der Zahl der Witwen und Waiſen ein Kapital von 100 000 ℳ zuſammengebracht wäre. Sobald dieſes Ziel erreicht iſt, ſoll das Kapital zur Gründung einer Stiftung mit dem gleichen Zwecke verwendet werden. Es iſt dabei in Ausſicht genommen, daß aus dem Beſtande vorweg ein Kapital entnommen wird, aus deſſen Zinſen die Muſik der Schutz⸗ mannſchaft dauernd erhalten werden kann. Aus den Zinſen des für die Witwen und Waiſen ver⸗ bleibenden Betrages ſollen auch,wenn Überſchüſſe vor⸗ handen ſind, Unterſtützungen an im Dienſt befind⸗ liche oder penſionierte Unterbeamte gezahlt werden. Wir haben daher beſchloſſen, zu der oben erwähnten Jubelfeier der Witwen⸗ und Waiſen⸗ kaſſe der hieſigen Schutzmannſchaft eine Beihilfe von 1000 ℳ zu gewähren. Z3u s: Am 5. Februar 1907 hat der Vater⸗ ländiſche Frauenverein Charlottenburg das Grund⸗ ſtück Berliner Str. 137 für 340 000 ℳ käuflich er⸗ worben. Der Verein war damals noch nicht in das Vereinsregiſter eingetragen und konnte daher als Eigentümer des Grundſtücks in das Grundbuch nicht eingetragen werden. Da die Verkäufer (die Ahlemeyer'ſchen Erden) auf Entgegennahme der Auflaſſung drängten, konnte der Verein die Eintragung in das Vereinsregiſter nicht erſt ab⸗ warten und ließ daher ein ſtweilen ſeinen Schatzmeiſter, den Stadtverordneten Direktor Jach⸗ mann, als Eigentümer des Grundſtücks in das Grundbuch eintragen. Infolge dieſes Kaufge⸗ ſchäftes wurde Herr Jachmann zu 6800 ℳ Um⸗ ſatzſteuer (2 % von 340 000 ℳ) veranlagt. Die Eintragung des Vereins in das Vereinsregiſter geſchah erſt im Laufe des Sommers 1909; darauf⸗ hin wurde das Grundſtück, das inzwiſchen bebaut worden war, von Herrn Jachmann am 15. Juli 1909 an den Verein aufgelaſſen, und es wurde nunmehr auch dieſer zur Umſatzſteuer in Höhe von 13 630 ℳ (1 % von dem gemeinen Wert von 1 363 000 ℳ) veranlagt. Der Vaterländiſche Frauenverein hat unterm 14. März 1907/25. Sep⸗ tember 1909 uns gebeten, die Zahlung der Um⸗ ſatzſteuer in beiden Fälen zu erlaſſen, oder, falls dies nicht angängig ſei, eine Unterſtützung in gleicher Höhe zu gewähren. Der Verein, deſſen Ziele ja hinreichend bekannt ſind, hat das Grundſtück zu dem Zweck erworben, um darauf ein Zentral⸗ gebäude für die geſamte freie Wohlfahrtspflege von Charlottenburg zu errichten, ein Unternehmen, das bei der innigen Verbindung zwiſchen der freien Wohlfahrtspflege und der Stadtgemeinde auch deren Zwecken in hohem Maße dient. Die Mittel zur Erwerbung des Grundſtücks und Errichtung des Baues ſind durch freiwillige Spenden und außergewöhnliche Unterſtützungen einzelner Wohl⸗ täter aufgebracht worden. Dies läßt es erklärlich erſcheinen, daß dem Verein überflüſſige Mittel für den Bau nicht zur Verfügung ſtanden und daß er deshalb bemüht ſein mußte, die Unkoſten auf das äußerſte zu beſchränken, zumal ſie in dieſem Falle durch widrige Umſtände ſich verdreifacht haben; der Verein hat daher bei uns die vorſtehend bezeichneten Anträge geſtellt. Aus grundſätzlichen Erwägungen vermögen wir jedoch dem Antrage auf Niederſchlagung nicht zu entſprechen. Da es ſich aber wie geſagt, um eine die Wohlfahrtspflege in Charlottenburg in hohem Maße fördernde Ein⸗ richtung handelt, ſo haben wir beſchloſſen, dem Verein eine Unterſtützung in Höhe der unſat⸗ ſteuer von insgeſamt 20 430 ℳ. zu gewähren. Zu