Einnahmeausfall die Folge ſein, wenn wir durch —— 325 — Gasbehälters von 160 000 cbhm haben wir, unter Hinzurechnung unſerer bereits vorhandenen Gas⸗ behälter einenGeſamtbehälterraum von 244000 chm. Nur dadurch ſind wir in den Stand geſetzt, große Mengen von Gas in dieſen Behälter⸗ räumen aufzuſpeichern, um die erheblichen Schwan⸗ kungen der Gasabgabe an den einzelnen Tagen auszugleichen. Unſere ſämtlichen Ofenreſerven ſind aber nunmehr erſchöpft, und deshalb erſcheint uns ein längeres Hinausſchieben der Erweiterung un⸗ ſerer Ofenanlagen nicht mehr angängig. Einer eingehenden Prüfung haben wir die Frage des einzuführenden Ofenſyſtems unter⸗ zogen (Kammer⸗Vertikal⸗Ofen, Ofen mit ſchrägen Retorten). Auch heute ſind wir ebenſowenig, wie bei der Erweiterungsanlage im Jahre 1908 (vgl. Vorlage vom 20. Februar 1908, Druckſache Nr. 111, Seite 102) in der Lage, uns für die Beſchaffung von Kammeröfen zu entſcheiden, weil wir noch weitere Beobachtungen und Erfahrungen anderer Gasanſtalten abwarten müſſen. Aber auch die Er⸗ wartungen, die wir auf die Errichtung von 7 Ver⸗ tikalöfen in unſerem eigenen Betriebe geknüpft hatten, haben ſich nicht in vollem Umfange erfüllt. Beſtätigt hat ſich die erhöhte Ausbeute an Am⸗ moniak, dagegen ſind die Erſparniſſe an Arbeits⸗ löhnen nur halb ſo groß, als wir ſeinerzeit ange⸗ nommen haben. Erſchwerend kommt hinzu, daß die Qualität des Vertikalofengaſes mit 5100 Wärmeeinheiten weſentlich geringer als Schräg⸗ ofengas mit 5800 Wärmeeinheiten iſt. Während wir alſo erſtens Gas, um es auf die Normalhöhe von 5200 Wärmeeinheiten zu bringen, durch Miſchung mit normalem Gas aufbeſſern müſſen, können wir dem Schrägofengas ca. 15% billiges, blaues Waſſergas zuſetzen. Aber von ganz beſonderem Nachteil gerade für unſere Verhältniſſe iſt der Umſtand, daß der aus den Vertikalöfen gewonnene Koks infolge ſeiner Dichtigkeit ca. 20% ſchwerer iſt als aus ſchräg⸗ oder horizontalliegenden Retorten, und demgemäß auch jede vergaſte Tonne Kohle um ſoviel weniger Hektoliter Koks ergibt. Bei dem im Kokshandel von Groß⸗Berlin handelsüblichen Verfahren, den Koks nach Maß zu verkaufen, würde ein erheblicher die Errichtung weiterer Vertikalöfen die Produktion von Vertikalofenkoks erhöhen würden. Der aus den jetzt im Betriebe befindlichen Vertikalöfen ge⸗ wonnene Koks kommt nicht in den Handel, ſondern wird im eigenen Betriebe in der Waſſergasanſtalt verbraucht. Berückſichtigt man ferner, daß ſowohl die Gebäude als auch die Fundamente für den Einbau von ſchrägen Retorten bereits vorgeſehen ſind, ſo ergibt ſich die Notwendigkeit, ſich für dieſes Syſtem, das ſich im übrigen ſeit Jahren gut be⸗ währt hat, bei der jetzt geplanten Erweiterungs⸗ anlage zu entſcheiden. Aus allen dieſen Erwägungen hat die Depu⸗ tation für die Gaswerke die Errichtung von zwei Blöcken für je 8 Generatoröfen mit je 9 ſchrägen Retorten im Retortenhaus I1 des Gaswerks II be⸗ ſchloſſen. Um den vorhandenen Raum beſſer aus⸗ zunutzen und um die Leiſtungsfähigkeit der Nen⸗ anlage um etwa 20% zu erhöhen, wird empfohlen, anſtatt der vorher verwendeten 5 m langen Re⸗ torten, ſolche von 6 m Länge zu verwenden. Re⸗ torten von dieſer Länge ſind bereits in anderen Gaswerken ſeit längerer Zeit mit gutem Erfolge im Betriebe. Die Leiſtungsfähigkeit der