Mit unſerem Antrage folgen wir einem Be⸗ ſchluſſe unſerer Tiefbau⸗Deputation. Charlottenburg, den 5. Februar 1909. Der Magiſtrat. Schuſtehrus. Bredtſchneider. Dr Maier. IX. A. 178. Druckſache Nr. 41. Vorlage betr. Nachbewilligungen im Armenetat für 1908. Urfchriftliſch mit den Akten F. 9 Nr. 20 III an die Stadtverordnetenverſammlung mit dem Antrage, zu beſchließen: Folgende Etatsnummern des Ordinariums Kapitel V für 1908 werden in Höhe der bei den einzelnen Nummern angegebenen Beträge aus laufenden Mitteln verſtärkt: 1. v—1—2a bis e — Pflegegel⸗ der — um 6 000 2. V—1—3a — Naturalien — (Kleidung) um .5 000 „ 3. V—1—5 — Beförderungs⸗ koſten — um 150 „ 4. v—3—3 — Geburtshilfe — um 2 000 „ 5. v—3—4 aſb — Beſondere ärztliche uſw. Hilfeleiſtun⸗ gen — um 1 500 „ 6. V—3—5a bis e — Heilmittel — ume 9 000 „ 7. v—3—7 — Unterbringung von Geiſteskranken — um . 4 000 „ 8. V—3—100 — Unterbringung von Perſonen in Heilanſtal⸗ ten uſw. — um 15 000 „ 9. v—4—1 bis 3 — Begräbnis⸗ koſten — um 500 „ zuſammen 43 150 Wie wir in unſerer Vorlage vom 29. Oktober 1908 — Druckſache Nr. 415 — betont haben, war es damals noch nicht möglich, mit irgendwelcher Be⸗ ſtimmtheit den Verbrauch bis zum Jahresſchluſſe zu überſehen. Auch heute — das liegt in der Natur der Ausgaben der öffentlichen Armenpflege 22 laſſen ſich beſtimmte Zahlen nicht angeben. Immerhin läßt ſich jetzt aber, da das Jahr ſeinem Ende entgegengeht, mit größerer Wahrſcheinlichkeit ſchätzen, welche Summen für den Reſt des Jahres noch gebraucht werden dürften. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe haben natur⸗ gemäß faſt auf allen Gebieten der Armenfürſorge erhöhte Anforderungen zur Folge: zum Teil un⸗ mittelbar, indem mehr Perſonen als in günſtigen Zeiten an die Armenverwaltung herantreten, und die Verhältniſſe höhere Aufwendungen erfordern; zum Teil mittelbar dadurch, daß auch für die Armen⸗ verwaltung die Preiſe der Gegenſtände, die ſie kaufen muß, wie Milch und Kleidung, geſtiegen und die Preiſe in den Heilſtätten, die ſie benutzt, infolge der allgemeinen Preisſteigerung, teilweiſe bis zu 25 vom Hundert, erhöht worden ſind. Den 43 150 ℳ, deren Nachbewilligung wir beantragen, werden vorausſichtlich etwa 5 000 Minderausgaben bei andern Etatsnummern und, wie ſich jetzt zeigt, etwa 38 000 ℳ Mehreinnahmen an Rückerſtattungen gegenüberſtehen. Im End⸗ 49 Armenweſen ſoweit es ſich jetzt überſehen läßt, genau ſo ſtellen, wie ſchon bisher angenommen wurde. Berückſichtigt man auch die bereits nach⸗ bewilligten 95 500 ℳ, ſo ergibt ſich ein Geſamt⸗ mehrverbrauch von etwa 96 500 ℳ, d. h. bei einem Etat von 1 547 000 ℳ ein Mehrverbrauch von etwa 6 vom Hundert. Im einzelnen bemerken wir Zu 1. Die auf Grund der früheren Vorlage bereits erfolgte Verſtärkung um 22 000 ℳ hat ſich nicht als ausreichend