— 456 einigen Tagen Euer Hochwohlgeboren weitere Mitteilung zu machen“. Dieſem Schreiben ließ es am 22. Mai 1909 ein weiteres folgen mit folgendem Wortlaut: „Unter Bezug auf unſer Schreiben vom 14. Mai d. I. teilen wir ergebenſt mit, daß wir in dem dem Herrn Miniſter der öffent⸗ lichen Arbeiten inzwiſchen erſtatteten Berichte dieſen gebeten haben, uns von den in dem Erlaß vom 5. Mai d. J. an⸗ geordneten Verhandlungen entbinden zu wollen. Euer Hochwohlgeboren bitten wir deshalb ergebenſt, von der Einladung zu dieſen Verhandlungen zunäch ſt noch weiterhin gefällig ſt Ab⸗ ſt an d nehmen zu wollen.“ Dieſes zweite Schreiben beſtätigte, was wir bereits aus dem erſten Schreiben entnehmen zu dürfen glaubten, daß Wilmersdorf die vom Herrn Miniſter der öffentlichen Arbeiten angebotene Baſis für eine Einigung durchaus ablehnte. Wir hatten deshalb gleich nach dem erſten Schreiben dem Herrn Miniſter berichtet, daß wir trotz der Dringlichkeit des erteilten Auftrages dieſen wegen der Haltung Wilmersdorfs nicht ausführen könnten. Wir ſagten dann wörtlich, in dem vom 18. Mai datierten und an gleichem Tage abgeſandten Be⸗ richt: „Euerer Exzellenz danken wir für die in dem Erlaß vom 5. Mai 1909 zum Ausdruck gebrachte Beurteilung der von uns wahr⸗ genommenen Intereſſen. Trotz der Dringlich⸗ keit des uns erteilten Auftrages, in weitere Einigungsverhandlungen mit der Gemeinde Wilmersdorf einzutreten, konnten wir dieſem Auftrage nicht entſprechen, da uns der Magiſtrat von Wilmersdorf in einem Schrei⸗ ben erſucht hat, eine Einladung zu weiteren Verhandlungen zunächſt nicht ergehen zu laſſen. Er begründet dieſes Erſuchen mit dem Hinweis auf einen Beſchluß, alsbald einen weiteren Bericht in der Untergrundbahn⸗ angelegenheit an Euere Exzellenz einzureichen. Gegenüber dieſer zunächſt ablehnenden Hal⸗ tung des Magiſtrats in Wilmersdorf bleibt uns zu unſerm Bedauern nur übrig, das von uns aufgeſtellte Projekt einer ſelbſtändigen Untergrundbahn von der Neuen Kantſtraße durch den Kurfürſtendamm nach dem Nollen⸗ dorfplatze den Genehmigungsbehörden zu unterbreiten. Wir ſind hierzu genötigt, um nicht durch unſer, von der Gegenſeite nicht unterſtütztes Beſtreben, einen Ausgleich herbei⸗ zuführen, einen den Charlottenburger Inter⸗ eſſen vielleicht nicht wieder gut zu machenden Nachteil zuzufügen. Wir erklären indes ausdrück⸗ lich, daß wir zu weiteren Ver⸗ handlungen zwecks Herbeifüh⸗ rung eines Ausgleichs jeder⸗ zeit gern bereit ſind.“ Gleichzeitig betrieben wir den Fortgang des von den Gemeindekörperſchaften beſchloſſenen Char⸗ lottenburger Bahnprojektes, das wir mit einem eingehend begründeten Erläuterungsbericht der Genehmigungsbehörde vorlegten. In dem Antrage auf kleinbahngeſetzliche Genehmigung unſerer Bahn wiederholten wir die Bereitwilligkeit, uns mit Wilmersdorf an der Ecke der Leibnizſtraße und des Kurfürſtendammes zuſammenzuſchließen und dem Wilmersdorfer Verkehr den Vorzug des direkten Durchgangs der Züge vor unſeren vom Bahnhof Charlottenburg kommenden Zügen einzuräumen. Wir glaubten trotz des ablehnenden Verhaltens Wilmersdorfs gegenüber dem Vorſchlage des Herrn Miniſters dieſes Entgegenkommen aufrecht erhalten zu müſſen, indem wir uns vorbehielten, im Hinblick auf den Vorſchlag des Herrn Miniſters, bei einiger Bereitwilligkeit Wilmersdorfs zu Verhandlungen, weiter entgegenzukommen. In unverbindlichen Vorbeſprechungen mit der Hochbahngeſellſchaft und Vertretern des Domänenfiskus gaben wir zu er⸗ kennen, daß auch eine Vereinigung der Bahnen etwa an der Kneſebeckſtraße unſere Zuſtimmung finden würde. Dies wurde abgelehnt. Dagegen trat auf Anweiſung des Herrn Miniſters die Hoch⸗ bahngeſellſchaft mit uns in Verhandlungen, um die Verfolgung unſeres Charlottenburger Projekts auf einer neuen Grundlage herbeizuführen. Die Hochbahngeſellſchaft äußert ſich hierüber in einem Schreiben vom 2. Juni d. I. wie folgt: „Wir überreichen Ihnen einen Plan mit der Linie, die nach den vom Herrn Miniſter der öffentlichen Arbeiten Ihnen und uns gegebenen Andeutungen weiter zu verfolgen ſein wür de. Hiernach würde die Bahn vom Wittenberg⸗ platz den Kurfürſtendamm entlang bis zur Charlottenburger Gemeindegrenze geführt werden (Strecke a und b). Auf Wilmers⸗ dorfer Gebiet war urſprünglich die Fort⸗ führung in gerader Linie bis zum Henrietten⸗ platz geplant. Die mit den Intereſſenten geführten Verhandlungen haben indeſſen ergeben, daß es zweckmäßiger ſein wird, die Bahn ſchon vor dem Henriettenplatz ſüdlich nach dem Hochmeiſterplatz abzubiegen und weiter im Zuge der Paulsborner Straße in das Gebiet von Schmargendorf zu leiten. Hier geht die Bahn etwa durch die Salz⸗ brunner Straße zum Hohenzollerndamm, dem ſie bis Roſeneck folgt, wo die Gebiete von Grunewald, Schmargendorf und Dahlem zuſammenſtoßen. In dem neuaufzuſchließen⸗ den erweiterten Dahlemer Gebiet würde die Bahn ihr Ende finden. Mit den Gemeinden Wilmersdorf, Schmar⸗ gendorf und Dahlem ſind die Verhandlungen in der Weiſe geführt worden, daß jede Ge⸗ meinde für den auf ihrem Gelände liegenden Bahnabſchnitt finanziell aufkommt. Wir können mitteilen, daß Wilmersdorf ſchon in einer heute ſtattfindenden Stadtverordneten⸗ ſitzung ſich über die Bereitſtellung der Mittel für ſeinen Anteil ſchlüſſig machen wird — unter der Vorausſetzung, daß alsdann Char⸗ lottenburg ſeinen Widerſtand gegen die be⸗ reits beantragte Linie aufgibt — und daß auch Schmargendorf in den nächſten Ta ſeine Entſchließungen treffen will. Dahlem hat ebenfalls ſein Intereſſe an dem Zuſtande⸗ kommen dieſer Linie erklärt und die erforder⸗ lichen finanziellen Unterſtützungen zugeſagt. Ferner wird angenommen, daß Grunewald bei dem auch ſeinerſeits bereits bekundeten Intereſſe an dem Zuſtandekommen einer ſolchen Schnellbahn Beiträge leiſten wird.