geplanten Anlage beträgt 60 000 ebm innerhalb 24 Stunden und bringt ſomit unſere höchſte Leiſtungsfähigkeit in der Gaserzeugung auf rd. 300 000 hm. Die Koſten in Höhe von 590 000 ℳ ſind in dem bei den Akten Fach 4, Nr. 22 Band III Blatt 217—220 befindlichen Koſtenanſchlage berechnet. Im übrigen verweiſen wir auf die Berichte des Betriebsleiters Dr Funk, Blatt 189—191 und des Betriebsdirektors Pfudel, Blatt 195—198 derſelben Akten. Durch die Erweiterung der Ofenanlage und die geſteigerte Produktion wird naturgemäß auch eine Vergrößerung derjenigen Betriebseinrichtun⸗ gen erforderlich, die mit den Ofenanlagen in organiſchem Zuſammenhange ſtehen. Hierzu ge⸗ hören die Kohlenbrecheranlage, die zur Zerkleine⸗ rung der zur Vergaſung beſtimmten Kohlen dient, die Kohlentransportanlage, welche die zerkleinerte Kohle den über den Ofen befindlichen Behältern zuführt, und die Kokstransportanlage, durch die der in den Retorten gewonnene Koks aus den Retortenhäuſern auf die Lagerplätze befördert wird, oder zur direkten Verladung in die Eiſenbahn⸗ waggons gelangen kann. Außerdem wird die Ver⸗ legung eines zweiten, das Gas aus dem Retorten⸗ haus II nach dem Kondenſationsgebäude II ab⸗ leitenden Hauptrohres von 1200 mm 1. W. not⸗ wendig. Wegen der näheren Beſchreibung dieſer Anlagen verweiſen wir auf den Bericht des Be⸗ triebsleiters Lückerath vom 8. 12. 10, Bl. 215/16 und auf die Zeichnungen Bl. 228/233 der Akten Fach 4, Nr. 22, Bd. III. Ahnliche Brecher⸗ und Transportanlagen, wie wir ſie jetzt zur Errichtung in Vorſchlag bringen, befinden ſich bereits in un⸗ ſerem Betriebe auf Gaswerk II. Wir werden bei der jetzt geplanten Erweiterungsanlage die Er⸗ fahrungen, die wir inzwiſchen geſammelt haben, und die weiteren Fortſchritte der Technik nach jeder Richtung hin benutzen. Die unſerem Koſten⸗ anſchlage zugrunde liegenden Zeichnungen ſind noch nicht als endgültige Ausführungszeichnungen der Anlage anzuſehen. Sie ſind vielmehr nur als Grundlage für den Koſtenanſchlag zu betrachten und ſollen bei der Umfrage zur Vergebung der Lieferung als Unterlage benutzt werden. Die Koſten ſind wie folgt veranſchlagt: Kohlenbrech⸗ und Transportanlage 110 000 ℳ Kohlentransportanlage 250 000 „ Neulegung eines Hauptgasrohres 50 000 „. Das Nähere iſt aus dem Koſtenanſchlage Fach 4, Nr. 22 Bl. 220 r—227, Bd. III erſichtlich. Zu b. Unſere Ammoniakwäſcher und Teer⸗ ſcheider auf Gasanſtalt II ſind zurzeit ſämtlich in Tätigkeit. Die Steigerung der Gaserzeugung er⸗ fordert im Intereſſe eines geſicherten und ord⸗ nungsmäßigen Betriebes eine baldige Erweiterung dieſer Anlagen. Es wird die Aufſtellung eines Ammoniakwäſchers von 100 000 chm und zweier Teerſcheider von je 60 000 ehm in der Konden⸗ ſation II des Gaswerks II geplant. Die bisher im Betriebe befindlichen Apparaturen haben ſich be⸗ währt. Es wird daher beabſichtigt, bei der Neu⸗ aufſtellung dieſelben Syſteme zu beſchaffen. Die Koſten für dieſe Anlagen betragen ausſchließlich der Fundamente, welche hereits vorhanden ſind, nach dem in den Akten Bd. 1 Fach 4 Nr. 24 Bl. 208/210 befindlichen Koſtenanſchlage 45 000J. Wir nehmen im übrigen auf die Zeichnungen Bl. 211/212 dieſer Akten Bezug und verweiſen ferner auf den Bericht des Direktors Pfudel vom 3. November 1910 Blatt 206 derſelben Akten.