſſen, die nach der Kaſtanien⸗ Allee zu gelegen ſind und die Unterrichtsräume im Aulabau: Turnhalle, Aula, Zeichenſaal, Phyſikraum, Haushaltungsküchen, Singſaal, Handarbeitsraum für die Mädchen. Die Turnhalle iſt vom Schulhof ebenen Fußes zu erreichen. Je im Erdgeſchoß liegen die Amtszimmer für die Rektoren, Lehrer und Lehre⸗ rinnen, ſämtliche in der Flucht der Schulklaſſen. Außerdem iſt für den Schularzt ein Zimmer nächſt der Aula angeordnet. Für reichliche Lehrmittelräume iſt Sorge getragen. b) Flure und Treppenhäuſer. 0 Sämtliche Treppenhäuſer und Flure entſprechen den behördlichen Beſtimmungen über Verkehrsſicher⸗ heit. Es iſt neben den Ausgängen nach der Straße zu reichlich für Ausgänge zum Schulhof direkt Sorge getragen. c) Abtrittanlagen. Die Ablritte ſind im Hauſe ſelbſt durch ſämtliche Geſchoſſe untergebracht und zwar wird dafür geſorgt werden, daß ſie von einem beſonders lüftbaren Vor⸗ raum aus zu erreichen ſind, ſodaß den en Forderungen, die an dieſe Anlagen geſtellt werden müſſen, in reichem Maße Rechnung getragen wird. d) Schuldienerwohnungen, Brauſebäder, Heizung und Raum für Milch abgabe, ſowie Handfertigkeitsräume für die Knaben. Da die Banordnung in Weſtend nicht 5, ſondern nur 4 Geſchoſſe für dauernden Aufenthalt über ein⸗ ander zuläßt, ſo iſt es nicht möglich, die Schuldiener⸗ wohnung in einem Untergeſchoß unterhalb der Schul⸗ geſchoſſe unterzubringen, daher mußie das Erdgeſchoß hierfür in Anſpruch genommen werden. Dies geſchah