e e 2 E — — in ein Landerziehungsheim oder mit einem Haus⸗ Wiedereintreten in ihre Klaſſe nicht hinter den lehrer aufs Land zu ſchicken, wo dem Körper die nötige Pflege zuteil wird, während ein dem Kräfte⸗ zuſtand angepaßter Unterricht dem Zurückbleiben in der geiſtigen Ausbildung ſteuert. Und doch müſſen auch dieſe Eltern den offenbaren Nachteil mit in Kauf nehmen, daß ihre Kinder die Fürſorge des Elternhauſes während einer Zeit entbehren müfſen, in der ihnen dieſe am meiſten not täte. Auch ſie werden daher die Errichtung der Wald⸗ ſchule willkommen heißen. Die mittleren Schichten der Bevölkerung — Handwerker, kleine Kaufleute, mittlere und auch nicht wenige höhere Beamte — können ihren Kindern wegen der damit verbundenen erheblichen Koſten ſolche außerordentliche Für⸗ ſorge nicht zuteil werden laſſen; ſie müſſen es daher darauf ankommen laſſen, daß ſie einer der beiden drohenden Gefahren verfallen. Die Er⸗ richtung einer Waldſchule für höhere Lehranſtalten wird demnach zwar für alle Schichten der Bürger⸗ ſchaft von Nutzen ſein; beſonders wohltätig aber wird ſie ſich gerade für den Mittelſtand erweiſen. Daß wir dieſem in ſeinem ſchweren Ringen bei⸗ ſtehen können, darin erblicken wir einen beſondern Vorzug des geplanten Unternehmens. Mit Ausnahme der großen Ferien ſoll die Waldſchule von Mitte April bis Ende September geöffnet ſein und zur Aufnahme von etwa 120 Kindern dienen. Für die Aufnahme würden zu⸗ nächſt nur Schüler der Klaſſen Sexta 0 und M, Quinta 0 und M und Quarta 0 und M, ſowie Schülerinnen der entſprechenden Klaſſen der höheren Mädchenſchulen in Betracht kommen. Ob ſpäter einmal ein weiterer Ausbau erfolgen kann und ſoll, wird von der Bewährung und auch davon abhängen, ob ſich eine genügende Zahl von Schülern zuſammenfinden wird, welche nach demſelben Lehrplan unterrichtet werden können. Die Kinder ſtellen ſich früh gegen 8 Uhr in der Waldſchule ein, bleiben — mit geringen von Fall zu Fall zu vereinbarenden Ausnahmen — den ganzen Tag über unter pädagogiſcher Aufſicht im Walde, erhalten daſelbſt zweites Frühſtück, Mittageſſen, ſowie nachmittags Milch mit Zubrot und kehren gegen Abend in ihre Familien zurück. Die Koſt ſoll einfach aber kräftig ſein, die Zuſammen⸗ ſetzung und Zubereitung ärztlichen Vorſchriften entſprechen; beſonders Milch wird reichlich ge⸗ boten werden. Der geſamte Unterricht ſoll möglichſt in den Vormittagsſtunden erledigt werden. Nach der Hauptmahlzeit ruhen die Kinder längere Zeit in beſonderen Liegeſtühlen, ſei es im Freien, ſei es in offenen, gegen Wind und Regen geſchützten Hallen. Die ſchulfreie Zeit ſoll mit Ausflügen in den Wald mit Bewegungs⸗ und Geſellſchafts⸗ ſpielen, mit Turnübungen an den aufgeſtellten Turngeräten, mit Hand⸗ und Gartenarbeiten, Leſen und dergleichen ausgefüllt werden. Um den Verkehr mit der Familie pflegen zu können, iſt in Ausſicht genommen, den Kindern außer den Sonn⸗ und Feiertagen einen Nach⸗ mittag in der Woche frei zu geben. Der Unterricht ſoll möglichſt im Freien und in verminderter Stundenzahl, ſowie unter Anwendung eines dem körperlichen Zuſtande der Kinder Rechnung tragenden Lehrverfahrens ſtattfinden. Seine Aufgabe iſt, die Kinder in allem weſent⸗ lichen in demſelben Maße wie diejenigen in der