Druckſache Nr. 60. Anfrage. Kann Magiſtrat uns darüber Auskunft geben, ob die beſchloſſene Verlängerung der elektriſchen Straßenbahn bis zum Reichskanzlerplatz zum 1. April beendet ſein wird, obwohl verlautet, daß die Er⸗ laubnis des Herrn Polizei-Präſidenten nicht erteilt worden iſt? Charlottenburg, den 22. Januar 1913. Zander, Alb. Panſchow, Protze, Weiſe, O. Rieſen⸗ derg, P. Liepmann, Genzmer, Neumann, Dr. Bauer, Dr. Byk, C. Wenzke, Dr. Stadthagen, Jachmann, Mann, Rackwitz, IDr. Hubatſch. Druckſache Nr. 61. Vorlag: betr. Nachbewilligungen im Armenetat. Urſchriftlich mit den Akten F.9 Nr. 20 IV und 2 Heften an die Stadtverordnetenverſammlung mit dem Antrage, zu beſchließen: Folgende Etatsnummern des Ordinariums Kapitel v für 1912 werden in Höhe der bei den einzelnen Nummern angegebenen Beträge aus laufenden Mitteln verſtärkt: 1. Vv—1—12 Bare Unter⸗ ſtützungen im allgemeinen —. 30 000 % 2. V—1—10 Bare Unter⸗ ſtützungen an die Inſaſſen der Familienhäuſer —— 3. V—1—2a — Pflegegelder für Kinder in Anſtalten 4. v—1—2b — Pflegegelder für Kinder in Familienverpflegung in Charlottenbugg.. 5. V—1—20 — Pflegegelder für Kinder in Familienverpflegung außerhalb Charlottenburgs — 6. v—1—2d — Pflegegelder für Erwachſene in Anſtaltspflege — 7. Vv—1—3a 1 — Kleidung für ſtädtiſche Pflegekinder V 1 400 „ 3 500 „ 9 000 „ 6 000 „ 1 800 „ 2 700 „ 8. V—2—1 — Erſtattungen an auswärtige Armenverbände — 15 000 „ 9. v—3—3 — Armenkranken⸗ pflege, Geburtshilfe - 1 300 „ 10. v—3—7 — Unterbringung von Siechen, Krüppeln, Blin⸗ dennnn 2000 „ 11. v—3—9b0 — Unterbringung von Perſonen in nicht ſtädti⸗ ſchen Krankenanſtalten —.. 20 000 „ 12. V—5—4 — Anlegung als Sparvermögen für Pflege⸗ kinder — 1720 13. v—6—10a — Familien⸗ häuſer und Obdach, Dampf⸗ verbrauch . 3600 „ 14. v—7—12 — Bürgerhaus. Arzneien, Drogen, Chemi⸗ kalien — 2 2 zuſammen 100 520 ℳ Das Jahr 1912 muß, vom Standpunkt der Armenpflege betrachtet, als außerordentlich un⸗ günſtig angeſehen werden. Die Lebensmitteltenerung auf der einen Seite, die ſich gerade bei der minder⸗ bemittelten Bevölkerung ganz beſonders fühlbar macht: die Knappheit kleiner Wohnungen in Char⸗ lottenburg, die eine weitere Preisſteigerung zur not⸗ wendigen Folge hat: ſchließlich die mindeſtens in der zweiten Hälfte des Jahres herrſchende Arbeitslofia⸗ keit, nicht nur im Baugewerbe, ſondern in faſt allen Zweigen der für unſere Stadt beſonders in Betracht fommenden Induſtrien: Sie alle mußten notwendig die Anforderungen an die Armenverwaltung ſteigern und ihr erhöhte Aufwendungen auferlegen. Schon die Zunahme der Zahl der eingegangenen Unter⸗ ſtützungsgeſuche läßt darüber keinen Zweifel: Wäh⸗ rend ſie in den erſten drei Vierteljahren des vorigen Jahres nur 10 723 betrug, iſt ſie in der gleichen Zeit dieſes Jahres auf 13 899, d. h. um faſt ein Drittel gewachſen. So erklärt es ſich, daß auch in dieſem Jahre bei zahlreichen Etatsnummern ein Mehrverbrauch eingetreten iſt, der eine Nachbewilli⸗ gung notwendig macht. Daß eine völlig zuverläſſiae Aufſtellung des Armenetats nach der Natur der Sache unmöglich iſt und daß Ueberſchreitungen ſich nur dann völlig vermeiden laſſen würden, wenn man, unwirtſchaftlicher Weiſe — um ganz ſicher zu gehen, den Etat von vornherein um mehrere hunderttauſend Mark zu hoch bemeſſen wollte, haben wir wieder⸗ holt betont. Tatſache iſt, daß nach der letzten vor⸗ liegenden Statiſtik für das Jahr 1910 von den 46 deutſchen Großſtädten 34 Ueberſchreitungen des Armenetats aufzuweiſen hatten, die ſich bis zu 36 vom Hundert des Voranſchlags beliefen. Der Geſamtmehrbedarf wird, ein⸗ ſchließlich der unter 500 ℳ bleibenden Beträge, die wir in gewohnter Weiſe nach Jahresſchluß der Ver⸗ ſammlung in einer Geſamtnachweiſung vorlegen werden, vorausſichtlich 110 120 ℳ betragen. Dieſem Mehrbedarf wind vorausſichtlich eine Minder⸗ ausgabe bei anderen Etatsnummern von zu⸗ ſammen 32 730 ℳ., und anderſeits eine Mehr⸗ einnahme des Kapitels V von etwa 18 350 ℳ gegenüberſtehen. Hierzu kommen noch die Minder⸗ ausgaben von 30 000 ℳ für Verlegung von Kranken in ſtädtiſche Anſtalten, über die in den Erläuterun⸗ gen zu Punkt 11 die Rede iſt. Zu den einzelnen Nummern bemerken wir, in⸗ dem wir auf die bei den Akten befindlichen genauen Berechnungen Bezug nehmen, ſoweit ſich die Not⸗ wendigkeit des Mehrbedarfs nicht ſchon aus den obigen allgemeinen Ausführungen ergibt, noch fol⸗ gendes: Zu 1. Das Etatsſoll beträgt 820 000 ℳ, der Verbrauch bis 28. Januar 1913 ⸗ 764 226 ℳ, der Bedarf für März für laufende Unterſtützungen 66 418 ℳ, für Sonderunterſtützungen bis Jahres⸗ ſchluß etwa 23 000 ℳ, zuſammen 89 418 ℳ, wovon etwa 5000 %ℳ nicht ausgezahlte Unterſtützungen aus dem letzten Vierteljahre abzurechnen ſind. Geſamt⸗ bedarf alſo 844 644 ℳ, ſo daß es einer Verſtärkung um rund 30 000 ℳ bedarf. 2 Zu 2 hat die Iſtausgabe ſchon 1911⸗ 4603,90 Mark betragen. Die Zahl der unterſtützten obdach⸗ loſen Familien iſt erneut gewachſen. 4 Zu 3—5. Die Zahl der in Pflege genommenen Kinder, die zu einem Teil allerdings nicht dauernd in ſtädtiſcher Pflege bleiben, wächſt ſtändig. Zu einem Teil iſt das, wie ſchon früher betont, auf das Beſtehen der Generalvormundſchaft und die ſchärfere .