—— 453 Druckſache Nr. 263. Vorlage betr. Antrag der Geſellſchaft für elek⸗ triſche Hoch⸗ und untergrundbahnen, der Stadt Wilmersdorf und der Königlichen Kommiſſion zur Aufteilung der Domäne Dahlem auf Er⸗ gänzung der Zuſtimmung der Stadt Charlotten⸗ burg für eine Untergrund bahn. urſchriftlich mit Akten Fach 21 Nr. 31 Bd. I und 11, Fach 21 Nr. 28 und Fach 21 Nr. 34 an die Stadtverordnetenverſammlung mit dem Antrage, zu beſchließen: 1. Die Verſammlung nimmt von dem Antrage Kenntnis, den die Geſellſchaft für elektriſche Hoch⸗ und Untergrundbahnen auf Ergänzung der Zuſtimmung der Stadt Charlottenburg für eine Untergrundbahn durch die Nürn⸗ berger Straße, die Tauentzienſtraße, über den Wittenbergplatz, die Kleiſtſtraße, die Nettel⸗ beckſtraße und die Kurfürſtenſtraße in Ge⸗ meinſchaft mit der Stadt Wilmersdorf und dem Domänenfiskus geſtellt hat. Sie nimmt ferner von den in der Begründung der Vor⸗ lage im einzelnen aufgeführten Abwehrmaß⸗ regeln des Magiſtrats Kenntnis. Die Verſammlung ermächtigt den Magiſtrat, der Geſellſchaft für elektriſche Hoch⸗ und Untergrundbahnen die Zuſtimmung zum Bau und Betriebe einer Untergrundbahn behufs Auflöſung des Gleisdreiecks derart zu erteilen, daß die Linie der Untergrundbahn von der Kurfürſtenſtraße durch die Motzſtraße über den Nollendorfplatz, durch die Kleiſt⸗ ſtraße über den Wittenbergplatz, durch die Tauentzienſtraße über den Auguſte⸗Viktoria⸗ Platz, durch den Kurfürſtendamm und die Uhlandſtraße geführt wird. Der Zuſtimmung ſind die Bedingungen des bisherigen Ver⸗ trages mit der Geſellſchaft für elektriſche Hoch⸗ und Untergrundbahnen zugrunde zu legen, im übrigen die Bedingung zu ſtellen, daß am Zuſammenlauf des Kurfürſtendammes mit der Uhlandſtraße durch Schaffung eines Ge⸗ meinſchaftsbahnhofs auf gemeinſchaftliche Koſten der Anſchluß (Anſtoß) für eine von der Stadt Charlottenburg durch den weſtlichen Teil des Kurfürſtendammes zu erbauende Bahn geſichert wird. Die Koſten für die unter Ziffer 1 angeführten Abwehrmaßregeln werden bewilligt. Die Mittel ſind dem Dispoſitionsfonds zu ent⸗ nehmen. — Nit unſerer Vorlage vom 9. März d. I. Druckſache Nr. 67 — teilten wir der Verſammlung mit, daß die Geſellſchaft für elektriſche Hoch⸗ und Untergrundbahnen im Verein mit der Gemeinde Wilmersdorf den Bau einer Untergrundbahn von Dahlem über den Fehrbelliner und Nürnberger Platz, durch die Nürnberger Straße, durch die Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße nach dem Nollendorf⸗ platz und von hier durch die Motz⸗ und Kurfürſten⸗ ſtraße nach dem Gleisdreieck plane und bei uns den Antrag auf Zuſtimmung zu dieſem Bauvorhaben und Einräumung der in der Charlottenburger Wege⸗ unterhaltung ſtehenden Straßen für den Bau der Bahn geſtellt habe. Wir teilten ferner mit, daß der Antrag der Hochbahngeſellſchaft, ebenſo wie der Antrag der Gemeinde Schöneberg uns veranlaßt haben, in eine eingehende Prüfung einzutreten, wie durch die Projekte die allgemeinen und ins⸗ beſondere die Intereſſen des Verkehrs der Gemeinde Charlottenburg berührt würden. Das Ergebnis unſerer Unterſuchungen, das wir an der Hand von Nachweiſungen und Plänen der Stadtverordneten⸗ verſammlung und