— 19 — Laſten der Oeffentlichkeit abgenommen oder erſpart würden. Freilich genügten die vorhandenen Räumlich⸗ keiten bei weitem dem wachſenden Zudrang zu ſeiner Kolonie nicht. Zu ſeinem ſchmerzlichen Bedauern müſſe er fortwährend viele abweiſen, die ſo gern bei ihm Aufnahme fänden. Zwar hätte er in dieſem Jahre wiederum eine neue Heimſtätte mit 60 Stuben gebaut. Doch ergäbe das keine 124.— der Plätze, da die früheren Schlafſäle als Arbeitsräume für die Winterszeiten eingerichtet werden müßten. Der Neubau dieſes Hauſes, das in jeder Beziehung als Muſter einer praktiſchen, billigen und doch durch⸗ aus ſoliden Heimſtätte gelten dürfte, habe ihm etwa 40 000 ℳ gekoſtet. Für Erwerb von weiteren 25 Morgen Land hätten außerdem 10 000 ℳ ausgegeben werden müſſen. Sowohl nach der baulichen wie nach der wirt⸗ ſchaftlichen Seite hin aber ſeien für die Zukunft weitere Aufwendungen durchaus notwendig. Vor allem müſſe der Grundbeſitz der Kolonie ſo abgerundet werden, daß er zu jeder Jahreszeit den 400 Inſaſſen genügende Arbeitsgelegenheit biete. Der Verein ſei darum bemüht, von der Königlichen Forſtverwaltung weitere Waldparzellen zu erwerben, die durch die Kultivierungsarbeiten auch im Winter eine Beſchäfti⸗ gung der Leute ermöglichten. Daneben werde in beſcheidenem Maße durch Matten⸗ und Korbflechten zur Arbeit im Freien eine Ergänzung geſchaffen, welche beſonders für die vielen Schwachen und Alten notwendig ſei. Die allmähliche Entwickelung ſowohl der Land⸗ wirtſchaft wie der Obſtplantagen und der Obſtverwer⸗ tungsanſtalt laſſe zwar ein langſames Steigen der Einnahmen erkennen; das laufende Jahr habe aber durch ſehr ſchwere Nachtfröſte, wie ſie ſeit langer Zeit nicht beobachtet ſeien, den jungen Obſttullugen empfind⸗ lichen Schaden zugefügt, ſo daß die ſonſt zu erwar⸗ tende Steigerung der Erträge bei weitem nicht in dem erhofften Maße habe eintreten können. Infolgedeſſen müſſe der Verein, ſoweit ſich die finanzielle Lage ſchon jetzt überſchauen laſſe, befürchten, daß die Schul⸗ den erheblich zunehmen würden, ſo 100 er nicht ohne Sorgen in die Zukunft blicken fönn Und doch glaube er, um ſo menger ein Recht zu haben, ſeine Arbeit einzuſchränken, als ſich immer deutlicher beobachten laſſe, in welchem Maße der Dienſt von Hoffnungstal vorbildlich wirke und der Gedanke, ſonſt brachliegende Kräfte durch Oedland⸗ kultur zu einem für das ganze wirtſchaftliche Leben nutzbringenden Faktor zu machen, an Boden gewinne. Je mehr das geſchehe, in um ſo größerem Maße würde nicht nur einzelnen ſonſt hoffnungslos verſin⸗ ſ kenden Eriſtenzen gründliche Hilfe geleiſtet, ſondern auch die Geſamtheit unſeres Volkes, vor allem die Großſtädte, von ſonſt immer unerträglicher werden⸗ den Laſten befreit werden. 2 Der Verein iſt daher der zuverſichtlichen Hoff⸗ nung, daß die ſtädtiſchen Körperſchaften von Char⸗ lottenburg unter Berückſichtigung dieſer Geſichts⸗ punkte auch für das laufende Etatsjahr ihr nun ſchon manches Mal erwieſenes gütiges Wohlwollen durch Bewilligung einer Beihilfe wieder bekunden werden. Im letzten Jahre ſei es leider nicht möglich geweſen, dieſelbe wie es früher geſchehen auf 10 000 ℳ zu bemeſſen. Um ſo dringender bitte er jetzt wenn möc lich wiederum den früheren Betrag von 10 000 % bewilligen und dadurch ſeine ſchwer belaſteten Schul⸗ tern etwas erleichtern zu wollen. Wir haben beſchloſſen, dem Verein einen ein⸗ maligen Beitrag von 3000 ℳ zu bewilligen. Nach der vor Aufſtellung des Etatsentwurfs an⸗ geſtellten Prüfung iſt die Weitergewährung der bis⸗ her gezahlten Beiträge gerechtfertigt. Charlottenburg, den 5. Februar 1913. Der Magiſtrat. Schuſtehrus. Dr Maier. V 129. Schol Charlottenburg, den 11. Februar 1913. Der Itadtverordneten-Yorſteher. Dr. Frentzel.