— — 599 —— 1½ Jahren weiter ſo entwickelt, wie wir es gehofft hatten. Es ſind zurzeit 430 Einzelſtübchen vor⸗ handen, die nicht nur das ganze Jahr hindurch beſetzt waren, ſondern zeitweiſe für das vorhandene Bedürfnis nicht einmal ausreichten. Durch die Koloniſten wurden inzwiſchen 185 Morgen ödes Land in fruchtbares Obſtland verwandelt. Mit dieſer erfreulichen Entwicklung hat die der finan⸗ ziellen Deckung nicht gleichen Schritt gehalten. Den Ausgaben für die Bewirtſchaftung der Obſt⸗ plantagen, deren Urbarmachung einſchl. des Ra⸗ jolens, Düngens, Pflanzens und Umzäunens ca. 850 ℳ Koſten für den Morgen verurſacht, ſtehen zurzeit noch keine erheblichen Erträge aus Obſtverkauf gegenüber; dieſe werden erſt etwa in 4—5 Jahren erzielt werden, um ſich von da ab regelmäßig zu ſteigern. Außer den laufenden Ausgaben wurden in den letzten Jahren, da das Stadium der erſten Entwicklung noch nicht über⸗ wunden war, wiederum durch die einmaligen Ausgaben für Neubauten und notwendige An⸗ ſchaffungen bedeutende Summen verſchlungen, die um ſo ſchneller aufeinander folgen mußten, als die Entwicklung der Kolonien verhältnismäßig ſchnell vor ſich gegangen iſt. So wurde in einer von der Berliner Stadtſynode erworbenen alten Kapelle ein großer Speiſeſaal für 240 Perſonen, eine Familenwohnung, große Keller und Boden⸗ räume für die Obſtverwertung und noch etwa 15 weitere Einzelſtübchen geſchaffen, wodurch 40 000 ℳ Koſten entſtanden ſind. Außerdem war die Erbauung einer Hausvaterwohnung und eines Pfarrhauſes für den Vorſteher der Kolonien dringend erforderlich. Zur Verſorgung der Plan⸗ tagen mit Waſſer in den trockenen Sommermonaten mußte endlich kürzlich ein großes Hochbaſſin und eine durch Windmotor getriebene Pumpenanlage mit einem Koſtenaufwande von ca. 15 000 errichtet werden. Für das kommende Jahr hofft der Vorſtand die bisher durchaus notwendige größere Bautätigteit einſchränken zu können, doch wird noch die Herſtellung einer Obſtverwertungs⸗ anlage für ca. 20 000 ℳ notwendig werden. Alle dieſe bedeutenden Ausgaben verurſachen natur⸗ gemäß ein erhebliches Steigen der Schulden; ſo iſt das von der Provinzialverwaltung gewährte Darlehn von 35 000 ℳ vollſtändig ausgezahlt und verbraucht, die rund 36 000 ℳ betragende Anleihe bei Privatfreunden der Kolonien iſt um 5725 ℳ größer geworden, und die Anſtalt Bethel bei Bielefeld hat noch einen Vorſchuß von rund 54 000 ℳ zur Deckung der Betriebs⸗ uſw. Koſten leiſten müſſen. Aus allem ergibt ſich, daß die Kolonien zwar eine ſehr erfreuliche Entwicklung genommen haben und daß ſie vorausſichtlich in mehreren Jahren ſich ſelbſt werden erhalten können, daß ſie aber zurzeit noch dringend außerordent⸗ licher Hilfe bedürfen. Wir haben die Bodelſchwingh'ſchen Kolonien in den Jahren 1905, 1907 und 1908 bereits durch einmalige größere Beiträge unterſtützt und dadurch ihre erſte Entwicklung mit ermöglicht, weil wir ihre Tendenzen billigten, und weil wir hofften, daß die Kolonien der Stadtgemeinde, wenn auch nur mittelbar, durch die Aufnahme von Tauſenden von arbeits⸗ und obdachloſen Perſonen nicht zu unterſchätzende Vorteile verſchaffen würden. Der erhoffte Erfolg iſt nicht ausgeblieben. Um ſo mehr halten wir uns jetzt für verpflichtet, die Kolonien in den ſchwierigen Jahren der Entwicklung nicht im Stiche zu laſſen, und haben daher beſchloſſen, ihnen zur Überwindung ihrer finanziellen Schwierig⸗ keiten wiederum eine außerordentliche Unterſtützung zu gewähren. Mit Rückſicht auf die Finanzlage der Stadt haben wir dieſe diesmal jedoch nicht, wie bisher, auf 10 000 ℳ, ſondern nur auf 5000 ℳ bemeſſen und erſuchen hierzu um Zuſtimmung. Charlottenburg, den 2. Dezember 1909. Der Magiſtrat. Schuſtehrus. IIIb 1724. Seydel. Druckſache Nr. 360. Anfrage. Anläßlich der in letzter Zeit vielfach in der Preſſe aufgetauchten unzutreffenden Mitteilungen über ſtädtiſche Angelegenheiten fragen die Unter⸗ zeichneten an, ob der Magiſtrat Einrichtungen ge⸗ troffen hat, um der Verbreitung derartiger Nach⸗ richten entgegenzutreten. Charlottenburg, den 20. Oktober 1909. Mann, Freund, Stein, Jachmann, Dr Stadthagen, Dr Hubatſch. St. V. 743. Druckſache Nr. 361. Anfrage. Beabſichtigt der Magiſtrat, der Stadtverord⸗ netenverſammlung demnächſt eine Vorlage behufs Errichtung eines ſtädtiſchen Wohnungsamtes zu machen? Charlottenburg, den 7. Juni 1905. Holz, Marcus, L. Mommſen, P. Lingner, Leben, Dr Spiegel, Jolenberg, Braune, Otto, Heinzelmann. St. V. 852. Druckſache Nr. 362. Antrag. Stadtverordnetenverſammlung möge beſchließen, Magiſtrat zu erſuchen, die Errichtung eines ſtädtiſchen Krematoriums in die Wege zu leiten. Charlottenburg, den 24. November 1909. Meyer, Stadthagen, Otto, Dr Flatau, Dunck, Ruß, Mosgau, Mottet, Jolenberg, Jaſtrow, Jacobi, Dr Frentzel, Münch, Bollmann, Bergmann, Braune, Kern, Wenig, Neukranz, Leben, Nickel. St. V. 842. Druckſache Nr. 363. Bericht des Ausſchuſſes über die Anträge der Stadtverordneten Dr. Erüger und Gen. und Dr. Stadthagen und Gen. betr. Müllabfuhr (Druckſachen Nr. 338 und 339). Verhandelt Charlottenburg, den 27. November 1909. Anweſend: Stadtv. Bergmann, Braune, Dr Crüger, Dr. Flatau, Dr. Frentzel, Haack, Harniſch,