5 356 Angehen namhaft gemacht worden waren. Die ſämtlichen Gutachten, auf deren protokollariſchen Inhalt nach den Verhandlungen vom 3., 13. und 15. Februar Bl. 159 K, 164 u. 166 der Akten Bezug genommen wird, verneinten übereinſtimmend das Bedürfnis ſowohl als die Wahrſcheinlichkeit einer ausreichenden Frequenz und entſprechenden Rentabilität der in Rede ſtehenden Charlotten⸗ burger Zentral⸗Markthalle am Bahnhof Char⸗ lottenburg. Inzwiſchen wurde auch die Vorlage des Berliner Magiſtrats an die dortige Stadt⸗ verordnetenverſammlung betr. „den Ankauf eines Geländes an der Paulſtraße zur Errichtung von Großmarkthallen“ vom 10. März d. I. erhältlich, und es konnte daraus nicht nur eine genaue Einſicht in die Größe des geplanten Unternehmens genom⸗ men werden, ſondern es wurde auch das vermut⸗ liche finanzielle Ergebnis der Anlage daraus bekannt. Auf Grund dieſer Materialien erachtete die Depu⸗ tation, deren Arbeiten durch einen beſonderen Unterausſchuß vorbereitet waren, in ihrer Sitzung vom 4. Mai d. I., „nach Lage der gegenwärtigen Verhältniſſe die Errichtung einer Zentralmarkthalle an der Niebuhrſtraße nicht mehr für zweckmäßig“ und beſchloß einſtimmig „von dem Bau einer Zentralmarkthalle in jener Gegend Abſtand zu nehmen und das Grundſtück für andere Zwecke freizugeben“. Wir ſind dieſem Beſchluſſe bei⸗ getreten, obgleich inzwiſchen durch die Aufnahme, die die Berliner Vorlage in der Stadtverordneten⸗ verſammlung daſelbſt gefunden hatte, die Frage, ob und wann die Entſcheidung zugunſten des vom Berliner Magiſtrat empfohlenen Projektes fallen würde, wieder zweifelhaft geworden zu ſein ſchien. Wenn wir auch mit der Wahrſcheinlichkeit rechnen zu können glaubten, daß doch, vielleicht auf Grund neuer Vertragsvereinbarungen mit dem König⸗ lichen Eiſenbahnfiskus das Projekt, das durch ſeine anſcheinend ſehr günſtige Lage beſticht, zur Verwirklichung gelangen werde, ſo waren es doch auch noch andere Geſichtspunkte, welche es uns, ohne der endgültigen Entſcheidung über den Bau einer Charlotten⸗ burger Zentralmarkthalle über⸗ haupt vorgreifen zu wollen, ratſam erſcheinen ließen, auf das alte Projekt am Bahnhof Char⸗ lottenburg zu verzichten. Gewiß ſind die Gründe, welche ſ. 3. für den Gemeindebeſchluß vom 12./ 20. April 1904 beſtimmend waren, jetzt nich t ins Gegenteil umgeſchlagen. Es bleibt nach wie vor eine Empfehlung für das Gelände, daß es für die benachbarten Gemeinden Wilmersdorf mit Halen⸗ ſee, Grunewald, Schmargendorf uſw., auf deren Verkehr wir angewieſen ſein würden, eine bequeme zentrale Lage hat, und daß die Möglichkeit eines ausreichenden Eiſenbahnanſchluſſes auf Grund der gepflogenen Verhandlungen für genügend geſichert gelten dürfte; dagegen erſchien bei näherem Ein⸗ dringen in das Bauprojekt die Frage, ob das Gelände die erforderliche Größe habe, um eine allen Bedürfniſſen entſprechende Anlage auf dem⸗ ſelben zu errichten, ſchon abſolut gerechnet nicht einwandfrei zu bejahen. Das Grundſtück hat eine ungefähre Fläche von rund 30 000 am; ſchon der Vergleich mit den Größenabmeſſungen, Stadt Berlin ihren neuen Anlagen zu geben beabſichtigt — an der Landsberger