— 481 — dieſe Ziele, die die Kolonie ſich geſteckt hat, erreicht ſie in einem erfreulichen Maße; zumal hat die Er⸗ ziehung und Zurückführung der der Geſellſchaft ſcheinbar ſchon verlorenen Menſchen zur Arbeit ſichtbare Fortſchritte aufzuweiſen. Nach dem letzten Jahresbericht ſind von den im Laufe des Jahres Entlaſſenen nicht weniger als 326 durch eigene Bemühungen oder durch den Arbeitsnachweis der Kolonie wieder in geordnete Verhältniſſe und feſte Arbeit zurückgekehrt. Das ſind 33,7 % gegen 30,9% im Vorjahr. Nach der neueſten vrivaten Mitteilung der Kolonieleiters iſt dieſer Satz in⸗ zwiſchen bereits auf 35,62% geſtiegen. Dabei waren die 430 Stübchen der Kolonie faſt dauernd voll belegt. Daß zu dieſen Erfolgen nicht zuletzt der erziehliche Wert der Landarbeit beigetragen hat, die dem Arbeiter den Erfolg der Arbeit ſeiner Hände ſo ſichtbar und ſchön vor Augen führt, darin muß jeder Einſichtige dem Leiter der Kolonie ohne weiteres zuſtimmen. Nicht zuletzt aber wird unſer, der Groß⸗Berliner, Intereſſe an der hier geleiſteten Arbeit geweckt durch die Tatſache, daß Groß⸗Berlin und damit auch wir ſeit Beſtehen der Kolonie von 4422 Arbeitsſcheuen oder Arbeitsloſen vorüber⸗ gehend oder gänzlich entlaſtet worden ſind, — gänzlich inſofern, als es gelungen iſt, einen ſtarken Prozentſatz der bisher Entlaſſenen (nämlich 1440 von den bis zum 31. Dezember 1909 3387 Ent⸗ laſſenen) von der ihnen mehr oder weniger ver⸗ derblichen Hauptſtadt zurückzuhalten und in die Provinz abzuleiten, und damit zugleich Groß⸗ Berlin von ihnen zu entlaſten. Man darf hiernach mit Fug behaupten, daß dieſe Bodelſchwingh'ſche Schöpfung ihrem in⸗ zwiſchen leider verſtorbenen Begründer alle Ehre macht, daß ſie auf gutem Wege rüſtig vorwärts geht; und nicht mit minderem Rechte darf man behaupten, daß dieſe Kolonie tatkräftiger, reichlicher Hilfe — zumal auch aus Groß⸗Berlin — wert iſt, ſo lange ſie dieſer Hilfe bedarf. Wenn nun auch der Wirt⸗ ſchafts⸗ und Vermögensbeſtand der Kolonie ſich in den letzten Jahren ſichtlich gebeſſert hat, — noch bedarf ſie der Hilfe und wird ihrer nach menſch⸗ lichem Ermeſſen auch noch einige weitere Jahre bedürfen, ſo lange eben, wie die Plantagen noch nicht vollen Ertrag liefern und ſo lange noch weiteres Odland in fruchtbares Obſtland ver⸗ wandelt wird. 5 Wir haben daher beſchloſſen, der Kolonie eine weitere einmalige Beihilfe von 10 000 ℳ. zu gewähren, die aus dem Dispoſitionsfonds zu ent⸗ nehmen iſt, und erſuchen um Zuſtimmung zu dieſem Beſchluſſe. Charlottenburg, den 2. November 1910. Der Mag iſtrat. Schuſtehrus. Seydel. IIIb 1891. Charlottenburg, den 4. November 1910. Der Stadtberordneten⸗Borſteher. Kaufmann. Ronotyp ſab und Druck Adolf Gert G. m. b. §., Charlottenvurg.