ihrem Ausſchuß dargelegt haben, war unſer Antrag auf Zuſtimmung zu einem Ent⸗ wurf für den Bau einer Untergrundbahn vom Nollendorfplatz durch die Kleiſt⸗, Tauentzienſtraße durch den Kurfürſtendamm, die Gieſebrechtſtraße, Mommſen⸗, Kaiſer⸗Friedrich⸗ und Kantſtraße bis zur Ringbahn. Der Antrag iſt von der Verſammlung angenommen, die Baumittel ſind aus einer neu aufzunehmenden Anleihe bewilligt. Wir nehmen im einzelnen auf unſere damalige Vorlage bezug und heben hier nur den Kern des genehmigten Bau⸗ entwurfs hervor. Er bezweckte die Schaffung direkter Verbindungen für den Kurfürſtendamm mit Berlin. Die Herſtellung dieſer Verbindung ſollte dadurch erfolgen, daß ſowohl am Wittenberg⸗ platz, als auch am; Nollendorfplatz Gemeinſchafts⸗ bahnhöfe gebaut werden ſollten. Vermittels dieſer ſollte entweder durch Gleisverſchlingung oder durch Umſteigen von demſelben Bahnſteig der Verkehrs⸗ austauſch zwiſchen der zu erbauenden Bahn und der beſtehenden Untergrundbahn, ſowie der nach Berlin fortzuſetzenden Schöneberger Bahn ge⸗ ſchehen. Auf dieſe Weiſe war dem Kurfürſtendamm⸗ verkehr ſowohl eine bequeme, direkte Verbindung nach dem Spittelmarkt, als auch nach der War⸗ ſchauer Brücke eröffnet, ebenſo wurde der Kur⸗ fürſtendamm durch die Schöneberger Bahn, mit der Behrenſtraße verbunden. Alsbald nachdem unſer Bauentwurf bekannt wurde, wandte ſich die Geſellſchaft für elektriſche Hoch⸗ und Untergrund⸗ bahnen gegen ihn. Bereits am 27. März 1909 fand eine Sitzung im Miniſterium der öffentlichen Arbeiten unter dem perſönlichen Vorſitz des Herrn Miniſters ſtatt. Das Ergebnis der Sitzung iſt in dem Bl. 75 der Akten Fach 21 Nr. 31 Band 1 be⸗ findlichen Sitzungsprotokoll enthalten. Es lief darauf hinaus, daß der Herr Miniſter die dankens⸗ werte Anregung gab, es möge über die drei Projekte der Hochbahngeſellſchaft und Wilmersdorf, der Stadt Charlottenburg und der Stadt Schöneberg, ſoweit ſie kollidierten, verhandelt werden, um eine Vereinigung der widerſtreitenden Intereſſen herbei⸗ zuführen. Mit der Leitung der Verhandlungen beauftragte der Herr Miniſter den mitunterzeich⸗ neten Oberbürgermeiſter und ermächtigte die zu⸗ ſtändigen Staatsbehörden zur Teilnahme an den Verhandlungen. Er ſelbſt entſandte zwei Kom⸗ miſſare zu dieſen. Die Verhandlungen fanden in zwei Sitzungen ſtatt. Über dieſe Sitzungen ſind eingehende Protokolle — das zweite Protokoll ſtellt einen ſtenographiſchen Bericht dar — bei den Akten. In den Verhandlungen ergab ſich ein völliges Ein⸗ verſtändnis zwiſchen Schöneberg und Charlotten⸗ burg über die Zweckmäßigkeit der Verfolgung der beiderſeitigen Projekte. Schöneberg befürwortete das Charlottenburger Projekt, als ſeinen Intereſſen dienend und bekämpfte das Projekt der Hochbahn. Der Intereſſengegenſatz zwiſchen Charlottenburg und der Hochbahngeſellſchaft oder richtiger zwiſchen Charlottenburg und der hinter der Hochbahngeſell⸗ ſchaft ſtehenden Gemeinde Wilmersdorf und dem Domänenfiskus betraf in erſter Linie den direkten Anſchluß beider Linien am Wittenbergplatz. Wir verwieſen Wilmersdorf auf den durch Pendel⸗ betrieb bedingten Umſteigeverkehr am Wittenberg⸗ platz und ſtellten unſere Bahnlinie für eine Fort⸗