an der Paulſtraße 65 000 am an. Die weitere Erwägung aber, daß die Rückſicht auf die Gegend unſerer Markthalle in der Niebuhr⸗ welche die Allee 105 460 qm — regt Zweifel ſtraße, die ſich ganz außerordentlich günſtig entwickelt hat, ganz außergewöhnliche Vorkehrungen zur Aufnahme von Fuhrwerken und dergl., deren läſtiges Herumſtehen auf den benachbarten Straßen unter allen Umſtänden vermieden werden muß, notwendig machen würde, vermehren dieſe Zweifel. Die Deputation hat ſich eingehend mit dieſer Frage beſchäftigt und hoffte nach Vorprüfung der Frage in einer beſonderen Kommiſſion, durch Unter⸗ tunnelungen von Straßen und Schaffung ſonſtiger beſonderer Aufnahmegelegenheiten für die Fuhr⸗ werke auf dem Grundſtück ſelbſt dem Bedürfnis entgegenkommen zu können: aber einesteils hätten derartige Vorkehrungen einen außer⸗ ordentlichen Koſtenaufwand erfordert, anderſeits den an ſich ſchon knappen Raum des Grundſtückes weiter in Anſpruch genommen. Für ſpäter etwa erforderliche Erweiterungsbauten wäre alsdann jedenfalls von vornherein kein Platz mehr übrig geblieben. Unter dieſen Verhältniſſen erſchien das ſonſt naheliegende Verfahren einer wei⸗ teren Vertagung der Angelegenheit bis zur end⸗ gültigen Beendigung der Berliner Verhandlungen nicht zweckmäßig, zumal, je länger dies dauern würde — und ſcheinbar iſt das Ende noch gar nicht abzuſehen — die Ausſichten der Verwirklichung des diesſeitigen Projektes ſich verſchlechtern würden. Dazu drängt unſeres Erachtens ſchließlich die Rück⸗ ſicht auf die Bürgerſchaft und insbeſondere die nahe oder ferner benachbarten Intereſſenten zu einer endlichen Entſcheidung. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Ausbau der ganzen Stadtgegend durch das Projekt der Zentralmarkt⸗ halle beſtimmt wird und bisher — trotz der im all⸗ gemeinen günſtigen Entwicklun in einzelnen Teilen — ſchon unter der — durch die Verhältniſſe gebotenen — Verſchleppung gelitten hat. Wir können die Ungeduld, die ſich der Bevölkerung über den ihr nicht verſtändlichen langſamen Verlauf der Angelegenheit bemächtigt hat, wohl verſtehen und haben es nicht für ratſam erachtet, die Ungewiß⸗ heit — vorausſichtlich auf lange Zeit, falls nicht jetzt die Entſcheidung im Sinne unſeres Antrages getroffen wird — weiter aufrecht zu erhalten. Wenn wir ſcheinbar mit unſerem Antrage auch berechtigte Intereſſen der Verwaltung und eines Teiles der Bürgerſchaft, die noch unter dem 15. November v. I. in einer mit zahlreichen Unter⸗ ſchriften verſehenen Eingabe für den Bau der Zentralmarkthalle in der Niebuhrſtraße zum Aus⸗ druck gelangen, preisgeben, ſo ſind wir doch der Meinung, daß noch größere und gewichtigere In⸗ tereſſen die Beſchleunigung der Entſcheidung er⸗ heiſchen, und dieſe kann alsdann nach unſerer Meinung nur im Sinne unſeres im Tenor geſtellten Antrages erfolgen. Die Entwicklung jenes Stadt⸗ teils verträgt eine längere Säumnis nicht und wird eine noch bei weitem fruchtbarere Geſtaltung gewinnen durch die Beſeitigung des Alps, der ſo lange auf ihr gelaſtet hacgKchc¼/¼/ Charlottenburg, den 17. Juni 1909. Der Magiſt rat. Sch uſt ehr us. Matt iug 4 X 290. 7