— 549 — Während die Zunahme in den erſten vier Monaten noch ſchwach blieb, ſetzte bereits im Monat Auguſt des Jahres eine ſtärkere Anſchlußbewegung als in den Vorjahren ein, und vom gleichen Zeit⸗ punkt ab machte ſich auch eine erhöhte Stromab⸗ gabe geltend, die bis jetzt ſtetig angehalten hat. Dieſer Umſtand läßt eine Vergrößerung der Maſchinenanlage des Kraftwerks im nächſten Jahr erforderlich erſcheinen, um volle Reſerve und aus⸗ reichende Betriebsſicherheit zu erzielen, wie ſich dies aus der nachſtehenden Zuſammenſtellung ergibt. Die höchſte Stromerzeugung betrug: im Jahre 1906 1907 1908 1909 im Oktober . . 4250 5500 6110 7200 K. W. im Dezember . 4900 6200 6810 8300 „ (errechnet.) Unter Annahme des entſprechenden Zuwachſes würde alſo im Dezember 1909 eine Belaſtung von etwa 8300 K. W., und im Dezember 1910 eine Geſamtbelaſtung von etwa 9800 K. W. oder rund 10 000 K. W. zu erwarten ſein. Die Normal⸗ leiſtung der Maſchinen im Kraftwerk beträgt rund 12 000 K. W., ſo daß ſie zur Zeit auch unter Abzug der Dampfturbinenleiſtung von 4000 K. W. noch imſtande iſt, die volle Belaſtung im kommenden Winter zu decken. Im Dezember 1910 würde dagegen nur noch eine Reſerve von rund 2000 K. W. vorhanden ſein, ſo daß bei einer Betriebsſtörung der Turbine die anderen Maſchinen die erforder⸗ liche Energie nicht mehr liefern könnten. In Über⸗ einſtimmung mit den Felten & Guilleaume⸗ Lahmeyerwerken und auf deren Antrag ſoll daher im kommenden Jahre eine weitere Turbine der gleichen Leiſtung wie die vorhandene aufgeſtellt werden, ſo daß alsdann für den Winter 1910/11 1911/12 wieder volle Reſerve vorhanden ſein wird. Die Dampfturbine ſoll in gleicher Weiſe wie im Vorjahre direkt mit einer Drehſtrom⸗ maſchine gekuppelt und mit einer Oberflächen⸗ kondenſation verſehen werden, ſo daß der konden⸗ ſierte Dampf in keiner Weiſe verunreinigt und ſogleich wieder als Keſſelſpeiſewaſſer verwandt werden kann. Infolge der vergrößerten Maſchinenleiſtung müſſen auch die übrigen Kraftanlagen verſtärkt werden. Es ſoll daher im alten Keſſelhauſe neben den bereits dort befindlichen beiden Hochleiſtungs⸗ keſſeln ein weiterer gleicher Keſſel von etwa 450 qm Heizfläche mit 13 Atmoſphären Dampofſpannung unter Abbruch des vom erſten Ausbau des Werkes 1900 herrührenden, aber jetzt außer Betrieb be⸗ findlichen Ekonomiſers aufgeſtellt werden. Die Dampferzeugung der vorhandenen Hoch⸗ leiſtungskeſſel ſoll gleichzeitig durch Verſtärkung des Zuges erhöht werden, da die alten Schornſteine den für die Hochleiſtungskeſſel erforderlichen Zug nicht hervorbringen. Zur Verbindung des Keſſels und der Turbine mit den Dampfſammlern des Keſſelhauſes ſind die Rohrleitungen einzubauen. Die Leiſtung der zur Keſſelſpeiſung erforder⸗ lichen Pumpen ſoll gleichzeitig durch Umtauſch einer von der Lieferantin zurückzunehmenden Pumpe von 45 chm Stundenleiſtung gegen eine ſolche von 120 ehm entſprechend erhöht werden. Für die Lagerkühlung der beiden Turbinen ſoll eine neue Kühlwaſſerpumpe im Maſchinen⸗ hauskeller aufgeſtellt werden. Auch die Erregeranlage, die den Gleichſtrom für die Magnetiſierung der Drehſtrommaſchinen liefert, muß entſprechend der Vergrößerung der letzteren durch Aufſtellung eines neuen Dreh⸗ ſtromgleichſtromumformers von etwa 220 K. W. und einer größeren Akkumulatorenbatterie von etwa 1250 Ampere⸗Stunden Kapazität verſtärkt werden. Bei dieſer Gelegenheit ſoll auch die im Werke befindliche, in der Nähe des alten Schornſteins untergebrachte Unterſtation, die den Strom für den Eigenverbrauch des Kraftwerks liefert, ver⸗ größert und an anderer günſtigerer Stelle den neueren Anforderungen entſprechend hergeſtellt werden. Die für die neue elektriſche Anlage erforder⸗ lichen Regulier⸗ und Meßapparate werden an den dazu vorgeſehenen Stellen der Hauptſchalttafel und Schalträume eingebaut und die Verbindungs⸗ leitungen hergeſtellt werden. Mit Rückſicht auf die Regulierung der Straße „Am Spreebord“ ſoll für die vom Kraftwerk aus⸗ gehenden und nach den Speiſepunkten der Stadt führenden Hauptkabel vom Kraftwerk bis zum Siemensſteg ein begehbarer Kabelkanal hergeſtellt werden. Gleichzeitig müſſen mit Rückſicht auf die ſpäteren Erweiterungen des Werkes und die ver⸗ größerten Maſchinenleiſtungen neue Anlagen für die Zu⸗ und Abführung des Kondenswaſſers ge⸗ ſchaffen werden, da die bisherigen Anlagen durch die jetzt vorgeſehene Aufſtellung der neuen Turbine voll ausgenutzt werden. Die Koſten dieſer Anlagen können noch nicht angegeben werden, da die Pläne für dieſelben noch nicht feſtgelegt ſind. Es iſt daher zurzeit nur eine erſte Baurate von 20 000 ℳ vorgeſehen worden. Ein weiterer Betrag von rund 83 000 ℳ iſt für verſchiedene kluiere Anlagen eingeſetzt, deren Anordnung und, Einrichtung ſich erſt während der Bauausführung ſelbſt ergibt, wie z. B. die Ver⸗ größerung des Zählereichraumes, der Be⸗ und Entwäſſerungsanlage, der Aborte und Waſch⸗ gelegenheiten für die Arbeiter, Errichtung von Schuppen für die Unterbringung der Turmwagen der Straßenbeleuchtung, Befeſtigung des alten Kohlenlagerplatzes und anderes. Für die Firma Lahmeyer iſt die volle ihr nach dem Betriebsvertrage zuſtehende Ver⸗ gütung von rund 65 000 ℳ eingeſetzt, da ſich zur⸗ zeit noch nicht überſehen läßt, wie viel genannter Firma mit Rückſicht auf das in beſonderer Vorlage vorgelegte Übernahmeabkommen zu zahlen ſein wird. Es iſt aber zu erwarten, daß hier erhebliche Erſparniſſe eintreten werden. Die koſtenüberſchlagmäßig berechneten Be⸗ träge für einzelne Teile der Erweiterungen ſind in der nachgedruckten Aufſtellung zuſammengeſtellt. Wir folgen mit unſerem Antrage den Be⸗ ſchlüſſen der Deputation für das Elektrizitätswerk. Charlottenburg, den 30. Oktober 1909. Der Magiſtrat. Schuſtehrus. Dr Ja f f é. XVIa 1881.