— die zu errichtende neue Anſtalt nicht als ein beſon⸗ deres Gebäude, ſondern als einen Anbau zum Bürgerhauſe zu errichten. Dadurch wird erreicht, daß alle wirtſchaftlichen Einrichtungen des Bürger⸗ hauſes, die jetzt aus Anlaß des Neubaues des ge⸗ burtshilflichen Krankenhauſes eine weſentliche Ver⸗ größerung erfahren, auch für die neue Anſtalt mit⸗ benutzt werden können. Es bedarf daher weder der Einrichtung einer Küche noch einer Waſchküche, und die jetzigen Einrichtungen des Bürgerhauſes geſtatten auch, etwa notwendig werdende Operationen in dem bereits vorhandenen Operationszimmer der Anſtalt auszuführen. Dadurch wird — ganz abgeſehen von den Einrichtungskoſten — auch für den Betrieb der Anſtalt eine Vereinfachung und Verbilligung er⸗ zielt. Vorbehalten iſt, wenn für den weiteren Aus⸗ bau des Bürgerhauſes ſelbſt Anleihemittel verfügbar ſein werden, dieſen Teil wieder dem Bürgerhauſe zur Benutzung zu überweiſen und dann über die de⸗ finitive Anlage des Waiſenhauſes Entſcheidung zu treffen. Vorbehalten, aber noch nicht entſchieden iſt, das Waiſenhaus endgültig in einem zu er⸗ richtenden öſtlichen Seitenflügel des Bürgerhauſes, der von der Mollwitz⸗Straße oder der Privatſtraße am Auguſte Viktoria⸗Haus ſeinen be⸗ ſonderen Zugang erhalten kann, zu entwickeln. Da es aber nicht zweckmäßig erſcheint, dieſen Flügel jetzt ſchon zu erbauen und zwiſchen ihm und dem jetzigen Gebär deteil des Bürgerhauſes eine Lücke zu laſſen, die auch für den Betrieb weſentliche Erſchwerungen zur Folge haben würde, ſind wir dazu gekommen, die Entſcheidung der Frage über die endgültige An⸗ lage auszuſetzen und für die neue Anſtalt z u n äch ſt den an das alte Gebäude unmittelbar an⸗ grenzenden Bauteil zu benutzen. Den Vorentwurf für dieſen bis auf weiteres für Zwecke des Waiſenhauſes beſtimmten Bauteil legen wir der Stadtverordnetenverſammlung nun⸗ mehr zur Zuſtimmung vor. Wir hoffen, daß es mög⸗ lich ſein wird, den Neubau bis zum 1. Oktober 1914 fertigſtellen, und ſo durch die dann mögliche Heraus⸗ nahme der jetzigen Kinderſtation den für das Bürger⸗ haus dringend notwendigen Raum ſchaffen zu können. Für die Inneneinrichtung und Einteilung des neuen Bauteiles, der ſo geplant iſt, daß er ſpäter ohne Schwierigkeiten, d. h. unter Fortnahme einiger leicht konſtruierter Scheidewände und Vermauern einiger Fenſter in der Giebelwand auch für die Bür⸗ gerhauszwecke wird verwendet werden können, war von weſentlicher Bedeutung das Drogramm für die zu errichtende Anſtalt. Die Deputation für die Waiſenpflege hat ſich in eingehender Beratung damit beſchäftigt, und iſt zu folgenden Vorſchlägen gelangt, denen wir im weſentlichen beigetreten ſind: 1. Notwendig iſt unbedingt eine Anſtalt, d i e als Erſatz der jetzt im Bürger⸗ haus befindlichen Kinderſtation dient, d. h. eine Anſtalt zur vorübergehenden Aufnahme von Kindern, die einſtweilen unter⸗ zubringen ſind. 2. Nicht dringend nötig iſt zurzeit die Errich⸗ tung einer Anſtalt, in der — wie in allen be⸗ ſtehenden Waiſenhäuſern — Kinder vom 6. Jahre ab bis zur Schulentlaſſung dauernd er⸗ 3o ge n werden. Nachdenheutigenall⸗ gemeinen Anſchauungen