Hauptanſtalt zu fördern, ſo daß ſie im Herbſt beim beſonders Klaſſengenoſſen zurückſtehen. In der Waldſchule für Gemeindeſchüler hat ſich gezeigt, daß die kränklichen Kinder dank der Kräftigung durch die geſunde Waldluft und die getroffenen hygieniſchen und pädagogiſchen Einrichtungen auch bei ver⸗ minderter Stundenzahl dasſelbe leiſten, wie ihre geſunden Mitſchüler bei voller Stundenzahl. Es iſt daher zu erwarten, daß bei gleichaltrigen Schü⸗ lern der höheren Lehranſtalten die gleichen er⸗ freulichen Ergebniſſe zu verzeichnen ſein werden. Um dieſes Ziel ohne Beeinträchtigung der hygieniſchen Aufgabe zu erreichen, ſoll die Schüler⸗ zahl für jede Klaſſe auf durchſchnittlich 20 feſt⸗ geſetzt werden, wodurch eine individuellere Be⸗ handlung als in der bisherigen Schule ermög⸗ licht wird. Um die Kinder vor Überanſtrengung zu ſchützen, ſollen nie mehr als 4 wiſſenſchaftliche Lektionen hintereinander erteilt werden. Die einzelnen Lektionen ſollen erheblich kürzer, die Pauſen aber länger ſein als ſonſt. In jeder Pauſe ſind die Kinder gehalten, ſich in der freien Luft etwas Bewegung zu machen. Während die ein⸗ zelne Lektion an unſeren höheren Lehranſtalten auch bei Einführung der ſogenannten Kurzſtunden wenigſtens 45 Minuten währt, hoffen wir, daß derſelbe Stoff in der Waldſchule in den meiſten Fächern in 30 Minuten wird bewältigt werden können. Nur die Zeichen⸗, Erdkunde⸗, Geſchichts⸗ und Naturgeſchichtsſtunden werden zweckmäßiger⸗ weiſe etwas länger (etwa 35 Minuten) angeſetzt werden müſſen, die erſteren deshalb, weil die Vorbereitungen und Übungen in techniſchen Fertig⸗ keiten nun einmal eine längere Zeit in Anſpruch nehmen, die übrigen, um dem Lehrer nicht die zur anſprechenden Darſtellung des Stoffes er⸗ forderliche Zeit allzuſehr zu kürzen und dadurch die Wirkung der Unterrichts zu beeinträchtigen. Da aber der Unterricht in dieſen Fächern erfahrungs⸗ gemäß weniger anſtrengt, wird gegen die un⸗ erhebliche Verlängerung der Lektionen vom ge⸗ ſundheitlichen Standpunkt nichts einzuwenden ſein. Der Memorierſtoff wird überall nach Mög⸗ lichkeit gekürzt werden. Die Nebenfächer, wie Geſang und Schreiben, wird man ohne Bedenken auf das niedrigſte Maß beſchränken können. Vom Turnunterricht wird man ganz abſehen können, weil die Kinder draußen naturgemäß viel Gelegen⸗ heit zur Bewegung in friſcher Luft haben, und, wie unſere Erfahrungen an der ſchon beſtehenden Waldſchule zeigen, von den aufgeſchlagenen Turn⸗ geräten reichlich Gebrauch machen. Unter dieſen Vorausſetzungen wird die Ge⸗ ſamtzahl der zu erteilenden Stunden vorausſichtlich in Sexta und Quinta je 24 und in Quarta 26 wöchentlich betragen, und zwar würden in jeder Klaſſe täglich 3 kürzere und 1 bis 2 längere Lektionen zu erteilen ſein. Hierdurch wird es möglich, faſt den geſamten Unterricht am Vormittag zu geben. Dem Unterricht ſoll der Lehrplan für die Realſchulen zugrunde gelegt werden, welcher in den Lehrzielen der einzelnen Klaſſen mit dem der Oberrealſchulen und der Reformſchulen völlig, und mit dem der höheren Mädchenſchulen im weſent⸗ lichen, übereinſtimmt. Für Schüler von Latein treibenden Anſtalten ſind Nebenkurſe in Latein in Ausſicht genommen. Für die Erteilung des Unterrichts ſollen geeignete Lehrkräfte herangezogen