t: Der ſeit dem Jahre 1904 beſtehende Verein hat es ſich zur Aufgabe gemacht, die Gräber und Denkmäler der im Feldzuge von 1866 ge⸗ fallenen oder ihren Wunden oder Krankheiten er⸗ legenen Krieger, ohne Unterſchied ihrer Staats⸗ angehörigkeit, der Vergeſſenheit fern zu halten. Die laufenden Beiträge der Mitglieder reichen aber nicht aus, um die zum Teil recht erheblichen Koſten zu decken. Um das bisher erfolgreiche Werk der Pietät auch weiter fortſetzen zu können, iſt der Verein gezwungen, die Hilfe weiterer, dieſem Zweck wohlgeſinnter Kreiſe in Anſpruch zu nehmen. Er hat auch von uns die Gewährung einer Beihilfe erbeten. Der Verein hat bereits im Jahre 1906 eine einmalige Unterſtützung von 50 ℳ erhalten. Zu u: Unterm 1. Mai 1909 hat der Dichter Peter Roſegger in Graz einen Aufruf an das deutſche Volk zu einer großen Nationalſpende zur Errichtung deutſcher Schulen an den Sprach⸗ grenzen in Oſterreich erlaſſen. Sein Gedanke dabei iſt, daß 1000Perſonen oder öffentliche Korporationen je 2000 Kr. 6. W. ſtiften und ſo eine Summe von 2 000 000 Kr. aufbringen ſollen, die dann dem deutſchen Schulverein in Wien zur Errichtung deutſcher Schulen an den Sprachgrenzen über⸗ wieſen werden ſollen. Die Stifter ſind aber nur dann verpflichtet, die gezeichneten Summen zu zahlen, wenn Ende des Jahres 1910 die 2 000 000Kr. voll gezeichnet ſind; anderenfalls erlöſchen die über⸗ nommenen Verpflichtungen. Schon in den erſten Monaten haben ſich in Deutſch⸗Oſterreich über 500 Volksgenoſſen gefunden, die bereit ſind, je 2000 Kr. dem gedachten Zweck zu widmen. Bei den zweiten 500 fließen die Spenden natürlich langſamer. Die Sammlung und Verwaltung der Gelder hat der Deutſche Schulverein in Wien, der im Jahre 1910 die Feier ſeines 30 jährigen Beſtehens begeht, übernommen; er wendet ſich auch an die Stammesbrüder im Deutſchen Reiche und an die Stadtvertretungen mit der Bitte, die Sammlung durch Zeichnung eines oder mehrerer Anteile zu fördern. Wir haben den Beſtrebungen zur Erhaltung des Deutſchtums im Auslande von jeher wohlwollend gegenübergeſtanden und haben ſie in verſchiedener Hinſicht mit Geldmitteln unter⸗ ſtützt. So haben wir dem genannten Deutſchen Schulverein in Wien im Jahre 1905 aus Anlaß ſeines 25 jährigen Beſtehens 200 ℳ überwieſen und gewähren ſeinem deutſchen Schweſternverein, dem Verein für das Deutſchtum im Ausland zu Berlin (Allgem. Deutſcher Schulverein), einen laufenden Jahresbeitrag von 200 /. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Lage des Deutſchtums in Oſterreich von Jahr zu Jahr ſchwieriger und gefährdeter geworden iſt und daß gerade in der jüngſten Zeit die deutſche Sache in Oſterreich in eine ſo ſtarke Bedrängnis geraten iſt, daß außergewöhnliche Maßnahmen zur Hilfeleiſtung gerechtfertigt ſind. Die Roſeggerſtiftung ſieht eine ſolche außerordentliche Hilfeleiſtung in ſo an⸗ ſprechender und gleichzeitig in ſo praktiſcher Form vor, daß ſie vollſte Sympathie verdient. Dazu darf nicht verkannt werden, daß die Deutſchen im Reiche in letzter Linie ihr e Sache führen, wenn ſie ſich den kämpfenden öſterreichiſchen Deutſchen an die Seite ſtellen, denn das Slaventum in Oſter⸗ reich wird, wenn es den Schutzwall der Deutſch⸗ öſterreicher niedergeworfen hat, vor der deutſchen Reichsgrenze nicht ſtehen bleiben.