hat für normale Kinder die Unterbringung in gut ausgewählten und ſorgfältig überwachten Fa⸗ milien wie beides bei uns der Fall iſt — al 3 die Regel zu gelten, während in Anſtalts⸗ 196 pflege nur ſolche Kinder unterzubringen ſind, die ſich aus beſonderen Gründen für Familien⸗ pflege nicht eignen. Für die verhältnis⸗ mäßig geringe Zahl ſolcher Kinder aber ſtehen der Waiſenverwaltung Anſtalten in Charlottenburg ſelbſt und in nächſter Nähe, und weitere in der Provinz in ſolchem Maße zur Verfügung, daß ſich bisher für die Errichtung einer ſolchen eigenen Anſtalt keiner⸗ lei Notwendigkeit ergeben har. Hinzukommt, daß, wenn eine ſolche Anſtalt einmal notwen⸗ dig werden ſollte, aus der Schwimmer⸗ ſchen Erbſchaft, deren Zinſen bisher ka⸗ pitaliſtert werden, Mittel zur Errichtung einer Anſtalt außerhalb Charlottenburgs zur Ver⸗ fügung ſtehen. Alle Kinder, die in ſtädtiſche Pflege genom⸗ men werden müſſen, ſind zun äch ſt in die Anſtalt aufzunehmen, um ſie in ihr auf ihren Geſundheitszuſtand und auf ihre geiſtigen und ſittlichen Eigenſchaften zu be⸗ obachten und danach die für ſie paſſende Pflegeſtelle auswählen zu können. Die gleiche Einrichtung iſt im Berliner Waiſen⸗ haus ſchon ſeit Jahren getroffen und hat ſich durchaus bewährt; bei uns geſchieht dies bis⸗ her nicht, obwohl es dringend wünſchenswert iſt. Da die Kinderſtation im Bürgerhaus ſchon jetzt zeitweiſe mit 40—50 Kindern belegt iſt, erſchernt es, unter Berückſichtigung der Aus⸗ führungen zu 3. notwendig, die neue Anſtalt ſo groß zu erbauen, daß ſie wenigſtens für eine Anzahl von Jahren dem Bedürfnis genügt. Nach Anſicht der Waiſenverwaltung wird eine Zahl von et wa 100 Betten dazu aus⸗ reichen. In der Anſtalt ſollen dauernd einzelne ſolche Kinder verbleiben, die ſich aus beſon⸗ deren Gründen (körperliche oder geiſtige Män⸗ gel uſw.) weder für die Familienpflege, noch für die Aufnahme in ein vorhandenes Waiſen⸗ haus eignen. Alle beſtehenden Waiſenhäuſer nehmen nur ſolche Kinder auf, die körperlich und geiſtig völlig geſund ſind. Um die Einſchleppung von Krank⸗ heiten zu vermeiden, iſt es weiter für notwendig erachtet worden, ebenſo wie das in dem großen neuen Berliner Waiſenhaus der Fall iſt, eine Ouarantäneſtation ein⸗ zurichten, in die jedes aufzunehmende Kind zu⸗ nächſt aufgenommen wird, um dort einige Tage, unter Umſtänden auch Wochen, vom Arzte be⸗ obachtet zu werden. Die bei der Kinderſtation im Bürgerhauſe ge⸗ machte Erfahrung, daß von außen beim Schul⸗ beſuch Krankheiten, namentlich Scharlach, ein⸗ geſchleppt worden ſind, die mehrfach zeitweiſe eine völlige Schließung der ganzen Station notwendig gemacht haben, hat die Deputation für die Waiſenpflege zum Vorſchlag veranlaßt, die in der Anſtalt befindlichen Kinder vom Be⸗ ſuch der Gemeindeſchulen fernzuhalten und ihnen in der Anſtalt ſelbſt einen Wiederholungsunterricht zu er⸗ teilen. Beſtimmend war dabei auch die Er⸗ wägung, daß die Kinder ſich faſt durchweg nur verhältnismäßig kurze Zeit in der Anſtalt be⸗ finden, und wenn ſie die Gemeindeſchule weiter men len, entweder die unter Umſtänder ene nach ihren früheren Schulen zu⸗ weiten