erwieſen. Zur Verfügung ſtehen für Kinder in Familienpflege in Charlotten⸗ burg 138 000 ℳ, von denen bis zum 31. Dezember 1908 bereits 107 033 ℳ verausgabt waren. Die Zahl ſolcher Kinder iſt vom 1. Januar 1908 auf 1909 von 608 auf 733 gewachſen und die Monatsausgabe hat für Dezember 1908 12 628 ℳ betragen. Bis zum Jahresſchluß ſind daher noch rund 37 000 erforderlich, während nur 31 000 ℳ noch verfügbar ſind. Es bedarf daher einer weiteren Verſtärtung um noch 6 000 ℳ. Auch hier ſind die wirtſchaft⸗ lichen Verhältniſſe nicht ohne Einfluß geblieben. Zahlreiche Väter und Mütter, die ſonſt ſelbſt für ihre Kinder geſorgt haben, ſind dazu heute, arbeitslos oder zu einem Lohn beſchäftigt, der nur zur Er⸗ haltung des eigenen Lebens ausreicht, außerſtande. Zu 2. Die erhöhte Zahl der Pflegekinder be⸗ dingt erhöhte Koſten für Kleidung. Aber auch ſonſt hat infolge der wirtſchaftlichen Lage mehr als ſonſt Kleidung für Kinder bewilligt werden müſſen. Verfügbar ſind 35 000 ℳ, verausgabt bis Ende Dezember 1908 rund 30 000 ℳ, bis zum Jahres⸗ ſchluß erforderlich nach früheren Erfahrungen noch etwa 10 000 ℳ, ſo daß eine Verſtärkung um 5000 geboten iſt. Zu 3. Während 1907 nur 42 Fälle ſolcher Beförderungen vorkamen, hat ihre Zahl ſchon in den drei erſten Vierteljahren 1908 35 betragen. Eine Verſtärkung der bereits um 46 ℳ über⸗ ſchrittenen Etatsnummer um 150 ℳ. wird voraus⸗ ſichtlich genügen. Zu 4. Hier ſind bereits 2500 ℳ nachbewilligt, ſo daß 6000 ℳ zur Verfügung ſtehen, von denen bis Ende 1908 4 923 ℳ. verausgabt waren. Auch hier hat ſich die Ungunſt der wirtſchaftlichen Verhältniſſe durch eine ſtarke Zunahme der Entbindungen auf Armenkoſten bemerkbar gemacht: 1907 nur 286 Fälle, 1908 ſchon in den drei erſten Vierteljahren 329 Fälle. Dazu kommt aber, daß auf Grund der von dem Herrn Polizeipräſidenten zu Berlin er⸗ laſſenen Gebührenordnung, die die den Hebammen zuſtehenden Mindeſtſätze feſtſetzt und deren Sätze auch wir den hieſigen Hebammen haben bewilligen müſſen, vom 1. Januar 1909 ab eine nicht unerheb⸗ liche Erhöhung der Gebühren eingetreten iſt. Bis zum Jahresſchluß werden noch etwa 3000 ℳ er⸗ forderlich ſein. Es bedarf daher einer Verſtärkung der Etatsnummer um noch 2000 ℳ. Z3u 5. Die Neuordnung der zahnärztlichen Hilfe durch Übertragung der Hilfeleiſtung an die Mitglieder des hieſigen zahnärztlichen Standes⸗ vereins hat eine größere Inanſpruchnahme dieſer Hilfe zur Folge gehabt. Die zur Verfügung ſtehen⸗ den 1000 ℳ reichen daher nicht aus. Bis zum Jahresſchluſſe werden, da Ende Dezember nur noch 16 ℳ verfügbar waren, ſchätzungsweiſe noch 500 erforderlich ſein. Auch die orthopädiſche Behandlung iſt mehr als bisher in Anſpruch genommen worden. Die im ergebnis wird ſich daher der Abſchluß des Kapitels ganzen Deutſchen Reiche vorgenommene Krüppel⸗